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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Phaselis

Name (modern):

Faselis Harabeleri, 3,5 km nö. von Tekirova

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXIX     Coridallo     
Toponym nachher XLVII     Atalia     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

9B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Phaselis

Barrington Atlas:

Phaselis (65 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

Phaselis (TIB 8, 798-802)

Miller:

Phaselis

Levi:

Phaselis (A,II,2)

Ravennat:

Fanselis (p. 30,20); Faselis (p. 91,3)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Φάσηλις (5,3,3; 5,5,2)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Klassik (5./4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Literar. belegt seit Herodot, bedeutend vom 6. Jh. v. Chr. bis mind. ins 3./4. Jh. n. Chr. und als Bistum noch bis ins 9. Jh. bezeugt, so dass die Vignette auf fast jede Epoche dazwischen passen würde, mit Ausnahme des 1. Jh.s v. Chr., als Phaselis Piratenstützpunkt war und infolgedessen 77. v. Chr. zerstört wurde.

Kommentar zum Toponym:

Quellen und Namensformen:
- Φασηλίς und Φάσηλις (verschollene Stadtgeschichte von Aristainetos (BNJ 771, F 1 ap. Steph. Byz. s. v. Γέλα), recht oft belegt seit Hdt. 2,178,2, z. B. Ps.-Skyl. 100,2 Φάσηλις πόλις καὶ λιμήν· ἔστι δὲ τοῦτο κόλπος (Stadt mit Hafen und Golf, womit lt. Shipley comm. ad loc. das Pamphylische Meer gemeint ist); Thuk. 2,69,1 u. ö.; Polyb. 30,9,4; Strabo 14,3,9 εἶτα Φασηλίς τρεῖς ἔχουσα λιμένας, πόλις ἀξιόλογος, καὶ λίμνη. ὑπέρκειται δ’ αὐτῆς τὰ Σόλυμα ὄρη καὶ Τερμησσός, Πισιδικὴ πόλις (bemerkenswerte Stadt in Lykia mit drei Häfen nahe einem See, überragt vom Solyma-Gebirge und der pisidischen Stadt Termessos) u. ö.; Im Stadiasmos von Patara als Verkehrsknotenpunkt genannt (Şahin/Adak 2007, Strecken 52; 64f; s. dazu iid. S. 109); Arr. anab. 1,24,6; Dion. perieg. 855 unter den Städten Pamphylias (s. auch Eustath. comm. ad loc. u. ö.): ἠνεμόεσσα Φάσηλις (das windige Phaselis); Ptol. 5,3,3 (unter den Orten am Lykischen Meer); 5,5,2 Μετὰ Φασήλιδα πόλιν Λυκίας· Παμφυλίας παράλιοι; Pausan. 3,3,8 ἐν Φασήλιδι ἀνακείμενον ἐν Ἀθηνᾶς ἱερῷ τὸ δόρυ Ἀχιλλέως (Lanze Achills im Athena-Tempel aufbewahrt); Polyain. 5,42; Stadiasm. mar. magn. 226f; 229; Steph. Byz. s. v. Φάσηλις· πόλις Παμφυλίας, ἡ πρότερον Πιτυοῦσσα καὶ ὕστερον Φάρσαλος. … Θεοδέκτης δ’ ἦν γένος Φασηλίτης … Ἡρωδιανὸς δὲ μόνος νῆσόν φησι καὶ προπαροξύνεσθαι (Stadt im Pamphylia, erst Pityousa, dann Pharsalos genannt, Heimat des Tragödiographen und Redners Theodektes, nur von Herodian (1,91,13) als Insel bezeichnet [vgl. Suda s. v.] und auf der drittletzten Silbe betont); Notit. Episc. Darrouzès 1,270 u. ö. (weitere Belege s. TIB 802, Anm. 32)
- Phaselis, belegt seit Cic. Verr. 2,4,21 Phaselis illa quam cepit P. Servilius, non fuerat urbs antea Cilicum atque praedonum. Lycii illam Graeci homines incolebant. sed quod erat eiusmodi loco atque ita proiecta in altum ut et exeuntes e Cilicia praedones saepe ad eam necessario devenirent, et quom se ex hisce locis reciperent, u. ö.; Liv. 37,23,1 in confinio Lyciae et Pamphyliae Phaselis est; prominet penitus in altum, conspicitur que prima terrarum Rhodum a Cilicia petentibus, et procul nauium praebet prospectum; Mela 1,79 Ort in Pampylia an der Grenze zu Lycia: mons Sardemisos et Phaselis a Mopso condita finis Pamphyliae; Lucan 8,249 als Zufluchtstätte des geschlagenen Pompeius: ullis te primum, parva Phaseli, Magnus adit; nam te metui vetat incola rarus; Plin. nat. 5,96 Küstenort in Pamphylia an der Grenze zu Lycia: ultimaque eius orae Paselis;
Itinerarium Alexandri;
Guido 96 Attalia – Olivia – Phaselis - Cordalion
- Faselis Rav 5,8 p. 91,3 Atalia – Olivia – Faselis - Cordalium

Verschreibungen:
- Fanselis Rav 2,18 p. 30,20 Atalia - Olivia – Fanselis – Cordalion
- Φασύλης Hierokl. synekd. 683,1 (zu Lykia, unter der Metropolis Myra); offenbar verschrieben aus der in Handschriften und einigen Notit. Episc. überlieferten itazist. Schreibweise Φασίλις, s. dazu Ruge, RE 1875).

Bedeutende Hafenstadt an der lykischen Ostküste, nahe der pamphyl. Grenze auf einer Landzunge mit hellenist. Mauer und schon im 4. Jh. v. Chr. befestigter Nordsiedlung (s. Thomsen, DNP).
Einer Legende nach Gründung des Mopsos (Quellen zu den Gründungslegenden s. Ruge, RE 1876), tatsächlich aber wohl als griech. Kolonie (Cic. Verr. 2,4,21; Plut. Kimon 12,3) um 690 v. Chr. von Lindos gegründet, und zwar, wie der Name vermuten lässt, am Ort einer phöniz. Siedlung. Schon im 6. Jh. aufgrund der günstigen Lage mit drei Häfen Entwicklung zu einem bedeutenden Handelsplatz (s. Thomsen, DNP), trotz ungesunder Sumpfnähe (Liv. 37,23,3; Strabo 14,3,9, s. TIB 798f).
Im 7. Jh. v. Chr. beteiligt an der Gründung von Naukratis (Hdt. 2,178). Seit Mitte des 6. Jh. unter pers. Herrschaft. Zwangsweiser Eintritt in den Attisch-Delischen Seebund 469 v. Chr. (s. Thomsen, DNP um 469). Infolge des Kallias-Friedens von 448 östlichster Handelsvorposten Athens und Grenzort zum Persererreich (s. TIB 798). 430/429 v. Chr. militär. Unternehmen unter unter dem att. Strategen Melesandros u. a. zur Sicherung der Seewege nach Athen (Thuk. 2,69). Ein Vertrag mit Maussollos (TAM II 1183) bezeugt den autonomen Status im 4. Jh. Das Abkommen dürfte mit dem Konflikt zw. Maussolos und Perikles von Limyra zusammenhängen, in dessen Verlauf Perikles Phaselis belagerte (Polyain. 5,42). Von 309 bis E. des 3. Jh. unter ptolem. Herrschaft. Nach einer kurzen Phase der Autonomie im Frieden von Apameia 188 Rhodos unterstellt. Laut Münzen zwischen 138 und 104 Mitglied des Lykischen Bundes (s. Thomsen, DNP).
Anf. des 1. Jh. Stützpunkt kilikischer Seeräuber unter Zeniketes, daher 77 v. Chr. von Servilius Vatia (nachmals Isauricus) zerstört und einwohnerschwach (Lucan 8,249), unter zumindest zeitweisem Verlust eines Teils des Stadtgebietes an Rom (s. TIB 799).
Laut Monumenten und Inschriften im 1. und 2. Jh. n. Chr. wieder eine wohlhabende Stadt (131 Besuch des Kaisers Hadrianus; s. Thomsen, DNP). Nach dem Erdbeben von 141 stiftete Opramoas von Rhodiapolis 10.000 Denare für den Wiederaufbau (IGR III 739 = TAM II 905 col. XIX.63.38). Seit der mittleren Kaiserzeit Wasserversorgung durch Aquaedukt (s. TIB 799f). Für das 3. und 4. Jh. n. Chr. wird vor dem Hintergrund von Einfällen der Isauroi und zunehmender Piraterie ein Niedergang in Verbindung mit einer Verkleinerung des Siedlungsareals angenommen (s. Thomsen, DNP mit Lit.). Von 381 bis ins 9. Jh. als Bistum der Provinz Lykia bezeugt (s. TIB 799 mit Quellen).
Aus Phaselis stammten der Grammatiker Dionysios und der Peripatetiker Kritolaos.
Die umfangreiche Münzprägung und drei Häfen verdeutlichen Wohlstand und Bedeutung.

Reiche Archäolog. Funde, die Ruinen (z. B. Agorai, Bad, Theater, Nekorpole, frühbyz. Basilika) überwiegend kaiserzeitlich und byz., auf der Akropolis klass. Keramik (s. Thomsen, DNP).
Zum seit 2011 bestehenden interdisziplinären Phaselis Project unter der Leitung der Akdeniz University s. http://www.phaselis.org/en
Zur Grabungsgeschichte seit 1811 s. http://www.phaselis.org/en/phaselis-2/discovery-of-the-city-and-history-of-the-research
Bibliographie unter
http://www.phaselis.org/en/phaselis-2/bibliography
Neue Resultate erscheinen in der multidisziplinären Zeitschrift „Phaselis“, zuletzt Tüner-Önen et al. 2021.

Inschriften: Adak/Tüner Önen/Şahin 2005.
Münzen (eigene Prägungen von 550 v. Chr. bis Gordian III.): Heipp-Tamer 1993.

Meilenangabe nach Atalia: XLVII (47)
Die Straßenlinie wurde offenbar (versehentlich?) vergessen, vielleicht weil der Kartenabschnitt durch Ortsname und Meilenzahl bereits unübersichtlich dicht gefüllt ist; die Linie wäre dann wohl eigentlich oberhalb der Meilenzahl verlaufen (s. Kommentar Talbert https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2394.html).
Allerdings war dieser Teil der Küstenstraße laut Strabo 14,3,9 und Arr. anab. 1,26, welche die Strecke im Zusammenhang mit der Marschroute Alexanders d. Gr. erwähnen, wetter- und gezeitenbedingt nicht immer gut passierbar; denkbar (wenn auch vielleicht weniger wahrscheinlich) wäre also auch, dass die Straßenlinie aus diesem Grund fehlt.




Kommentar (Talbert):
-> Stretch to Atalia
The linework for this stretch is not marked.
No doubt route linework is missing for the stretch Phaselis-Atalia, as well as on to Sidi, because of the awkwardness of running it through such a tight space. The distance figure XLVII would surely have had to be placed below the linework.

Miller, Itineraria, Sp. 708:
Phaselis, it. (Gu, It Al), Faselis (Ra), Φάσηλις (Hd, Thuc, Scyl, St, Pt, Stad, Dion, Cic, Verr, Liv, Ml), Φασύλης (Hl), alte, früher sehr ansehnliche, von Doriern angelegte Stadt am Pamphylischen Meerbusen, und von einigen zu Pamphylien gerechnet, auf einer Landspitze (Cic, Lic), an einem gleichnamigen Berge (Stadt), den St τὰ Σόλυμα nennt, in der Nähe eines Sees und eines zwischen dem M. Climax und der Seeküste nach Pamphylien führenden Engpasses, mit 3 Häfen (St); 210 st vom Hl Vorgebirge entfernt (Stad); sie hielt sich nicht zu den lycischen Städten, sondern bildete einen freien Staat für sich (St), später Hauptstapelplatz der Seeräuber, deshalb von Servilius Isauricus erobert und zerstört, wiederhergestellt, aber nicht mehr bedeutend (Lucan. 8, 249). Hier wurden leichtsegelnde Schiffe - ϕάσελοι – (bohnenförmige Gestalt !?) erfunden, welche auf Münzen stets erscheinen; j. Ruinen bei Tekrova. Ra ergänzt: Oliva, it. (Gu), sonst Ὀλβία (Scyl, St, Pt, Pl), eine starke Festung (St), älter und früher bedeutender als Atalia; j. Ruinen bei Tschariklar.

Literatur:

Adak, M.,/Tüner Önen, N./Şahin, S.: Neue Inschriften aus Phaselis I, Gephyra 2 (2005), 1-20.

Aslan, Erdoğan: Phaselis Merkezi (Kent) Limanı / The Central Harbour of Phaselis, Paselis 2 (2016), 31-47.

Bayburtluoğlu, C.: Phaselis Kazısı Raporu, Kazı Sonuçları Toplantısı 7 (1985), 373-385.

Keen, A. G./Hansen, M. H.: 942. Phasalis, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1140f.

Miller, Itineraria, Sp. 708.

Ruge, W.: Phaselis, RE 19,2 (1938), 1874-1883.

Şahin, Sencer/Adak. Mustafa: Stadiasmus Patarensis: Itinera Romana Provinciae Lyciae (= Monographien zur Gephyra 1), Istanbul 2007.

Schäfer, Jörg (Hrsg.): Phaselis. Beiträge zur Topographie und Geschichte der Stadt und ihrer Häfen (= Istanbuler Mitteilungen. Beiheft 24), Berlin 1981.

Thomsen, Andreas (Tübingen), “Phaselis”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 15 February 2022
First published online: 2006.

Tüner-Önen, Nihal: Phaselis´ten İmparator Lucius Verus İçin Yeni Bir Adak Yazıtı, in: Burak Takmer/ Ebru N. Akdoğu Arca/Nura Gökalp Özdil (Hgg.): Vir doctus anatolicus. studies in memory of Sencer Şahin = Sencer Şahin Anısına Yazılar (= Kabalcı yayıncılık 142), Istanbul 2016, 874-881.

Tüner-Önen, Nihal et al.: Phaselis 2021 Yılı Kazı ve Yüzey Araştırmaları Excavation and Survey Studies at Phaselis in 2021, Phaselis 7 (2021), 147-190.

Tüner-Önen, Nihal/Arslan, Murat: Phaselis, 2017 Yüzey Araştırmaları ve Kazı Çalışmaları/ Phaselis, Survey and Excavation Studies in 2017, Phaselis 4 (2018), 295-323.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:44


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1511 [zuletzt aufgerufen am 27.09.2024]

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