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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Apamea ciboton

Name (modern):

Dinar

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXXVI     Euforbio     XIIII     Ad Vicum     
Toponym nachher XXIIII     Appollonia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

9B1

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Kelainai (DNP)

RE:

Apameia 6; Kelainai

Barrington Atlas:

Apamea (65 D1)

TIR / TIB /sonstiges:

Apameia (TIB 7, 188f)

Miller:

Apamea ciboton

Levi:

Apamea ciboton (A,I,2)

Ravennat:

Apamea Cyuoton (p. 30,41)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἀπάμεια Κιβωτός* (5,2,25)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Namenskombination in der Literatur so ähnlich seit Ptol. belegt.

Kommentar zum Toponym:

Die Namensform mit Apamea (Nomintativ?) in Verbindung mit dem Beinamen ciboton im Richtungsakkusativ (oder Neutrum Nominativ?) ist nur hier belegt.

Ähnliche Namensformen:
Der Beiname Κιβωτός ist auf Münzen seit dem 2. Jhdt. v. Chr. belegt.
- In der Literatur wurde Ἀπάμεια Κιβωτός* in exakt dieser Wendung erstmals verwendet von Ptol. 5,2,25 (als Stadt in Großphrygien).
- Ἀπάμεια ἡ Κιβωτὸς Strabo 12,8,13 εἶτ´ (d. h. nach Synnada) Ἀπάμεια ἡ Κιβωτὸς λεγομένη …, αἵπερ εἰσὶ μέγισται τῶν κατὰ τὴν Φρυγίαν πόλεων (eine der größten Städte Phrygiens)
- verschrieben zu Apamea Cyuoton Rav 2,18 p. 30,41 (cynoton A).
- Münzen mit Kiste auf dem Revers (z. B. BMC Phrygia, 96, Nr. 155-158; weitere Beispiele bei Cohen 1995, 284).
Zu Erklärungsversuchen des Beinamens Κιβωτός („Kiste“), vielleicht aufgrund der Bedeutung als Handelzentrum s. Habicht 1970, 81; Magie 1950, 983f; später assoziativ mit der Landung der Arche Noah in Verbindung gebracht, die in der Septuaginta (z. B. Gen 6,15) ebenfalls als κιβωτός bezeichnet wird. Weitere Literatur zur Namensdeutung bei Cohen 1995, 284f.

Apamea ohne Zusatz:
z. B. Cic. fam. 3,8,3 (Cicero nahm hier auf dem Weg von Ephesos nach Kilikien an einem conventus teil): cum enim Laodiceae, cum Apameae, cum Synnadis, cum Philomeli, cum Iconi essem, quibus in oppidis omnibus commoratus sum, omnes iam istius generis legationes erant constitutae; Liv. 37,44,6 u. ö.; Plin. nat. 5,127 Isidorus Arieneos et Capreatas, ubi sit Apamea condita a Seleuco rege inter Ciliciam, Cappadociam, Cataoniam, Armeniam, et quoniam ferocissimas gentes domuisset, initio Dameam vocatam (schreibt die Neugründung Apameas fälschlich dem Seleukos zu statt Antiochos I.); Amm. Marc. 14,8,8 hanc nobilitat … et Laodicea et Apamea, itidemque Seleucia, iam inde a primis auspiciis florentissimae (neben Laodicea und Seleucia als eine der blühendsten Städte erwähnt).

Älterer Name:
- Κελαιναί, der ältere Name wurde von Dichtern und Prosaautoren bis in byz. Zeit weiterverwendet, z. B. Xen. an. 1,2,7 ἐντεῦθεν ἐξελαύνει σταθμοὺς τρεῖς παρασάγγας εἴκοσιν εἰς Κελαινάς, τῆς Φρυγίας πόλιν οἰκουμένην, μεγάλην και εὐδαίμονα; Strabo 12,8,18 erklärt den die alten Namen („dunkel“) als Benennung nach Kelainos, dem Sohn des Poseidon (Münzen der Stadt stellen aber Zeus und Dionysos Kelaineus dar, Drew-Bear DNP) und den Kult des Meeresgottes in einer Binnenstadt mit wiederholten Zerstörungen durch Erdbeben (einmal mit Wiederaufbauhilfe durch Mithridates), alternativ nach einem dunklen, brennbaren Gestein; Paus. 10,30,9 (Marsyas-Sage); weitere Quellen bei Ruge, RE 133f.
- Als zwei verschiedene Orte an der Grenze Phrygiens aufgeführt bei Theopomp BNJ 115 F 391 ap. Strab. 13,4,12 (4. Jh. v. Chr.) τὰ πρὸς ταῖς Κελαιναῖς καὶ τῆι Ἀπαμείαι

Zur Umbenennung von Kelainai (zur Etymologie Zgusta 1984, 244) in Apameia:
- Strabo 12,8,15 Ἀπάμεια δ´ ἐστὶν ἐμπόριον μέγα τῆς ἰδίως λεγομένης Ἀσίας, δευτερεῦον μετὰ τὴν Ἔφεσον· αὕτη γὰρ καὶ τῶν ἀπὸ τῆς Ἰταλίας καὶ τῆς Ἑλλάδος ὑποδοχεῖον κοινόν ἐστιν. ἵδρυται δὲ ἡ Ἀπάμεια ἐπὶ ταῖς ἐκβολαῖς τοῦ Μαρσύου ποταμοῦ. καὶ ῥεῖ διὰ μέσης τῆς πόλεως ὁ ποταμὸς τὰς ἀρχὰς ἀπὸ τῆς ** πόλεως ἔχων … ἄρχεται δὲ (sc. der Mäander) ἀπὸ Κελαινῶν, λόφου τινός, ἐν ᾧ πόλις ἦν ὁμώνυμος τῷ λόφῳ· ἐντεῦθεν δ´ ἀναστήσας τοὺς ἀνθρώπους ὁ Σωτὴρ Ἀντίοχος εἰς τὴν νῦν Ἀπάμειαν τῆς μητρὸς ἐπώνυμον τὴν πόλιν ἐπέδειξεν Ἀπάμας, ἣ θυγάτηρ μὲν ἦν Ἀρταβάζου, δεδομένη δ´ ἐτύγχανε πρὸς γάμον Σελεύκῳ τῷ Νικάτορι. ἐνταῦθα δὲ μυθεύεται τὰ περὶ τὸν Ὄλυμπον καὶ τὸν Μαρσύαν καὶ τὴν ἔριν ἣν ἤρισεν ὁ Μαρσύας πρὸς Ἀπόλλωνα. ὑπέρκειται δὲ καὶ λίμνη φύουσα κάλαμον τὸν εἰς τὰς γλώττας τῶν αὐλῶν ἐπιτήδειον (ἐξ ἧς ἀπολείβεσθαί φασι τὰς πηγὰς ἀμφοτέρας, τήν τε τοῦ Μαρσύου καὶ τὴν τοῦ Μαιάνδρου); Steph. Byz. s. v. Ἀπάμεια: ἔστι καὶ τῆς μικρᾶς Φρυγίας, ἥτις ἐκαλεῖτο Κελαιναί.
- Liv. 38,13,5 Celaenae urbs caput quondam Phrygiae fuit; migratum inde haud procul ueteribus Celaenis, nouaeque urbi Apameae nomen inditum ab Apama sorore Seleuci regis (Gründungsgeschichte fehlerhaft, s. dazu Cohen 1995, 282 mit Lit.; es folgt die Marsyas-Sage) … famaque ita tenet Celaenis Marsyan 7 cum Apolline tibiarum cantu certasse. Maeander ex arce summa Celaenarum ortus, media urbe decurrens …; Plin. nat. 5,106 tertius Apameam vadit, ante appellatam Celaenas, deinde Ciboton. sita est in radice montis Signiae, circumfusa Marsya, Obrima, Orba fluminibus in Maeandrum cadentibus. Marsyas ibi redditur, ortus ac paulo mox conditus. ubi certavit tibiarum cantu cum Apolline, Aulocrene est; ita vocatur convallis, X̄ p. ab Apamea Phrygiam petentibus. ex hoc conventu deceat nominare Metropolitas, Dionysopolitas, Euphorbenos, Acmonenses, Peltenos, Silbianos, reliqui ignobiles VIIII.
Weitere Belege bei Hirschfeld, RE 2664f.

Weitere Namensform:
- Ὁπάμια Hierokl. synekd. 673,4 (ὁπάμεια H; ἀπάμεια O) als Stadt in Pisidien.

Wie auch die TP erkennen lässt, handelte es sich um einen strategisch günstig gelegenen Verkehrsknotenpunkt an der Verbindung von Phrygia und Pamphylia nach Lydia und Ionia, in östl. Richtung über Sozopolis nach Antiocheia in Pisidien und Ikonikon (9B2 yconio), nach NO über Metropolis Richtung Synada (s. TIB 188; Cohen 1995, 281; 8B4 Synnada ist auf der TP fälschlich links von Apamea ciboton eingezeichnet).
Gelegen unterhalb der älteren, auf den gleichnamigen Hügel gelegenen Stadt Kelainai bei den Quellen des Maiandros und des Marsyas. Von diversen Flüssen und Quellen, die von verschiedene Autoren in Verbindung mit Kelainai/Apameia erwähnt werden (Menandros, Marsyas, Orgas – diese drei auch auf Stadtmünzen unter Gordianus III. -, Katarrhektes und Obrimas sowie die Quellen Klaion und Gelon, s. Drew-Bear, DNP), ist auf der TP nur ein namenloser Fluss links von Apamea verzeichnet, wohl der Maeander, der auch tatsächlich westlich an der Stadt vorbeifloss (s. Ramsay 1897, 401).
Auf dem ausgedehnten, fruchtbarem Gelände befand sich schon im 5. Jh. v. Chr. ein Palast des Xerxes und des jüngeren Kyros (Xen. an. 1,2,9; 1,2,7; s. TIB 188).
Unter Alexander war Kelainai Hauptstadt der Satrapie Phrygia (s. Cohen 1995, 281).
Neugegründet von Antiochos I. Soter (281 - 261 v. Chr.) auf dem Plateau westl. von Kelainai zu beiden Ufern des Marsyas und Apameia benannt nach dessen Mutter (Strabo 12,8,15), was in den Quellen teilweise fehlerhaft wiedergegeben wird (z. B. Plin. nat. 5,127).
Aus der Sage bekannt wegen der Erfindung der Flöte durch Athena und den Musikwettstreit des Marsyas gegen Apollon und dessen grausamer Bestrafung. Marsyas soll Kelainai 268 v. Chr. vor einem galatischen Angriff geschützt haben (Paus. 10,30,9, Drew-Bear, DNP).
In römischer Zeit Zentrum eines conventus der Provinz Asia (Plin. nat. 5,106), gehörte vorübergehend aber zu Cilicia, seit 297 n. Chr. zu Pisidia (s. TIB 188; ausführlich dazu Ramsay 1897). Auf der TP liegt Apamea ciboton weit rechts von Phrygia zwischen Asia und Lycia (und dem etwas weiter rechts oben eingetragenen Namenszug Cappadocia?).
Wichtiger Handelsplatz in der Kaiserzeit (z. B. Dio Chrysost. 35; bekannt für seinen Wein laut Plin. nat. 14,75) trotz wiederholter Erdbeben, und noch bei Amm. Marc. 14,8,8 als blühendes Zentrum charakterisiert.
Bischöfe schon seit dem 2. Jh. belegt (s. TIB 188).

Archäolog. Funde, z. B. alte Akropolis auf dem Hügel Kelainai, später Kirche (s. TIB 188f), zahlreiche Inschriften.
Zu Geschichte, Grabungsergebnissen und Inschriften s. ausführlich die Sammelbände von Summerer/Arslan 2011 (= Kelainai 1) und Ivančik,/Summerer /von Kienlin 2016 (= Kelainai 2).

Meilenangabe nach Appollonia: XXIIII (24)
Kreuzender Fluss: (river, no. 113) Eurymedon?



Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Appollonia
River crossing: (river, no. 113)

Miller, Itineraria, Sp. 727:
Apamea ciboton, A. Cyvoton (Ra), A. Cibotus – Κιβωτός oder Κιβωτός (St, Xen,Pt, Pl, Steph, Conc; Nic. II p. 358), Apamea (I: CIL III 365 – hier gefunden) oder Apamia - Ἀπάμεια (Cic, Liv; …), Opamia (Hl), ό Ἀπάμειας τῆς. Κιβωτοῦ (ne), später τῆς Κιβίστρον und Kηνόον (ne), auf Münzen auch Ἀ. πρὸς Mαίανδρον; von Antiochus Soter neben Celanenae, dessen Bewohner er hierher verpflanzte, gegründet und seiner Mutter Apama zu Ehrern benannt; hieß wahrscheinlich vorher Cibotus (Pl), vom Marsyas durchflossen, welcher in der Vorstadt sich mit dem Mäander, dessen Ursprung (Aulocrene) sich übrigens 10 mp von der Stadt entfernt befindet (Pl), vereinigte; sie wurde durch ihren ausgebreiteten Handel die wichtigste Stadt Phrygiens und eine der bedeutendsten des inneren Asiens; unter den umliegenden Städten gehörten (Pl); später zu Pisidien umgerechnet (Hl). Oft mit Celaenae identifiziert (Pl, Steph), obwohl sie westlich von dieser älteren Stadt gegründet ist, welche zu Alexanders Zeiten groß und blühend war und so fest, daß Alexander sie nicht zu erstürmen wagte, die mitten in der Stadt auf einem steilen Berge eine Burg hatte, wo der Marsyas entsprang. Cyrus d.J. hatte vor der Stadt einen großen Park, an dessen Ende die Quellen des Mäander waren (s. Arr, Xen), der Name von den durch Ausbrennen geschwärzten Felsen (St); j. Ruinen von Dinér oder Dinéir. Iss: CIL III 364 – 367. 7054(.7056). 12239 bis 12241. 141928. CIG 3957-3966. Leg. VII Claudia (ib. 366. 367). Nach Ra dazwischen Tagina und Cormasa. 24; eine Tagesreise bis Sagalassus (j. bei Aglasau), von da 30 st nach Cremne (St; j.Ruinen von Germe). Iss: CIL III 304. 6873-6864. CIG 73 900.

Literatur:

Bresson, Alain: From Xerxes to Mithridates: kings, coins and economic life at Kelainai-Apameia, in: Archibald,Zosia/Haywood, Jan: The power of individual and community in Ancient Athens and beyond, Swansea 2019, 285-310.

Çevik, Ferhat: Untersuchungen zu den Nekropolen und Gräbern von Kelainai-Apameia Kibotos zwischen archaischer und römischer Zeit, Diss. (Microfiches) München 2019.

Cohen, Getzel M.: The Hellenistic settlements in Europe, the Islands and Asia Minor I, Berkeley u. a. 1995, 281-285.

Drew-Bear, Thomas (Lyon), “Kelainai”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 29 October 2020
First published online: 2006.

Habicht, C.: Gottmenschentum und griechische Städte, München ²1970, 81.

Hirschfeld, G.: Apameia 6, RE 1,2 (1894), 2664f.

Ivančik, Askol´d Igorevič/Summerer, Lâtife/ von Kienlin, Alexander: Kelainai-Apameia Kibotos: eine achämenidische, hellenistische und römische Metropole = une métropole achéménide, hellénistique et romaine (= Kelainai 2), Bordeaux 2016.

Magie, D.: Roman Rule in Asia Minor, 2 Bde., Princeton 1950, 983f.

Müller, D.: Topographischer Bildkommentar zu den Historien Herodots. Kleinasien
und angrenzende Gebiete mit Südostthrakien und Zypern, Tübingen 1997, 129-148.

Ramsay, W. M.: The Cities and Bishoprics of Phrygia II, London 1897, 341; 396-480.

Ruge, W.: Kelainai, RE 11,1 (1921), 133f.

Sedov, Valentin Vasilevič: Rannevizantiĭ skiĭ Khram v Apamee Kibotoc (Dinare): predvaritelnoe soobshchenie o rabotakh 2009-2010 = Early Byzantine temple in Apameia Kibotos (Dinar): a preliminary report on the 2009-2010, Rossijskaja archeologija 3 (2011),
98-107.

Summerer, Lâtife/Arslan, Melih (Hgg.): Kelainai, Apameia Kibotos: développement urbain dans le contexte anatolien. Actes du colloque international, Munich, 2 - 4 avril 2009 = Kelainai, Apameia Kibotos: Stadtentwicklung im anatolischen Kontext (= Kelainai 1), Bordeaux 2011.

Thonemann, Peter: The Maeander Valley: a historical geography from Antiquity to Byzantium, Cambridge 2001, 99-129.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 244.
Zwingmann, Nicola: Space, place and identity: Kelainai - Apameia Kibotos in Phrygia as an Anatolian case study, in: Bekker-Nielsen, Tønnes (Hg.): Space, place and identity in Northern Anatolia (Geographica Historica 29), Stuttgart 2014, 157-174.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:12


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1461 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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