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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Perge

Name (modern):

nördl. von Aksu

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XII     Cormassa     
Toponym nachher -     Syllio     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

9B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Perge 2

Barrington Atlas:

Perge (65 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

Perge (TIB 8, 361-372)

Miller:

Perge

Levi:

 

Ravennat:

Pergen (p. 30,16)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πέργη* (5,5,7; 8,17,32)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Klassik (5./4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Literar. belegt seit Ps.-Skyl. Das Fehlen einer Vignette (anders als bei der konkurrierenden Stadt Side) könnte, falls es sich nicht um ein Versehen bzw. einen Kopierfehler handelt, vielleicht auf eine Zeit vor der Blüte der Stadt ab der 2. H. des 1. Jh.s n. Chr. deuten.

Kommentar zum Toponym:

Gleiche Namensform:
- Πέργη, des Öfteren belegt seit Ps.-Skyl. 100,2 Πέργη πόλις καὶ ἱερὸν Ἀρτέμιδος (Stadt in Lykia mit Artemis-Heiligtum), z. B. Polyb. 5,72,9 u. ö.; Strabo 14,4,2 Εἶθ´ ὁ Κέστρος ποταμός, ὃν ἀναπλεύσαντι σταδίους ἑξήκοντα Πέργη πόλις καὶ πλησίον ἐπὶ μετεώρου τόπου τὸ τῆς Περγαίας Ἀρτέμιδος ἱερόν, ἐν ᾧ πανήγυρις κατ´ ἔτος συντελεῖται (Stadt in Pamphylia, 60 Stadien flussaufwärts des Kestos mit Artemisheiligtum auf einer nahegelegenen Anhöhe mit jährlicher Kultfeier; Apg 13,13 Ἀναχθέντες δὲ ἀπὸ τῆς Πάφου οἱ περὶ Παῦλον
ἦλθον εἰς Πέργην τῆς Παμφυλίας; Arr. an. 1,26,1f; 1,27,5; Ptol. 5,5,7 Πέργη* (pamphyl. Binnenstadt); 8,17,32; Dion. perieg. 855 ἄλλαι δ´ ἑξείης Παμφυλίδες εἰσὶ πόληες, / Κώρυκος Πέργη τε καὶ ἠνεμόεσσα Φάσηλις; Stadiasmus Maris Magni 219 (per Schiff erreichbar über den Kestros); Hierokl. synekd. 679,2 (in Pamphylia an erster Stelle); Steph. Byz. s. v. Πέργη· πόλις Παμφυλίας. τὸ ἐθνικὸν Περγαῖος. τὸ θηλυκὸν Περγαία. καὶ Περγαία Ἄρτεμις.
- Perge Exposit. totius mundi 45 p. 116 GML Riese Pamphylia … habet … duas civitates splendidas Pergen et Siden; Rav 2,18 p. 30,16 Pergen; Avien 1018 stat Corycus alta, /
Stat Perge propter; Prisc. 805 Continuoque iacent aliae Pamphylides urbes: / Corycium Perge que calens et celsa Phaselis.

Latinisierte Form:
Perga Cic. Verr. 2,1,54 Pergae fanum antiquissimum et sanctissimum Dianae scimus esse; Mela 1,79 (Kleinstadt mit Dianatempel in Phrygia) deinde alii duo validissimi (sc. fluvii) Cestros et Cataractes: Cestros navigari facilis … inter eos (sc. fluvios) Perga est oppidum, et Dianae quam ab oppido Pergaeam vocant templum; Plin. nat. 5,96 (Kleinstadt im Gebirge Pamphylias) oppida Side et inmonte Aspendum, Plantanistum, Perga

Etymologie entweder von Parha, dem Namen vorgriech. Vorgängersiedlung, oder von indeur. bheregh, “Berg” (Lit. s. Wagner DNP).

Perge lag in Wirklichkeit südöstl. der vorangehenden Station Cormassa. Auf der TP ist es anscheinend Lycia zugeordnet, wie sonst nur noch bei Ps.-Skyl. 100,2 (sonst in Pamphylia, das auf der TP fehlt).

Hafenstadt in Pamphylia (Ps.-Skyl. 100,2) am Kestros (heute Aksu Çayı, inzwischen 4 km östl.), der vom Meer mindestens bis hier über auf 60 Stadien (ca. 11,5 km, inzwischen 14 km) schiffbar war (Strabo 14,4,2; Mela 1,79; Arr. an. 1,26,1; 1,27,5; Apg 14,25).
Siedlungsspuren seit dem späten Chalkolithikum (4. Jt. v. Chr.) auf dem Tafelberg nördl. der hell.-röm. Stadt. Erstmals bezeugt in einer hethit. Grenzbeschreibung von 1235 v. Chr. unter dem Namen Parha (Otten 1988, s. TIB 360).
Lokaler Tradition zufolge griech. Einwanderung nach dem Troianischen Krieg im 12. Jh. v. Chr. von Mopsos und Kalchas gegründet (s. Keen/Fischer-Hansen 2004 mit Lit.).

Ab dem 7. Jh. v. Chr. unter rhodischem Einfluss Entwicklung zu einer griech. orientierten Siedlung mit ausgeprägt indigener Komponente, wie Dialektinschriften belegen (s. . Keen/Fischer-Hansen 2004 und Martini, DNP jeweils mit Lit.). Trotz lyd., dann pers. Herrschaft war der griech., im 5. Jh. speziell attische Einfluß dominant, der zu einer nach und nach stark befestigten (Akro-)Polis auf dem Tafelberg führte. Das von Strabo 14,4,2 auf einer Anhöhe außerhalb der Stadt lokalisierte Heiligtum der Vanassa Preiia bzw. Artemis von Perge entfaltete sich zu einem pan-pamphyl. Kultzentrum.
In hell. Zeit seleukidisch, ab 188 v. Chr. zu Pergamon. Wohl unter den Attaliden Anlage der eindrucksvoll ummauerten neue Stadt in der Ebene südl. des Tafelbergs und Verstärkung der Akropolis (s. Martini, DNP).
Unruhen im 1. Jh. v. Chr., Plünderung des Artemis-Heiligtums durch Verres (Cic. Verr. 2,1,54).
Wohl 73/74 n. Chr. Hauptstadt der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia (s. TIB 361). Seitdem Hochblüte mit prachtvollem Ausbau der Stadt, u. a. mit Theater und Stadion; severische Schmuckbauten, reiche Wohnhäuser des 3.-5. Jh. und aufwändige Grabbauten in der Westnekropole dokumentieren die anhaltende Blüte im 3. Jh., die durch die Erhebung zur Metropolis unter Kaiser Tacitus um 275 n. Chr. bestätigt wurde (s. Martini, DNP mit älterer Lit.). Perge prägte bis zu diesem Jahr als letzte Stadt Kleinasiens städtische Münzen (s. TIB 361 mit Lit.).
Im 3. Jh. steigerte sich aber auch die Alte Rivalität mit Side, das auf der TP, anders als Perge, mit einer Vignette ausgezeichnet ist; Side war in der Kaiserzeit der ertragreichste Hafen Pamphyliens, Perge das religiöse Zentrum. Ob im 4. Jh. Perge oder Side die Hauptstadt der neuen Provinz Pamphylia wurde, ist unklar (s. TIB 361). Hierokl. synekd. 679,2 nennt Perge unter Pamphylia an erster Stelle.
Eine der ersten Christengemeinden (Apg 14,25 u. a.); Märtyrerkult (s. TIB 363f). Im Schutz der seit dem 4. Jh. erneuerten Befestigung von Stadt und Akropolis im 5. und 6. Jh. Aufschwung als Metropolitan-Bistum (Notit. Episc. Darrouzes 1,30 u. ö., weitere Belege s. TIB 362) mit zwei großen Basiliken und drei weiteren auf der Akropolis (s. Martini, DNP).

Quellen zu den wichtigen natürlichen und gewerblichen Produkten (z. B. Sesam, Rosinen, Baumwolle) s. Jameson, RE 376.

Der Mathematiker Apollonios und der Rhetor Varus stammten von hier (s. Martini, DNP).

Zahlreiche archäolog. Reste, z. B. der reich ausgestaltete Hof des Stadttors mit Statuen myth. und zeitgenössischer (Plancia Magna) Gründer, cardo maximus mit Portiken und Wasserbeckenreihe bis zu einem prächtigen Nymphäum am Fuß der Akropolis; decumanus maximus mit monumentalen Bauwerken (Palaistra, Süd- und Westthermen, macellum); Theater mit dionysischem Fries und Stadion südl. der Stadt (s. Martini, DNP).
Ältere Lit. s. Martini, DNP.
Lit. zu den Ausgrabungen seit 1996:
https://www.uni-giessen.de/fbz/fb04/institute/altertum/klassarch/forschung/abgeschlosseneProjekte/perge/publikationen
Aktuellere Überblicke über die Funde: Martini/Eschbach 2017; Çokay-Kepçe/Özdizbay 2019.

Inschriften: Şahin 1999/2004; Bru et al. 2016.

Meilenangabe nach Syllio: fehlt.






Miller, Itineraria, Sp. 717:
Perge, it. (Ra), Pergen (Akkusativ!), Pamphyliae (It Al), Πέργη (Scyl, St, Pt, Dionys. v. 855, Hl), ὁ Πέργηςἢτοι Συλαίον (ne – metropolis), zwischen dem Catarrhactus und Cestrus (Ml), 60 st von der Mündung des letzteren (St), aber an dem schiffbaren Strome gelegen und deshalb doch Hafenstad, wo der Apostel Paulus zuerst die Küste Kleinasiens betrat (Acta app. 13, 14); nach Hl Hauptstadt von Pamphylia II. In der Nähe auf einer Nähe auf einer Anhöhe alter berühmter Dianentempel mit jährlichen Volksfesten; j. Ruinen bei Murtana (Lanckoronski 1890). Iss: CIL III 6734-6736. 13625a. In Solak (5 km östlich von Perge) 1 Meilenstein vom Jahre 165 n. Chr., der einzige in Pamphylien (13 626).

Literatur:

Bru, Hadrien/Demirer, Ünal/Gölhisar, Burdur/Tüner Önen, Nihal: Inscriptions de Pergè, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 199 (2016), 65-82,

Çokay-Kepçe, Sedef/Özdizbay, Aşkım: Pamphylia´nın Yüce Kenti: Perge: arkeolojik rehber, İstanbul 2019.

Gatzke, Andrea F.: The gate complex of Plancia Magna in Perge: A case study in reading bilingual space, The classical quarterly 70,1 (2020), 385-396.

Jameson S.; Perge 2, RE Suppl. 14 (1974), 375-383.

Keen, A. G./Fischer-Hansen, T.: 1003. Perge, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1216.

Martini, Wolfram (Gießen), “Perge”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 17 January 2022
First published online: 2006.

Martini, Wolfram: Zur Lage des Artemis-Heiligtums von Perge, in: T. Korkut/H. İşkan/G. Işın (Hgg.): Anadolu´da doğdu. 60. yaşında Fahri Işık´a armağan / Festschrift für Fahri Işık zum 60. Geburtstag, Istanbul 2004), 479-492.

Martini, W./Eschbach, N.: Die Akropolis von Perge. Die Ergebnisse der Grabungen 1998-2004 und 2008 (= AKMED Series in Mediterranean Studies 1), Istanbul 2017.

Miller, Itineraria, Sp. 717.

Otten, H.: Die Bronzetafel aus Bogazköy. Ein Staatsvertrag Tuthalijas IV, Wiesbaden 1988, 13, 37f.

Pekman, Adnan: Perge Tarihi / History of Perge, Ankara 1989.

Ruge, W.: Perge 2, RE II 16,2 (1958), 694-704.

Şahin, Sencer: Die Inschriften von Perge. Band 1: Vorrömische Zeit, frühe und hohe Kaiserzeit, Bonn 1999; Band 2: Historische Texte aus dem 3. Jhrd. n. Chr., Grabtexte aus den 1.–3. Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit, Fragmente, Bonn 2004.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:15


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1472 [zuletzt aufgerufen am 27.09.2024]

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