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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Isaria

Name (modern):

? Zengibar Kalesi

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXIIII     Taspa     
Toponym nachher XV     Animurio     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Isaura; Leontopolis 2

Barrington Atlas:

Isaura (Nova)/Leontopolis (66 A2)

TIR / TIB /sonstiges:

Leontopolis/Ἴσαυρα [Παλαιά] (TIB 4, 198f)

Miller:

Isaria

Levi:

 

Ravennat:

Colonia Isauria (p. 30,2)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἴσαυρα (Ἰσαυρία) (5,4,12)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Römische Republik

Begründung zur Datierung:

Ortsname erstmals erwähnt bei Sall. und Strabo, allerdings lässt die fehlende Spezifierung (ob Isaura vetus oder nova) und die Graphie vielleicht eher auf ein spätere Zeit (Spätantike?) schließen.

Kommentar zum Toponym:

Bei „isaria“ handelt es sich offenbar um eine Verschreibung aus „Isaura“.

Die monophthongische Graphie Ἴσαρα findet sich noch einmal
auf einer Inschriften aus christl. Zeit (sp. 3. oder eher 4. Jh.), s. Ramsay 1904, 261f (Dorla, heute: Aydoğmuş) = KILyk I 406 [ο]ἳ γῆν εὐτειχέα ναῖον Ἴσαρα, dort wohl als Steinmetzfehler, da das Metrum den Diphthong erfordert (so jedenfalls Zgusta 1984, 200).

„Isauria“ bezeichnet eigentlich die Landschaft, das Gebiet der Isaurer, deren Hauptort Isaura war. Zu „Isauria“ im Bezug auf den Ortsnamen vgl.:
- Colonia Isauria Rav 2,17 p. 30,2 Celenderis – Colonia Isauria – Garbriando
- Ἴσαυρα (Ἰσαυρία), Ptol. 5,4,12 aufgeführt unter den Städten der Isauria
– Hist. Aug. 14 tyr. trig. 26,3 Palatium in arce Isauriae constituit.

Erste Erwähnung des Ortes als „(Stadt) der Isaurer“ bei Diodor 18,22,2 τὴν δὲ τῶν Ἰσαυρέων (sc. πόλιν), οὖσαν ὀχυρὰν καὶ μεγάλην, eine wohlbefestigte und große Stadt (unklar ob es sich um παλαιά oder νέα, also Alt- oder Neu-Isaura laut Tomaschitz, DNP; Ruge dagegen bezieht die Nachricht auf Alt-Isaura).

- Der Ortsname Isaura selbst ist literar. belegt Sall. hist. frg. 2,87B,9f Reynolds mox Isaura Nova legati pacem [m]orantes venere obsides que et iussa facturos promittebant. Zuvor in frg. 2,87AB war von der Zerstörung wohl von Isaura vetus die Rede (s. ed. Reynolds, index nominum S. 243).
- Isaura Frontin strateg. 3,7,1 P. Seruilius Isauram oppidum, flumine ex quo hostes aquabantur auerso, ad deditionem siti conpulit; Plin. nat. 5,94 unter den Binnenstädten der Isaurier: oppida eius intus Isaura, Clibanus; Amm. Marc. 14,8,2 Isaura enim antehac nimium potens / olim subuersa ut rebellatrix interniciua aegre uestigia claritudinis pristinae monstrat admodum pauca (früher übermächtige Stadt, jetzt als unterworfene Rebellin nur noch ein Schatten ihrer früheren Größe).
- griech. Ἴσαυρα, τὰ oder seltener ἡ (s. Ruge, RE s. v. Isaura, 2055) ist literar. belegt seit Strabo, z. B. 12,6,2 (zu Lykaonia nahe der Grenze zu Kappadokia) Τῆς δὲ Λυκαονίας ἐστὶ καὶ ἡ Ἰσαυρικὴ πρὸς αὐτῷ τῷ Ταύρῳ ἡ τὰ Ἴσαυρα (ἰσαυρία codd.) ἔχουσα κώμας δύο ὁμωνύμους, τὴν μὲν παλαιὰν καλουμένην, <τὴν δὲ νέαν, (coni. Meineke)> εὐερκῆ· ὑπήκοοι δ’ ἦσαν ταύταις καὶ ἄλλαι κῶμαι συχναί. λῃστῶν δ’ ἅπασαι κατοικίαι, παρέσχον δὲ καὶ Ῥωμαίοις πράγματα καὶ τῷ Ἰσαυρικῷ προσαγορευθέντι Πουβλίῳ Σερουιλίῳ …; zwei komai in der Landschaft Isaurika, nämlich Alt- und Isaura, denen viele andere Dörfer unterstanden, die den Römern zusetzten, bis die Gegend von Publius Servilius, genannt Isauricus, unterworfen wurde; 12,6,3 (beide Orte waren dem Amyntas von den Römern überlassen worden, der Isaura palaia zerstörte und dort begann, seine Residenz zu errichteten, jedoch vor Abschluss von den Kilikiern getötet wurde); 14,3,3; 14,5,1; z. B. auch Vita sancti Cononis Isauriae, pass.; Basil. epist. 190,1; Steph. Byz. Ἰσαυρία· μεταξὺ Λυκαονίας καὶ Κιλικίας πρὸς τῷ Ταύρῳ. καὶ πόλις <Ἴσαυρα οὐδετέρως>, Χάραξ (Charax BNJ 103 F 57) δὲ θηλυκῶς.
CIG 4382-4392.

Isaura war der Name der beiden Vororte der Landschaft Isauria: der älteren Stadt, Ἴσαυρα παλαιά, heute: wohl Zengibar Kalesi und der neueren, Ἴσαυρα νέα, Lokalisierung umstritten (aktuelle Hypothesen: Bozkır, ehem. Siristat, oder Aydoğmuş, ehem. Dorla; zur Forschungsdiskussion s. Pilhofer 2021, 488-490).
Andere Hypothesen setzen Ἴσαυρα νέα bei Zengibar Kalesi an und Palaia Isaura bei Bozkır (z. B. BAtlas; Hall 1972; Breytenbach 2017, 42; 192).
Eine Verschmelzung der beiden Orte, die in den literar. Quellen nach Strabo nicht mehr differenziert werden, in einer Sympolitie zur Zeit Vespasians vermutet im Gefolge von Ramsay 1941 u. a. Doğanay 2016, der aufgrund archäolog. Funde beide Isauras auf demselben Bergrücken lokalisiert (weitere Lit. zur Frage s. Pilhofer 2021, 490).

Eine Identität mit Leontopolis (der Name erscheint ab Ende 5. Jh. n. Chr.) wird vermutet u. a. augrund einer Verfügung von Kaiser Zenon (Cod. Iustin. 1,3,35(36),3), dass das zu Ehren des Hl. Konon kürzlich zur Stadt erhobene Leontopolis für immer dem Bischof von Isauropolis unterstellt sein solle. Dass die Wirkungsstätte des Hl. Konon Isaura Palaia war, gab zu der Hypothese Anlass, dass Leontopolis dessen Nachfolgesiedlung war (so etwa TIB 199); dagegen identifiziert BAtlas 1016 Leontopolis mit Isaura Nea. Pilhofer 2021 (bes. 498f und 501- 503) identifiziert Leontopolis dagegen mit dem 3 km entfernten Bidana, Konons Geburtsort und Aufbewahrungsstätte seiner Reliquien).

Umstritten ist auch eine Gleichsetzung von Isaura Palaia mit der Bischofsstadt Ἰσαυρό- bzw. Ἰσαυρούπολις (so mit Fragezeichen BAtlas S. 1016), letztmals erwähnt bei Hierokl. synekd. 675,12), das jedoch von TIB 180f mit Isaura Nea identifiziert und beim heutigen Aydoğmuş lokalisiert wird (s. dazu Pilhofer 2021, 499f mit Quellen und Literatur, der für eine Identität argumentiert, u. a. weil Isaura und Isauropolis in der Vita des Hl. Konon nebeneinander für den selben Ort verwendet werden (z. B. Das Martyrium des Konon von Bidana in Isaurien13 p. 108 ed. Pilhofer; weitere Stellen ibd. S. 46 Anm. 14).

In Wirklichkeit südwestl. der vorangehenden Station Taspa.

Iasaura (Palaia ?) lag, falls die Lokalisierung in Zengibar Kalesi zutrifft (was die archäolog. Reste und Inschriftenfunde nahelegen, s. Pilhofer 2021, 488f mit Lit.), auf einem zerklüfteten, besonders nach SO durch Steilhänge natürlich gesicherten Bergrücken mit drei Haupterhebungen (s. TIB 199).
Isaura (Palaia?) wurde 322 v. Chr. von Perdikkas belagert und von den Bürgern nach tapferen Wiederstand selbst eingeäschert, wonach Perdikkas plündernde Soldaten große Mengen an Gold und Silber in den Trümmern fanden, entsprechend dem großen Reichtum der vormals bedeutenden Stadt (Diodor 18,22,2).
Nach der Schlacht von Actium fiel die Landschaft Isauria dem Galaterkönig Amyntas zu, der Isaura Palaia zerstörte und an dessen Stelle anfing, eine Residenz zu errichten (Strabo 12,6,3; s. Tomaschitz, DNP); die erst nach seinem Tod vollendeten Befestigungen wurden mit wenigen Änderungen noch in byzantin. Zeit weiterbenutzt (s. TIB 199).
Nach Amyntas‘ Tod 25 v. Chr. Teil der neu eingerichteten Prov. Galatia. Seit 138 n. Chr. zu den gemeinsam verwalteten Eparchien Kilikia, Isauria und Lykaonia (OGIS 576). Im 3. Jh. Residenz des Gegenkaisers Trebellius (Hist. Aug. 14 tyr. trig. 26,3).
Anf. des 4. Jh. Teil der neuen Prov. Isauria, die auch die südl. Lykaonia und die Kilikia Tracheia umfaßte (s. Tomaschitz, DNP mit Lit.).
Eine erste Hochblüte von der Kaiser- bis Anf. der byzantin. Zeit belegen archäolog. Funde und der Titel Metropolis, dokumentiert auf Münzen von Severus bis Mamaea (z. B. Head HN² 721, s. Ruge, RE 2055 mit weiteren Beispielen), der ehrenhalber noch in frühbyz. Quellen genannt wird, etwa zum Konzil von Nikaia 325, bei dem die Stadt durch den Bischof Silvanus vertreten wurde (z. B. Gelzer Patr. Nik. 113, Nr. 177, s. TIB 198 mit weiteren Quellen).
Einen Niedergang Mitte 4. Jh. aufgrund der Isaurierunruhen (Amm. Marc. 14,8,2) mit Verlust des Stadtrecht und des Bischofssitzes vermutet TIB 198, angezweifelt von Pilhofer 2021, 492-497.
Wirkungsstätte des regional bedeutenden Hl. Konon von Bidana.

Archäolog. Reste: z. B. hellenistische Stadtanlage mit Befestigung, Akropolis, Agora mit repräsentativer Architektur wie mehreren Ehrenbögen, u. a. für Hadrian, mehrere Kirchen und Nekropole, s. Swoboda et al. 1935; Verzone 1959; Doğanay 2016.

Inschriften und literar. Quellen: Alkan 2020.

Meilenangabe nach Animurio: XV (15).
Die Weiterführung rote Straßenlinie ein Stück weiter horizontal nach rechts, die dann plötzlich abbricht, scheint auf einem Irrtum eines Zeichners oder Kopisten zu beruhen, der erst zu spät merkte, dass die Verbindung nach links unten zu Animurio verlaufen musste.
(s. auch Talberts Kommentar https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2344.html).

Die Meilenangabe ist viel zu gering. Wie ItMiller 732 bemerkt, fehlen einige Stationen, darunter vielleicht Astra und „ohne Zweifel“ Germanicopolis.





Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Animvrio
The onward stretch proceeds vertically rather than horizontally. For whatever reason, the distance figure is far too low; see BAtlas Map 66.

Miller, Itineraria, Sp. 731:
Isaria, Colonia Isauria (Ra), Isaura - τὰ Ἴσαυρα (St, Diod, Pt), Isaura – Isaurae (Am); die reiche, feste, starkbevölkerte Hauptstadt Isauriens, am Fuß des Gebirges gelegen; nach Diod. Weihten die Einwohner sich samt ihrer Habe den Flammen, als sie die Erstürmung der Stadt durch die Truppen des Perdiccas nicht mehr verhindern konnten, und man fand in der Asche noch große Massen geschmolzenen Goldes und Silber; sie wurde wiederaufgebaut, von Servilius, welcher den Beinamen Isauricus erhielt, aber wieder zerstört. König Amyntas von Galatien erbaute aus den Trümmern in der Nähe der alten Stadt das neue Isaura (St, Treb. Poll. Ar. Agr. c. 25), Isauropolis (Hl, Conc Cholc), im 3. Jahrhundert Residenz des Gegenkaisers Trebellianus; j. Ruinen Zengibarkalessi (Sterret 1888 III, 103) bei Hadschilar, östlich von Ulubanar; Triumphbogen des Hadrian. Iss: CIL III 6784. 6785.

Literatur:

Alkan, Mehmet: Zengibar kalesi (Isaura) araştırmaları 1 - antik kaynaklar ve epigrafik buluntular, İstanbul 2020.

Belke, Klaus: Von Isaura zu Leontopolis, in: Borkopp, Birgitt/Steppan, Thomas (Hgg.): ΛΙΘΟΣΤΡΩΤΌΝ – Studien zur byzantinischen Kunst und Geschichte. Festschrift für M. Restle, Stuttgart 2000, 5–16.

Breytenbach, Cilliers/Zimmermann, Christiane: Early Christianity in Lycaonia and adjacent areas: from Paul to Amphilochius of Iconium, Leiden – Boston 2018, 190-213.

Burgess, W. D.: Isaurian names and the ethnic identity of the Isaurians, Ancient World 21 (1990), 109-121.

Doğanay, Osman: Zengibar Kalesi (İsaura) 2010–2015 yılları yüzey araştırmaları: İlk sonuçlar ve düşünceler, Idil 5 (2016), 389–408.

Feld, Karl: Barbarische Bürger. Die Isaurier und das Römische Reich (= Millenium-Studien 8), Berlin, 2005, 19–25.

Hall, Alan S.: New Light on the Capture of Isaura Vetus by P. Servilius Vatia, in: Akten
des VI. Internationalen Kongresses für Griechische und Lateinische Epigraphik, München 1972 (= Vestigia 17), München, 1973, 568–571.

Magie, David: Roman Rule in Asia Minor. To the End of the Third Century after Christ. Band 1: Text, Band 2: Notes, Princeton 1950, 1170–1172.

Miller, Itineraria, Sp. 731.

Mitchell, Stephen: Iconium and Ninica. Two double communities in Roman Asia Minor, Historia 28 (1979), 409-438.

Pilhofer, Philipp: Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland (= Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 184), Berlin 2018.

Pilhofer, Philipp: Leontopolis: Kaiserstadt ohne Bischof?, in: Zeitschrift für Antikes Christentum 25/3 (2021), 479–506.

Ramsay, A. Margaret: The Early Christian Art of Isaura Nova, Journal of Hellenic Studies
24 (1904), 260-292.

Ramsay, William M.: The Social Basis of Roman Power in Asia Minor, Aberdeen 1941, 228–232.

Ruge, W.: Isaura, RE 9,2 (1916), 2055f.

Ruge, W.: Leontopolis 2, RE 12,2 (1925), 2053.

Sağir, Mehmet /Uğur Aydın, Aslı: Bozkır´ın Kalesi Zengibar Kalesi, in: Karaman, Abdullah (Hg.): Yerel Turistik Değerler, Aralik 2017, 73-91.

Swoboda, Heinrich/Keil, Josef/Knoll, Fritz (Hgg.): Denkmäler aus Lykaonien, Pamphylien und Isaurien. Ergebnisse einer im Auftrage der Gesellschaft von Julius Jüthner, Fritz
Knoll, Karl Patsch und Heinrich Swoboda durchgeführten Forschungsreise, Brünn 1935, 119–143.

Tomaschitz, Kurt (Wien), “Isauria, Isauroi”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 12 March 2022
First published online: 2006.

Verzone, Paolo: Isaura Vetus (Palaia Isaura), Palladio 9 (1959), 1–11,

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 200.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:07


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