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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Themnum

Name (modern):

Nemrut Kalesi / Nemrutkale bei Gurice / Görece

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXXIII     Cyme     
Toponym nachher -     Smyrna     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

Temnos (56 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Themnum

Levi:

 

Ravennat:

Teinum (p. 30,56); Tenum (p. 91,22)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Archaik

Begründung zur Datierung:

Erstmals belegt bei Herodot, letztmalig (außerhalb antiquarischer Zusammenhänge) bei Hierokles.

Kommentar zum Toponym:

Zu lesen ist zweifelsfrei “Themnum” mit ItMiller 700 und den Herausgebern (nicht “Tyemnum”, wie Talbert http://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2223.html vorschlägt).
Die Schreibweise mit dem hyperkorrektem “Th” (statt Temnum), das sich nicht bei Rav und Guido findet, das folglich wohl auch noch nicht in der gemeinsamen Vorlage gestanden hat, dürfte auf einen spätantiken oder mittelalterlichen Kopierfehler zurückgehen.

Übliche Namensform:
- Τῆμνος, belegt seit Hdt. 1,149 Unter den elf verbliebenen Städten einer alten äolischen Dodekapolis in Asia Minor αἵδε (sc. πόλιές) δὲ <αἱ> Αἰολίδες, Κύμη ἡ Φρικωνὶς καλεομένη, Λήρισαι, Νέον Τεῖχος, Τῆμνος, Κίλλα, Νότιον, Αἰγιρόεσσα, Πιτάνη, Αἰγαῖαι, Μύρινα, Γρύνεια· αὗται ἕνδεκα Αἰολέων πόλιες αἱ ἀρχαῖαι; Xen. hell. 4,8,5 als nicht sehr große Stadt bezeichnet: Τῆμνος, οὐ μεγάλη πόλις, in der man leben konnte, ohne dem Perserkönig untertan zu sein; Polyb. 32,15,12 Prusias plündert den Apollontempel und brennt ihn nieder: ὁμοίως καὶ τὸ τοῦ Κυννείου Ἀπόλλωνος τέμενος τὸ περὶ Τῆμνον οὐ μόνον ἐσύλησεν, ἀλλὰ καὶ τῷ πυρὶ διέφθειρεν; Strabo 13,3,5 unter den zeitgenössischen äolischen Städten, gegründet entlang des Berglandes oberhalb von Kyme, Phokaia und Smyrna, Heimat des Rhetors Hermagoras: Ταῖς δὲ νῦν Αἰολικαῖς πόλεσιν ἔτι καὶ τὰς Αἰγὰς προσληπτέον καὶ τὴν Τῆμνον (ὅθεν ἦν Ἑρμαγόρας ὁ τὰς ῥητορικὰς τέχνας συγγράψας)· ἵδρυνται δ’ αἱ πόλεις αὗται κατὰ τὴν ὀρεινὴν τὴν ὑπερκειμένην τῆς τε Κυμαίας καὶ τῆς Φωκαέων καὶ Σμυρναίων γῆς, παρ’ ἣν ὁ Ἕρμος ῥεῖ; Pausan. 5,13,7 Aphroditestandbild aus Myrtenholz, der Sage nach gestiftet von Pelops anlässlich seiner Brautwerbung um Hippodameia: διαβάντι δὲ Ἕρμον ποταμὸν Ἀφροδίτης ἄγαλμα ἐν Τήμνῳ πεποιημένον ἐκ μυρσίνης τεθηλυίας· ἀναθεῖναι δὲ Πέλοπα αὐτὸ παρειλήφαμεν μνήμῃ, προϊλασκόμενόν τε τὴν θεὸν καὶ γενέσθαι οἱ τὸν γάμον τῆς Ἱπποδαμείας αἰτούμενον; Hierokl. synekd. 661,1 als Stadt der Provinz Asia; Steph. Byz. s. v. Τῆμνος: Namensaition von τέμνειν („zerschneiden“) mit Gründungssage, derzufolge der Stadtgründer Malaos die äoloische Stadt einem Orakelspruch folgenden dort erbaute, wo die Achse seines Wagens zerbrochen war: πόλις τῆς Αἰολίδος. ὁ Μαλαὸς γὰρ ἔλαβε χρησμόν, ὅπου ἂν ὁ τοῦ ἅρματος ἄξων διατμηθῇ, πόλιν κτίσαι. καὶ διατμηθέντος τοῦ ἄξονος κτίζει. ὁ πολίτης Τημνίτης.
- Temnos Plin. nat. 5,119 Kleinstadt am rechten Ufer des Hermus, an dessen ehemaliger Mündung (in der Annahme, dass die angrenzende Ebene früher vom Meer bedeckt gewesen sei, s. dazu Ramsay 1881, 286f): fuit in ore eius oppidum: Temnos, nunc in extremo sinus Myrmeces scopuli; 5,121 unter den Städten im Inneren Äoliens: intus Aegaeae, Itale, Posidea, Neon Tichos, Temnos. in ora autem Titanus amnis et civitas ab eo cognominata
- sonst wie auf der TP in lateinischer Flexion,: Lokativ Temni Cic. Flacc. 42; Flacc. 44f zur äußerst gründlichen und effizienten Finanzverwaltung der Stadt, besorgt von fünf Praetoren, drei Quaestoren und vier vom Volk gewählten Bankherren: 44 Cum civitate mihi res est acerrima et conficientissima litterarum, in qua nummus commoveri nullus potest sine quinque praetoribus, tribus quaestoribus, quattuor mensariis, qui apud illos a populo creantur; Richtungsakk. Temnum Cic. Flacc. 46; Abl. separativus Temno Cic. Flacc. 51.

Aiolische Nebenform, vielleicht in Fortsetzung der einheimischen Variante (s. Zgusta 1984, 616):
Τᾶμνος, belegt auf Münzen des 4. Jh.s v. Chr. und hellenist. Inschriften, z. B. I.Perg.
5 = Staatsverträge 555, Ende 3. Jh. v. Chr. (s. dazu Rubinstein 2004, 1050).

Verschreibungen:
Teinum
- Teinum Rav 2,18 p. 30,56 Teon – Smurna – Teinum – Cymme - Mirina
- Tenum Rav 5,9 p. 91,22 Teum – Smirna – Tenum – Cime – Mirimna
- Tennon Guido 98 Teum – Smirna – Tennon - Sime - Mirea

Themnum ist - ebenso wie 8B4 Attalia - verzeichnet; eigentlich gehört es auf die darüber liegende Straße, die Thyateira (8B4 Tyatira) mit 8B4/5 Smyrna verbindet. Temnos lag in Wirklichkeit deutlich im Landesinnern in einem ausgedehnten Waldgebiet, gut 28 km nördlich von İzmir (s. Külzer 2016, 62f). Dass Rav und Guido (s. o.) die gleiche Ortsabfolge, nur in umgekehrter Reihenfolge, bieten, legt die Vermutung nahe, dass der Fehler schon in der gemeinsamen spätantiken Vorlage vorlag, vermutlich einer Karte.

Aiolische Stadt im SO des Dumanlı Tepe am rechten Ufer des Hermos, wo der Fluß in der Antike einmal in die Ägäis mündete (Plin. nat. 5,119).
Obwohl nicht Mitglied des Attisch-Delischen Seebundes, konnte Temnos im 5. und 4. Jh. v. Chr. seine Unabhängigkeit vom persischen Großkönig wahren (Xen. hell. 4,8,5). Anscheinend schon zu Ende des 3. Jh. v. Chr. unter der Herrschaft der Attaliden (isopoliteía -Vertrag mit Pergamon StV 2,555). 218 v. Chr. durch König Attalos I. von Pergamon nach Abfall zu Achaios mit anderen aiol. Städten wieder unterworfen (Polyb. 5,77,4). 155 v. Chr. ließ Prusias II. das Heiligtum des Apollon Kynneios plündern (Polyb. 32,15,12; zu den außenpolit. Beziehungen der Stadt im Spiegel der Inschriftenfunde s. Herrmann 1979). Aufgrund der Schäden durch das Erdbeben von 17 n. Chr. Abgabenbefreiung und großzügige Aufbauhilfen durch Tiberius (Tac. ann. 2,47.3; OGIS 471; weitere Belege s. Keil, RE 461). Von hier stammte der Redner Hermagoras (s. Olshausen, DNP; Keil, RE 461).
Eigene Münzprägung bis Gallienus (253 – 268 n. Chr.), jedoch deutet der archäolog. Befund auf einen Bedeutungsverlust in der Kaiserzeit.
Bis ins 5. Jh. als Bistum belegt, letztmalig (außerhalb antiquarischer Kontexte) erwähnt bei Hierokl. synekd. 661,1 (s. Keil, RE 461f).

Lokalisierung erstmals durch Ramsay 1881 aufgrund der Analyse der antiken Quellen und der Funde von Resten einer Akropolis auf einem massiven Felsen und Gebäuderesten östl. davon, darunter Reste eines Tempels. Die Identifizierung wurde später durch Inschriftenfunde bestätigt (s. dazu Herrmann 1979, 239f mit Literatur).

Systematische Ausgrabungen erfolgten von 2006 bis 2009 im Rahmen des Temnos (Görece Kale - Southern Aeolis) research projects unter der Leitung von Giuseppe Ragone.
Grabungsberichte unter https://www.uniroma3.it/en/persone/R2dZdC81QkF5QUJpUW5qdzNDbWNFaFJHTXNZNElmeVNjbDByOHJTUjZvND0=/ricerca/

Grabungsbericht von 2007 unter http://swbplus.bsz-bw.de/bsz307453197inh.pdf;jsessionid=A28409D5936810B9C35BED421CA9E213?1354862411677

Münzen: Matthaei 2013.

Meilenangabe nach Smyrna: fehlt.





Kommentar (Talbert):
The second letter can hardly be read as "h".

Miller, Itineraria, Sp. 700:
Themnum, Teinum oder Tenum (Ra), sonst Temnus, Tennon (Gu), ὁ Τῆμνος (Ad, Xen, Polyb, St, Paus, Pl, Hl), am westlichen Ufer, nach Pl. an der Mündung des Hermus; litt auch durch des Erdbeben unter Tiberius (Tac);
j. Menimen? Nach der Entfernung der Ta zwischen Menimen Iskelessi und Burnaba anzusetzen.
In Menemen wurde 1 Meilenstein gefunden: ἀπὸ Σμύρνης M. 7 (CIL III 6095 = 7201/02). In Smyrna 1 Meilenstein gefunden mit Entfernung 2: CIL III 478.
[ca. 12 mp].

Literatur:

Heller, Anna: C. Asinius Gallus hagnos à Temnos. La rhétorique civique face au pouvoir romain, in: Müller, Christel/Suspène, Arnaud (Hgg.): Philorhômaios kai philhellèn: hommage à Jean-Louis Ferrary, Genève 2019, 501-520.

Herrmann, Peter: Die Stadt Temnos und ihre auswärtigen Beziehungen in hellenistischer Zeit, Istanbuler Mitteilungen 29 (1979), 239-271.

Keil, J.: Temnos, RE II 5,1 (1934), 461f.

Külzer, Andreas: Zwischen Europa und Asien: Zur Darstellung der thrakischen Chersones und des westlichen Kleinasien auf der Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum 14 (2016), 49-68, hier: 62f.

Matthaei, Albrecht: Münzbild und Polisbild: Untersuchungen zur Selbstdarstellung kleinasiatischer Poleis im Hellenismus (= Münchner Studien zur Alten Welt 3), München 2013, 66.

Miller, Itineraria, Sp. 700.

Müller, D.: Topographischer Bildkommentar zu den Historien Herodots. Kleinasien
und angrenzende Gebiete mit Südostthrakien und Zypern, Tübingen 1997, 731.

Olshausen, Eckart, “Temnos”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 16 February 2021
First published online: 2006.

Ragone, G.: Ricerche nella bassa valle dell’Ermo (Herakleia, Melampagos, Larisa Φρικωνíς, Temnos), in: Lombardo, M./Marangio, C. (Hgg.): Antiquitas. Scritti di storia antica in onore di Salvatore Alessandrì, Galatina 2011, 271-291.

Ramsey, W. M.: Contributions to the History of Southern Aeolis, Journal of Hellenic Studies 2 (1881), 271-308, hier: 284-292.
https://archive.org/details/journalofhelleni02soci/page/284/mode/2up.

Robert, L.: Études anatoliennes. Recherches sur les inscriptions grecques de l´Asie
Mineure (= Études Orientales, publiées par l´Institut français d´archéologie de Stamboul
5), Paris 1937, 90.

Rubinstein, Lene: 832. Temnos, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1050.

Saba, Sara: Isopoliteia in Hellenistic times (= Brill Studies in Greek and Roman Epigraphy 14), Leiden – Boston 2020, 103-107; 113-115.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 616 mit Anm. 766.

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Letzte Bearbeitung:

19.10.2023 09:33


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1330 [zuletzt aufgerufen am 18.09.2024]

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