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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Puteolis

Name (modern):

Pozzuoli

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XXI     Capuae     ∞     Inuinias (Invinias)     
Toponym nachher V     [Cripta Neapolitana]     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Pleiades https://pleiades.stoa.org/places/432815
Großraum:

Italien

Toponym Typus:

isoliertes Symbol mit Name

Planquadrat:

5B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Puteolis (123,1; 516,1)

Alternativer Name (Lexika):

Puteoli (DNP)

RE:

Dikaiarcheia / Puteoli

Barrington Atlas:

Dikaiarcheia/Puteoli (44 F4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Puteolis

Levi:

Puteolis (A,I,10)

Ravennat:

Puteoli (p. 69.38), Puteolis (p. 85.35)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Πουτέολοι (3,1,6)

Plinius:

Puteoli colonia Dicaearchea dicti (3,61)

Strabo:

Δικαιάρχεια = Ποτίολοι (5,4,6; 5,4,7)

Datierung des Toponyms auf der TP:

---

Begründung zur Datierung:

 

Kommentar zum Toponym:

[PK: Sämtliche Verbindungsstriche fehlen, Distanzangaben sind jedoch vorhanden, Puteolis führt außerdem meiner Meinung nach durch die Cripta Neapolitana nach Neapel, also nicht direkt nach Neapel].
Auch die Verbindung nach Capuae fehlt!

Plin (3,61)
Puteoli colonia Dicaearchea dicti
warum dicti statt dicta (siehe RE)?

Kommentar (Talbert):
I interpret V to mean the distance figure for the entire stretch Pvteolis-Neapoli (route linework for the first part is missing) through the unique unnamed symbol #43 (representing one or more tunnels ?).

Miller, Itineraria, Sp. 350:
Puteolis, it. (It, Gu), Puteoli (Ra, autores), Potioli (St, Steph), Puteolis colonia Augusta (l. col.); von den Cumanern gegründet als Dicaearchia (St, Diod, Paus), im 2. Punischen Krieg von den Römern besetzt, 195 v. Chr. unter neuem Namen col. (Liv, Iss), unter Augustus und Vespasian verstärkt - Col. Flavia Augusta (Iss). Blühende Handelsstadt, stark benutzter Hafen, durch einen weit in die See hinausreichenden Damm von welchem noch jetzt 17 Pfeiler herausragen, geschützt; Landgut Ciceros, wo Hadrian beigesetzt wurde; Villa des Lucullus; am Sinus Puteolanus (Ml, Suet, Pl) oder früher Cumanus (St), auf einer Landspitze an der Ostseite des Sinus. Unterirdischer, von Cocceius angelegter Gang von hier nach Neapolis (St); [civitas splendissi]ma Puteolana (I: CIL X 1819); colonia Puteolana (Iss) - Puteolanorum (Iss), colonia Neronensis Claudia Augusta Puteoli (I: ib. 5369), colonia Flavia Augusta Puteoli - Puteolana (Iss); episcopus: (ib. 3298. 3299); j. Pozzuoli; viele Altertümer (Serapistempel, Amphitheater). Iss: CIL X 1544-3333. 8177-8207. 8366-8373. v. Recensus p. 1227, wo die tegulae verzeichnet. Verbindung mit Capua (Strecke 61): „finiuntur Laboriae via ab utroque latere consulari quae a Puteolis et quae a Cumis Capuam ducit“ (Pl). 5; bis Neapoli 10 (It). Zwischen Puteoli und Neapolis wurden Meilensteine gefunden mit Entfernung 5, 8, 10 (a Puteolis): CIL X 6926-6929; in Gaiola mit Entfernung 7: ib. 6930 (cf. 6932). Via Antiniana - Puteolana.

Datierung (Barrington):
Dikaiarcheia/ Puteoli – Archaic/Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique (Frederiksen 1984, 319-58)

DNP:
Puteoli
(Ποτίολοι; auch Dicaearchia, Δικαιάρχεια, Δικαιαρχία). Die von Samos aus gegr. Stadt Dikaiarcheia (Hegesandros FHG 4, 421 fr. 44; Kolonisation, mit Karte), h. Pozzuoli, leitete ihren Namen von ihrem mythischen Gründer Dicarcheus ab (Stat. silv. 2,2,3; 3,1,92; 3,5,75; 5,3,169). Als Hafenstadt diente ihr Kyme [2] (Strab. 5,4,6). 421 v. Chr. von Samnites besetzt (Liv. 4,44,2), gelangte sie im 2. Punischen Krieg 214 v. Chr. in röm. Hand (Liv. 24,7,10). Mit der Deduktion einer colonia maritima 194 v. Chr. (Liv. 34,45,1; vgl. ILS 5317) gewann die Stadt bes. Bed. als Verbindungshafen für Waren, die hier angelandet und auf dem Landweg nach Rom transportiert wurden; diese Bed. wurde unterstrichen durch die Anlage des nahen Flottenhafens Portus Iulius 37 v. Chr. (später durch die Basis in Misenum ersetzt; Cass. Dio 48,50 f.; Cassiod. var. 547 f.). Augustus (liber coloniarum 236,11 Lachmann [15]), Nero (Tac. ann. 14,27,1; vgl. ILS 6327) und die Flavier (CIL X 1650-54; 1789) erneuerten ihren Kolonialstatus, was Ehrennamen und Ausweitungen des Stadtgebiets zur Folge hatte. Die Fruchtbarkeit des vulkanischen, zu den Campi Phlegraei gehörigen Gebiets (Strab. 5,4,9), die Handwerksproduktion (Diod. 5,13,2; Gal. 14,9; Plin. nat. 33,162), der rege Handel im Hafen (Suet. Vesp. 8,3), der bes. für die Getreideversorgung Roms wichtig war ( cura annonae ; Sen. epist. 77,1 f.; [16]), und die Thermalquellen (Isid. orig. 13,13,2) machten P. zu einem der beliebtesten Ferienorte der röm. Aristokratie (SHA Tac. 28,19,5). Ob P. Mz. geprägt hat, ist umstritten (griech. und oskische Aufschrift auf einigen Mz.: Fistelia = P. (?) [13]). Die zahlreichen lat. Inschr. aus P. sind für die Kenntnis der städtischen Institutionen, Bauwerke und der Top. sowie der Einteilung der Stadt in regiones und vici wichtig. Viele Inschr. beziehen sich auf Korporationen von Orientalen ( collegium [1]), die in den letzten Jh. der Republik in P. lebten [13].

Bradyseismische Phänomene waren die Ursache dafür, daß seit der Spätant. ganze Stadtteile im Meer versanken (vgl. CIL X 1690-1692), bis ein heftiges Erdbeben im J. 1538 die gesamte Top. nachhaltig veränderte: Trotz der Restaurierungsbemühungen unter dem Vizekönig Don Pedro von Aragón gingen viele Monumente verloren. Das Interesse am ant. P. konzentrierte sich im 16./17. Jh. auf die Unt. der bis 1538 verzeichneten Quellen. Die Darstellungen von P. und den Campi Phlegraei förderten die Entstehung regelrechter Führer durch die ant. Stätten von P., bis in der 2. H. des 18. Jh. unter Karl III. von Bourbon systematische Grabungen einsetzten [13]. Der sog. Serapistempel (ein macellum ), eines der beiden Amphitheater (aus flavischer Zeit, 68-96 n. Chr.), Thermenanlagen und die in der Ant. als Wunderwerk gefeierte, Anf. des 20. Jh. überbaute Hafenmole (“Ponte di Caligola”) zählen zu den prachtvollsten röm. Resten in P.

Zu Anf. des 20. Jh. wuchs das Interesse an Fragen der institutionellen Gestaltung der griech. Gründung und der Entwicklung der röm. Kolonie [1] (Rekonstruktion der Landschaftsgestaltung vor dem Ausbruch des Vesuvius durch Luftbildarch. [2]) sowie an in P. produzierten oder importierten Waren. Die Villen und Liegenschaften der röm. Aristokratie am Stadtrand oder am Lacus Lucrinus wie auch der Thermenkomplex am Lacus Avernus sind bis h. Objekt intensivster Forsch. [8; 9; 10]. Derzeit interessiert bes. die Frage nach griech. Präsenz (aus Pithekussai?) auf dem Vorgebirge noch vor der samischen Gründung Dikaiarcheia; arch. läßt sich Siedlungskontinuität von Dikaiarcheia und P. nicht nachweisen [3; 5; 7]. Die ungesteuerte Entwicklung der mod. Stadt hat ant. Reste stark in Mitleidenschaft gezogen (vgl. [4; 6; 11; 12]). Ein Bsp. dafür ist das in den 1950er J. entdeckte, aber ohne arch. Dokumentation überbaute kaiserzeitliche Forum. Hingegen werden im ma. Stadtkern seit den frühen 1990er J. Unt. durchgeführt, welche die Struktur der urspr. colonia maritima mit ihren Transformationen bis in die Spätant. wenigstens ausschnitthaft erkennen lassen. Im Mittelpunkt dieses Areals ist - nach einem Brand - der vom Dom S. Proculo umschlossene Capitolinische Tempel freigelegt worden. Ferner haben Forsch. in den ausgedehnten Nekropolen von P. eine in Campania einzigartige, eng an stadtröm. Vorbildern orientierte Sepulkralarchitektur nachgewiesen [17; 18].
Gulletta, Maria Ida
Steuernagel, Dirk

Zur Entfernungsangabe (Miller, Itineraria, S. LII)
Eigentümlich ist die Abkürzung .co., durch welche die Zusammengehörigkeit von 2 Orten bezeichnet wird, und welche wahrscheinlich bloß con, oder auch connexum, conjunctum, compitum, nach Desjardins compendium zu lesen, nach Cuntz das vom Abschreiber nicht verstandene Abkürzungszeichen ∞ = mille, eine Meile, was in den meisten Fällen zutrifft; oft falsch gedeutet.

RE:
Dikaiarcheia (Δικαιάρχ(ε)ια; lat. Dicaearchia, poetisch Dicarchis, Petron. sat. 119 v. 68, Dicarcheum Stat. silv. III 1, 92. IV 8, 8; Ethnikon Dicaearcheus Lucil. b. Festus epit. 122. Stat. silv. II 2, 110. Sil. Ital. VIII 534. XII 107. XIII 385. Sidon. carm. II 59; Δικαιαρχεύς Diodor. IV 22, Δικαιαρχίτης Polyb. III 91. Steph. Byz.), wahrscheinlich ursprünglich von den Kymaeern als Hafenort im Inneren des Golfes von Pozzuoli gegründet (Δ. ἐπίνειον Κυμαίων Strab. V 245); weniger wahrscheinlich ist die von Eusebios (ad a. Abr. 1489 = 526 v. Chr.) und Steph. Byz. überlieferte Gründung durch samische Ansiedler. Städtische Selbständigkeit scheint D. nicht gehabt zu haben (Münzen fehlen gänzlich); die Grammatikerzeugnisse bei Fest. ep. 72. 122, die von einer civitas Graeca (oder municipium Graecum) iustissime regnata sprechen, sind ohne Gewähr. Seit dem hannibalischen Kriege erweitern die Römer das alte Emporium der Kymaeer zu einer grossartigen Hafenstadt, die 194 v. Chr. als Colonie constituiert wird und den Namen Puteoli erhielt (Plin. n. h. III 61 Puteoli colonia Dicaearchia dicta; das Weitere s. unter Puteoli). Doch bleibt der alte Name, besonders bei griechischen Schriftstellern und lateinischen Dichtern, in Gebrauch. Vgl. ausser den angeführten Stellen noch Paus. IV 35, 12. VIII 7, 3. Aelian. de nat. anim. II 56. VI 15. XIII 6. Plut. Sulla 37; de Pyth. orac. 9. Athen. IX 401. Philipp. Anth. Pal. IX 708. Antiphil. Anth. Pal. VII 379. Joseph. ant. Iud. XVII 328. XVIII 160. 248. XIX 5; vita 16 (Δ. ἣν Ποτιόλους Ἰταλοὶ καλοῦσιν); bell. Iud. II 104. S. Mommsen CIL X p. 182. Beloch Campanien 89f.
[Hülsen.]

RE Puteoli:
https://elexikon.ch/RE/XXIII,2_2037.png
https://elexikon.ch/RE/XXIII,2_2517.png

Literatur:

Miller, Itineraria, Sp. 350;

Hülsen, Christian, Dikaiarcheia, in: RE V.1 (1903), Sp. 546;

Frederiksen, Martin W., Puteoli, in: RE XXIII.2 (1959), Sp. 2036-2060. 2517;

Gulletta, Maria Ida/Steuernagel, Dirk, Puteolis, in: DNP 10 (2001), Sp. 606-608;

Nisen II 738;

Weiss, Ingeborg, Italienbücher, S. XVIII. 1. 36-37. 74. 97. 118-119;

1 C. Dubois, Pouzzoles antique, 1907

2 R. F. Paget, Portus Iulius, in: Vergilius 15, 1969, 25-32

3 R. Adinolfi, Dikaiarcheia - P., 1973

4 I Campi Flegrei nell`archeologia e nella storia (Atti del Convegno Internazionale di Roma 1976), 1977

5 R. Adinolfi, Ricerca sulla fondazione e sul periode greco di Dicearchia, in: Puteoli 1, 1977, 7-26

6 P. Sommella, Forma e urbanistica di Pozzuoli romana (Puteoli 2), 1980, 1-99

7 S. Accame, Pitagora e la fondazione di Dicearchia, in: Miscellanea greca e romana 7, 1980, 2-44

8 E. Rawson, L`aristocraziaciceroniana e le sue proprietà, in: M. I. Finley (Hrsg.), La proprietà a Roma, 1980, 97-119 (engl.: Stud. in Roman Property, 1976)

9 G. Di Fraia, V. Giardino, Il lago di Lucrino e il porto Giulio nel periodo romano, in: Atti 1. Convegno dei gruppi archeologici della Campania (Pozzuoli 1980), 1981, 103-110

10 M. Pagano, J. Rougetet, Le grandi terre dette “Tempio di Apollo” sul lago Averno, in: Puteoli 12/3, 1988/9, 151-200

11 P. Sommella, Urbanistica romana, 1988, 205-206, 217-218

12 P. Amalfitano (Hrsg.), I Campi Flegrei, 1990, 77-159

13 BTCGI 14, 1996, 468

14 P. Sommella, s. v. Pozzuoli, in: EAA 2. Suppl. Bd. 4, 1996, 454-456

15 G. Camodeca, Tabulae Pompeianae Sulpiciorum, 1999

16 Ders., P. porto annonario e il commercio del grano in età imperiale, in: Le ravitaillement en blé de Rome et des centres urbains des débuts de la République jusqu`au Haut Empire (Actes du colloque international, Naples 1991), 1994, 103-128

17 C. Gialanella, La topografia di P., in: F. Zevi (Hrsg.), P., Bd. 1, 1993, 73-98

18 Dies. u. a., Il Rione Terra alla luce dei nuovi scavi archeologici, in: Bollettino di Archeologia 22, 1993, 84-110

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Letzte Bearbeitung:

21.09.2024 13:22


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=516 [zuletzt aufgerufen am 30.09.2024]

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