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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Corifanio

Name (modern):

bei Keremköy

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XV     Adrimitios     
Toponym nachher V     Elatia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Coryphanta

Barrington Atlas:

Koryphas (56 D3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Corifanio

Levi:

 

Ravennat:

Corriphania (p. 30,60); Orofanion (p. 91,25)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Frühester lit. Beleg bei Strabo, die Namensform ähnelt jedoch stärker derjenigen in den spätantiken Quellen.

Kommentar zum Toponym:

Namensform nur hier belegt.

Ähnlichste Namensformen:
- Corriphania Rav 2,18 p. 30,60
- Orofanion Rav 5,9 p. 91,25, verschrieben aus Corofanion
- Orphanion Guido 99

Ältere Namensformen:
- Κορυφαντίς Strabo 13,1,51 ἐν δὲ τῇ παραλίᾳ τῇ ἐφεξῆς αἱ τῶν Μιτυληναίων κῶμαι Κορυφαντίς τε καὶ Ἡράκλεια καὶ μετὰ ταῦτα Ἄττεα, εἶτ´ Ἀταρνεὺς καὶ Πιτάνη καὶ αἱ
τοῦ Καΐκου ἐκβολαί· ταῦτα δ´ ἤδη τοῦ Ἐλαϊτῶν κόλπου (Küstendorf der Mytilener südl. von Adramytteia nach dem Kap Pyrrha und dem verlassenen Kisthene, vor Herakleia, Attea, Artaneus, Pitane und der Kaikos-Mündung).
- Coryphas oppidum Plin. nat. 5,122 (coriphas a) unter den Städten Mysiens.

Eine Herleitung des Namens von κορυφή (Gipfel) wird von Stauber 1996, 167 mit Hinblick auf das Gelände des wahrscheinlichen Standortes verworfen, der einer Herleitung von dem Heroen Korybas, dem Sohn der Kybele und Vater der Korybanten, bzw. von einem dort oder in der Nähe befindlichen Korybantenheiligtum (Κορυβάντειον) den Vorzug gibt.

Eine Identität mit Corylenus, das laut Liv. 37,21,5 190 v. Chr. von Antiochos eingenommen wurde (Antiochus, postquam Romanos ad tuendum Adramytteum uenisse audiuit, ea quidem urbe abstinuit; depopulatus agros, Peraeam inde, coloniam Mitylenaeorum, expugnauit. Cotton et Corylenus et Aphrodisias et + Prinne + primo ímpetu captae sunt), die Stauber 1996, 167 mit Vorbehalt vorschlägt, ist nicht verifizierbar, da die übrigen von Livius genannten Orte der Umgebung sonst nicht belegt sind (s. Weißenborn – Müller comm. ad loc.).
Eine nicht mehr bewohnte Stadt namens Coryphanta wird in Bithynien bei Nikaia erwähnt von Plin. nat. 5,148 fuere Pythopolis, Parthenopolis, Coryphanta (cariphanta bzw. gariphanta in den Handschriften). Es handelt sich dabei offensichtlich entweder um einen Irrtum oder um einen anderen Ort mit ähnlichem Namen.
Von ItMiller 699 wird Corifanio fälschlich gleichgesetzt mit Διὸς ἱερόν Hierokl. synekd. 659.

Kleiner Ort (Strabo 13,1,51 κώμη; Plin. nat. 5,122 οppidum) und Station an der Küstenstraße, in Wirklichkeit südwestl. der vorigen Station Adramyttion im Süden der Bucht von Adraymttion, die auf der TP nicht eingezeichnet ist.
Plin. nat. 32,62 zitiert Mucianus (hist. 29,2f) für die dortigen berühmten Austern.

Lokalisierung:
Heute allgemein beim Dorf Keremköy, 8 km nordöstlich von Ayvalik aufgrund der Entfernungsangabe auf der TP von 15 Meilen von Adramyttion, wo Wiegand (1904, 261) die Ruinenstätte Eski Meserlik (Karamoglu-Tsakir) entdeckt haben will, für die er eine Identifizierung mit Koryphantis vorgeschlug. Hier fanden sich laut Wiegand über zwei Hügel hin ausgedehnte Siedlungsspuren, z. B. Reste eines spätröm. Granitaltars, außerdem spätantike Keramikscherben. Wiegands Beschreibungen der Topographie sind ungenau, aber Stauber 1996, 171 berichtet von einem alten Siedlungsplatz südwestl. von Keremköy. In der Nähe befinden sich Reste eines Brunnenhauses (?) und einer Brücke, beide vielleicht spätrömisch (s. Stauber 1996, 172f). Eine Identität mit Wiegands “Trümmerstätte” hält Stauber 1996, 174 für zweifelhaft, jedoch erachtet er eine Identifizierung mit Corifanio auf der TP als wahrscheinlich.
(s. Stauber 1996, 168 mit älterer Lit.; zu früheren Lokalisierungstheorien, namentlich durch Kiepert bei Gömeç, s. ibd. 174).
Im Dorf selber sind zahlreiche antike und byzantinische Spolien verbaut, z. B. (s. Stauber 1996, 175; Külzer 2016, 62).

Ältere Lit. bei Stauber 1996, 167 und 170.

Münzen: Umstritten wegen der geringen Bedeutung des Ortes, die eine eigene Münzprägung wenig wahrscheinlich macht, ist die Zuordnung der Kistophoren-Münze mit den Buchstaben ΚΟΡ (Imhoof-Blumer 2, Tf. V, Nr. 1) aus dem Jahre 137/6 v. Chr. Literatur und Forschungsdiskussion s. Stauber 1996, 168-170.

Meilenangabe nach Elatia: V (5).

Literatur:

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016), 49-68, hier: 62.

Miller, Itineraria 699;

Leaf, W.: Strabo on the Troad, Cambridge 1923, 266f.

Stauber, Josef: Die Bucht von Adramytteion. Band 1: Topographie, Band 2: Inschriften, literarische Testimonia, Münzen (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 50 und 51), Bonn 1996, Bd. 1, 167-177.

Ruge, Walther: Coryphanta, RE 4,2 (1901), 1666.

Wiegand, Theodor: Reisen in Mysien, Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung 29 (1904), 254-339, hier: 261f.
https://archive.org/details/mitteilungendesd29deut/page/260/mode/2up.

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Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 16:29


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1325 [zuletzt aufgerufen am 27.09.2024]

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