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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Trapezunte

Name (modern):

Trabzon

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher
Toponym nachher XXIIII     Nyssillime     XX     Magnana     XVI     Cordile     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

9A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

Trepezunta (216,4)

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Trapezus 2

Barrington Atlas:

Trapezus (87 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Trapezunte

Levi:

Trapezunte (A,I,1)

Ravennat:

Trapazunta (p. 29,40); Trapezus (p. 46,7; p. 93,5 ); Trapezum (p. 92,16)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Τραπεζοῦς* (5,6,5; 1,15,9; 8,27,6)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Die von 69-79 n. Chr. ausgebaute, in Wirklichkeit nach Süden führende Straße, auf der TP die Verbindung nach 9A3 Magnana, kann einen Terminus a quo bilden. Die Vignette weist vielleicht auf die Blütezeit von Hadrian bis zum Gotenüberfall 256 n. Chr. (allerdings wird bereits in den älteren Quellen Trapezus als polis bezeichnet). Auch die Ablativform “Trapezunte” passt in dieses Zeitfenster da später, ab Ende 3. Jh., im Lateinischen die feminine Form “Trapezunta” dominiert.

Kommentar zum Toponym:

Der Ort lag in Wirklichkeit an der SO-Küste des Schwarzen Meeres, wurde auf der TP aber aus Platzgründen (so richtig ItMiller 631), an dessen nördl. Küste verschoben (s. auch u.), wohl weil sich der Zeichner bei der Zahl der Stationen verschätzt hat (vgl. ItMiller 632).

Podossinov 2013, 205; 2019a, 49f; 2019b, 226-228 vermutet dagegen eine Tradition der Fehlpositionierung von Trapezus an der Nordküste des Pontos, die er im Gefolge Cumonts auf die Karte des Vipsanius Agrippa zurückführen möchte, der 14 v. Chr. eine aktive Rolle bei der Integration des Bosporanischen Königreiches in das Pontischen gespielt hatte. Podossinov möchte dieselbe Fehlplazierung auch auf der Karte der Schildhülle von Dura-Europos aus der 1. H. 3. Jh. sehen (die keine realistische Abbildung der Schwarzmeerküste anstrebt): Dort finden sich die Orte Τύρα, Βορ[υ]σ[θέν]ης, Χερ[σ]όν[ησος], Τραπε[ζοῦς], Aρτα[ξάτα s.
https://de.wikipedia.org/wiki/Routenkarte_von_Dura_Europos#/media/Datei:Routemap_Dura_Europos.jpg); die Identifizierungen vor allem der beiden letzten Orte jedoch ist jedoch umstritten (Lit. s. Podossinov 2019a, 49 Anm. 39): So gibt es zu Τραπε[ζοῦς] einen homonymen Berg auf der Krim (s. Strabo 7,4,3). Dafür dass dieser Berg, und nicht die Stadt, auf der Schildhülle gemeint sein könnte spricht, dass dem Namen dort kein Stadtpiktogramm zugeordnet ist. Podossinov sieht weitere Parallelen in der Liste skythischer, und folglich an der Nordküste des Schwarzen Meeres gelegener, Städte in Jordanes, Getica 32 (s. u.), unter denen auch Trapezus aufgeführt wird, sowie in Rav 4,3 p. 46,7 (s. u.), der Trapezus unter den Städten der Bosforani (auf der TP wesentlich weiter links in 8A1/2), d. h. ebenfalls nördl. des Pontus aufführt. Doch könnte auch in diesen beiden einander ähnlichen - und von der TP differierenden – Quellen dem Kontext nach der Berg Trapezus auf der Krim gemeint sein, bzw. auch eine Verwechslung der beiden homonymen Orte vorliegen. In diesem Falle läge also bei diesen drei von Podossinov angeführten Quellen in Wirklichkeit keine Tradition der Fehllozierung der Stadt Trapezus zugrunde, sondern es handelte sich um eine andere, homonyme Lokalität. Doch selbst, wenn es sich um eine gemeinsame Tradition handeln würde, gäbe es keinen Beweis dafür, diese auf die Agrippa-Karte zurückzuführen. Hier waltet der Matthäus-Effekt, der in der älteren und teilweise auch noch in der neueren Forschung dazu verführt hat, die gesamte römische Kartentradition und zudem einen großen Teil geographischer Beschreibungen in in antiken Texten ohne jeden Beweis auf den berühmten Feldherren des Augustus zurückzuführen.
Im Bezug auf diese Toponymenkommentierung ist zudem nochmals zu betonen, dass die Ortsreihen in den drei von Podossinov angeführten Quellen deutlich von der TP abweichen.

Coşkun 2024 hascht gegenüber Podossinov nach einer noch spektakuläreren Deutung, indem er hier Reflexe der Argonautensage sucht und eine Verwechslung von Trapezunt mit dem legendären Aia mutmaßt, das von Steph. Byz. s. v. Διοσκουριάς mit Nikanor (FHG III 633 F 12) mit dem realen Ort Dioskurias/Sebastopolis identifiziert wird. Doch ist auf der TP Dioskurias/Sebastopolis unter dem Namen = 10A2/3 Sebastoplis (= Sebastopolis) eingezeichnet. Es liegt an einer Strecke, die der Kartograph, der das Routensystem in die Karte einarbeitete, ab Trapezunt, ebenfalls aus Platzgründen, wie ItMiller 647 korrekt beobachtet hat, nach rechts parallel zum nördlichen Ozean anstatt am Nordpontos entlang verlaufen ließ. Ein solches Führen von Routen in die falsche Richtung aus Platzgründen ist auf der TP auch an anderer Stelle zu beobachten, z. B. der Schlenker bei Syrtad (= Kap Syrias). Durch diese Streckenverlegung ergibt sich auch, dass Trapezunte näher an die Svani (Suanoi) heranrückt, die auf der TP ungefähr dort eingezeichnet sind, wo sie der Logik der Karte nach zu erwarten wären. Nichts spricht daher für Coşkuns Behauptung (S. 97f), es handle sich dabei um mehr als einen mechanischen Fehler, zumal die von ihm angeführten Quellen, (vor allem Strabo 11,2,16) eine solche vermutete Verbindung von Trapezus und Dioskurias nicht hergeben. (Im Hinblick auf Einflüsse der Argonautensage auf der TP ist zu bemerken, dass einige von deren zentralen Orte, wie Iolkos und Kolchis, fehlen und das Apsaro nicht unter seinem gelehrten Namen Apsyrtos, nach dem Bruder Medeas, geführt wird).

Fazit: Aus logischen und methodolgischen Gesichtspunkten am plausibelsten bleibt Millers o. a. Erklärung für die Falschplazierung Trapezunts als leicht nachvollziehbaren mechanischen Fehler, bei dem der Kartograph sich beim Einarbeiten der Itinerar- bzw. Peripluslisten in die Karte in den Abständen verschätzte und den an der Südküste nicht mehr unterzubringenden Teil der Route samt der Station Trapezunte einfach weiter entlang der Schwarzmeerküste im Bogen in deren Nordosten führte. Dies ist unter Beachtung der Ockhamschen Regel als die ökonomischste Erklärung vorzuziehen, die übrigen Vermutungen gehören ins Reich der Spekulation.
Doch immerhin verdeutlichen die von Podossinov und Coşkun angeführten Quellen, wie diffus das Bild dieser sagenumwobenen Randregion in der griechisch-römischen Welt gewesen ist, was erklärt, warum dieser Fehler beim antiken Publikum der Karte offenbar durchging: Vermutlich ist er auch und gerade den literarisch Gebildeten unter den Betrachtern nicht als Fehler aufgefallen.

Gleiche Namensform:
- Trapezus, Akk. -unta, Abl. – unte, z. B. Plin. nat. 6,11f (zu Cappadocia) a Pharnacea C͞ Trapezus liberum, monte vasto clausum. Ultra quod gens Armenochalybes et Maior Armenia, X͞X͞X p. distans. In ora ante Trapezunta flumen est Pyxites, … flumen Absarrum cum castello cognomine in faucibus, a Trapezunte C͞X͞L; Tac. ann. 13,39,1 Trapezunte oppido; Amm. 22,18,16 insulaeque duae, Trapezunta et Pityunta continentes oppida non obscura (als bekannter Ort, aber versehentlich auf einer Insel vermutet); Rav 4,3 p. 46,7 Boristenida – Olbiabolis – Capolis – Dori – Chersona – Theosiopolis – Careon - Trapezus (zu Bosforania, das auf der TP dagegen auf 8A1/2 als rotes Ethnonym “Bosforani” erscheint); ähnlich (in abweichender Graphie); Rav 5,11 p. 93,5 Poristenida – Calipolis – Cersona – Theodosia – Dosiopolis – Careon – Trapezus – Tatale - Tirice
- Τραπεζοῦς belegt seit Xen. an. 4,8,22 εἰς Τραπεζοῦντα πόλιν Ἑλληνίδα οἰκουμένην ἐν τῷ Εὐξείνῳ Πόντῳ, Σινωπέων ἀποικίαν, ἐνbτῇ Κόλχων χώρᾳ; 5,5,14 (Gastfreundschaft gegenüber den Griechen); u. ö., z. B. Ps.-Skyl. 85 μετὰ δὲ Βέχειρας Μακροκέφαλοι ἔθνος, καὶ Ψωρῶν Λιμήν, Τραπεζοῦς πόλις Ἑλληνίς (griech. Stadt im Gebiet der Makrokephaloi); Strabo 11,2,14 μετὰ δὲ τὴν Διοσκουριάδα ἡ λοιπὴ τῆς Κολχίδος ἐστὶ παραλία καὶ ἡ συνεχὴς Τραπεζοῦς καμπὴν ἀξιόλογον ποιήσασα, εἶτ᾽ εἰς εὐθεῖαν ταθεῖσά πως πλευρὰν τὴν τὰ Δεξιὰ τοῦ Πόντου ποιοῦσαν τὰ βλέποντα πρὸς ἄρκτον (nach Dioskurides kommt die übrige kolchische Küste die einen beträchtlichen Bogen beschreibt bis nach Trapezus, von wo ab sie sich in ziemlich gerader Richtung erstreckt, an der rechten Seite des Pontos, wenn man nach Norden blickt, d. h. Strabo beschreibt präzise die Lage von Trapezus am Übergang von der Ost- zur Südküste des Schwarzen Meeres) u. ö.; Menipp peripl. 9r21 p. 154 Diller = Steph. Byz. s. v. ῾Ερμώνασσα; Agathon BNJ 801 F1 = Schol. Apoll. Rhod. Argon. 2,1015b = 202,4-14 Wendel ἀκριβέστερον δὲ ὁ ᾽Αγάθων (῎Ανδρων dubitanter Müller FHG 4,291) ἐν τῶι τοῦ Πόντου Περίπλωι ἑκατὸν (korrupt?) ἀπέχειν σταδίους αὐτό φησι τῆς Τραπεζοῦντος (der Ἱερὸν ὄρος liegt 100 Stadien von Trapezus entfernt); Arr. peripl. 1,1-3,1 (zitiert Xenoph. an. 4,8,22, s. o. und berichtet u. a. von eine roh gefertigten Hadriansstatue mit einer Inschrift in barbarischem Griechisch); 10,3; 16,6; 17,1; Ptol. 5,6,5 Τραπεζοῦς* (am Kappadokischen Pantos entlang der Sidene); 1,15,9 (Marinos setzte Trapezunt auf demselben Parallelkreis wie Byzantion an); 8,17,35; Paus. 8,27,6; Peripl. Pont. Eux. 36-38; Zosimos 1,33,1 τῷ Τραπεζοῦντι προσέπλευσαν, πόλει μεγάλῃ καὶ πολυανθρώπῳ (große und bevölkerungsreiche Stadt); Hierokl. 702,8 (in der Eparchie Pontos Polemiakos vgl. auf der TP die halbverblasste Schrift auf 9A2/3, versehentlich im Wasser); Steph. Byz. Τραπεζοῦς· πόλις πρὸς τῷ Εὐξείνῳ πόντῳ, Σινωπέων ἄποικος. ἐκαλεῖτο καὶ Οἰζηνίς. ἐν ταύτῃ μέλι ἀπὸ τῆς πύξου φησὶν Ἀριστοτέλης (Aristoteles, Mirabilia 831 b22 = 19 Giannini) γίνεσθαι ἐν τῷ Περὶ θαυμασίων ἀκουσμάτων βαρύοσμον, ἀφ´ οὗ τοὺς φαγόντας ὑγιαίνοντας μὲν ἐξίστασθαι, τοὺς δ´ ἐπιλήπτους εὐθέως ἀπαλλάττεσθαι (Stadt am Schwarzen Meer, Kolonie der Sinopeer, auch Oizenis genannt; von Aristoteles erwähnt wegen eines Buchsbaumhonigs mit psychoaktiven Eigenschaften; Eustath. Dion. perieg. 687.

Alternative Namensformen:
- Trapezunta ItAnt 216,4 Item a Trapezunta Satalam – Ad vecensimum – Zigana;
Not. Dign. or. 38,9; 38,16 (Standquartier der Legio I Pontica, unterstand dem Dux Armeniae); Jordanes Getica 32 (Scythia) in eo vero latere, qua Ponticum litus attingit, oppidis haut obscuris involvitur, Boristhenide, Olbia, Callipolida, Chersona, Theodosia, Careon, Myrmicion et Trapezunta, quas indomiti Scytharum nationes Grecis permiserunt condere, sibimet commercia prestaturas (rechnet Trapezus zu Scythia).
- Trapazunta Nom. oder Akk.? Rav 2,17 p. 29,40 Polemonion – Chaldie -Melantion – Cerasus – Eisnoson – Philocadan – Cordule – Trapazunta (coni. Schnetz; Tropazus B; Trapazusita A) – Ysilime - Ofeunte – Medocina – Solodocina – Gudiono – Athenas - Arcauis (anscheinend gleiche Vorlage wie die TP); ähnlich Guido 102 Polemonium – Malanchium – Parnasum – Zephirion – Cerasunta – Filocalia – Cordulen – Trapezunta – Isulyne - Ofiunte – Medocina – Solacina – Gadimon – Athina – Arrabis – Cessa – Rithion – Apsaron - Bosphoron
- Trapezos Mela 1,107f dein minus feri, verum et hi inconditis moribus …. rarae urbes: Cerasunta et Trapezos maxime inlustres. Inde is locus est ubi finem ductus a Bosphoro tractus accipit. Atque inde se in sinu adversi litoris flexus adtollens angustissimum Ponti facit angulum. hic sunt Colchi, huc Phasis erumpit
-Trapezum Rav 5,10 p. 92,16 Polemonium – Melancium – Parnasum – Zephirion – Cerasunta – Philocalia – Cordule – Trapezum – Ysulime – Ofiunte – Medocina – Solodicina – Gadinio – Athenas – Arcabis (anscheinend gleiche Vorlage wie die TP, aber etwas anders ausgeführt)

Beiname: Οἰζηνίς Steph. Byz. (s. o.)

Griech. Stadt im Gebiet der Kolchoi (Xen. an. 4,8,22; 5,3,2) an der SO-Küste des Schwarzen Meeres mit sicherer Akropolis. Von Sinope aus angeblich schon 756 v. Chr. (vgl. Eus. chron. 1,80e Schoene; Lit. s. Avram/Hind/Tsetskhladze 2004, 964) zum ersten Mal gegründet als Umschlagplatz für Waren aus Urarṭu; die zweite Gründung nach der Zerstörung durch Kimmerioi nach 630 v. Chr. wird aber allg. als die einzige angesehen (s. Olshausen, DNP mit Lit.). Bedingt durch den Höhenzug des Paryadres (Plin. nat. 11,2) wenig bebaubares Land. Einziger Hafen an der Südküste des Pontos Euxeinos östl. von Amisos; wegen der häufigen NW/NNW-Stürme nur im Sommer nutzbar bis zum Ausbau durch Kaiser Hadrianus (117-138 n. Chr.; Arr. peripl. 16,6). Einzige im Sommer begehbare Landverbindung von der Küste ins Hinterland östl. von Amisos. Die exklusive Lage war sicherheitspolitisch ein Vorteil, aber dem Handel abträglich: nur von See gut zugänglich, bis in röm. Zeit nur schmale Wege zu den westl. und östl. Küstenorten (vgl. Xen. an. 5,1,13 f.; 5,3,2), nach Süden führte erst nach dem Ausbau unter Vespasianus (69-79 n. Chr.) eine winterfeste Straße (auf der TP die Verbindung nach Magnana, s. o.).
Reiches Waldvorkommen (Kiefern) lieferte Holz, Teer und Pech für die Schiffswerften und für den Export (Die benachbarten Chalybes waren berühmt für ihre Fertigkeit in der Erzgewinnung und -verarbeitung); bedeutend auch für Thunfisch, Wein und Bienenzucht.
Galt als Grenzstadt zwischen der griech. Welt und dem “Barbaricum” (Arr. peripl. 3, s. Olshausen, in: Olshausen/Savvidis, DNP).
Sowohl die Randlage als auch die infrastrukturelle Bedeutung gehen auch aus der TP hervor: Links von Trapezunte ist keine weitere Strecke oberhalb des stark komprimiert dargestellten Schwarzen Meeres eingezeichnet, doch drei Straßenverbindungen nehmen von hier ihren Ausgang, die in Richtung der besiedelten Gegenden führen, von denen die oberste (tatsächlihc eine Straße oder in Wirklichkeit eine Seeroute?) eigentlich weiter an der Schwarzmeerküste verlaufen sollte, die mittlere Richtung Süden, die unterste entlang der südl. Schwarzmeerküste Richtung Westen.

Durch die Randlage Abschirmung gegen Aggressoren (wie z. B. Alexandros d. Gr.) und polit. Sonderentwicklungen (Satrapenaufstand im Perserreich 367-362 v. Chr., das Pontische Königreich 301-63 v. Chr. Sehr feuchtes Klima. (Olshausen, in: Olshausen/Savvidis, DNP)

Zur Geschichte:
Erstmals in den Quellen belegt von Xenophon, der 400 v. Chr. mit dem Rest der “Zehntausend” auf dem Weg in die griech. Heimat hier durchzog (Xen. an. 5,5,10). Um 368/7 v. Chr. siedelten sich Bürger aus der gleichnamigen Stadt in Arkadia hier an (Paus. 8,27,6). Seit Mithradates VI. Teil des Pontischen Reichs, das 63 v. Chr. von Pompeius aufgelöst und dem Deiotaros zugewiesen wurde. Nach dessen Tod 38 v. Chr. an das Pontische Reich unter Polemon. 64 n. Chr. mit der Prov. Pontus Polemoniacus ins röm. Reich eingegliedert (Münz-Ära); Station der von Polemon II. übernommenen pontischen Reichsflotte; wichtiger Truppen-Umschlaghafen der röm. Grenzverteidigung auf der Linie vom Rhein zum Euphrates. 69 n. Chr. besetzt von Anicetus, der aber von röm. Truppen geschlagen wurde. 131 n. Chr. Besuch Hadrians (s. Olshausen, in: Olshausen/Savvidis, DNP), bald danach Inspektionsreise Arrians in seiner Funktion als Provinzstatthalter (131-137); in dieser Zeit schon Garnison. Blütezeit bis zur Zerstörung durch die Goten 256 n. Chr. (Zosim. 1,33,1); Münzprägung endet unter Philippus d. J. (237-249; s. Ruge, RE 2218). Neugestaltung unter Iustinianus I. (s. Olshausen, in: Olshausen/Savvidis, DNP).
Das Christentum reicht zurück bis zum Apostel Andreas; es etablierte sich hier gegen den Mithraskult unter Gregorios Thaumaturgos. Domnos war der erste nachgewiesene Bischof auf der Synode von Nikaia von 325 (s. Savvidis, in: Olshausen/Savvidis, DNP).

Zur Geschichte und Bedeutung der Stadt s. Mitford 2018, 385-404.

Archäolog. Reste: Reste der hell. Stadtmauer, Hafenanlagen (s. Olshausen, in: Olshausen/Savvidis, DNP); Überblick über die Funde bei Özen et al. 2010.
Ausgrabungen z. Zt. Unter der Leitung von Professor Mehmet Yavuz.

Münzen: s. Wojan 2006.

- Meilenangabe nach: XXIIII (24) Nyssillime,
eigentlich verläuft die Strecke entlang der sö. Schwarzmeerküste
- Meilenangabe nach: XX (20) Magnana,
führt in Wirklichkeit in Richtung Süden
- River crossing: (river, no. 110)
- Meilenangabe nach: XVI (16) Cordile,
in Wirklichkeit entlang der südl. Schwarzmeerküste Richtung Westen
- River crossing: (river, no. 110).

Literatur:

Avram, Alexandru/Hind, John/Tsetskhladze, Gocha: 734. Trapezous, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 964.

Braund, David: “Colchians Did Not Like to Write”: Reflections on Greek Epigraphy in the Eastern Black Sea Region and its Hinterland, in: Manoledakis, Manolis (Hg.): Peoples in the Black Sea Region from the Archaic to the Roman Period. Proceedings of the 3rd International Workshop on the Black Sea in Antiquity held in Thessaloniki, 21-23 September 2018, Summertown 2021, 131-140, hier: 135.

Bryer, A. A. M./Winfield, D. C.: The Byzantine monuments and topography of the Pontos, 2 Bde., Washington DC 1985, 178-250.

Coşkun, Altay: Trapezus in Kolchis II. Mytho-Geography on the Tabula Peutingeriana, Orbis Terrarum Orbis Terrarum 23 (2024), 77-112.

Erciyas, A./Burcu, D.: Cotyora, Kerasus and Trapezus: the three colonies of Sinope, in: Grammenos, Dēmētrios V./Petropoulos, E. K. (Hgg.): Ancient Greek colonies in the Black Sea 2, Oxford 2007 (= BAR international series 1675, 1-2), 1195-1206.

Maksimova, M. I.: Antichnye goroda Yugo-Vostochnogo Pri-chernomor´ya: Sinopa, Amis, Trapezunt, Moscow/Leningrad 1956.

Miller, Itineraria, Sp. 647; 681.

Mitford, Timothy Bruce: East of Asior Minor. Rome´s Hidden Frontier, 2 vol.s, Oxford 2018, vol. 1, 385-425.

Özen, Hamiyet et al.: Trabzon: kent içi kültür varlıkları envanteri, Trabzon 2010.

Olshausen, Eckart: Pontos 2, RE Suppl. 15 (1978), 396-442.

Olshausen, Eckart: Pontos und Rom, ANRW II 7.2 (1980), 903-912.

Olshausen, Eckart: Elemente einer Grenzstadt-Typologie am Beispiel von Trapezus, in: id./ Sonnabend, H. (Hgg.): Stuttgarter Kolloquium zur Historischen Geographie des Altertums 4 (1990), 1994, 407-422.

Olshausen, Eckart and Savvidis, Kyriakos, “Trapezus”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 30 May 2022
First published online: 2006.

Podossinov, A.: Das Schwarze Meer in der geokartographischen Tradition der Antike und des frühen Mittelalters, I. Lokalisierung von Trapezus, Ancient West and East. 2 (2003), 308–324.

Podossinov, A.: Bithynia, Paphlagonia and Pontus on the Tabula Peutingeriana, in: Gocha R. Tsetskhladze (Hgg.): The Black Sea, Paphlagonia, Pontus and Phrygia in Antiquity Aspects of archaeology and ancient history (= BAR International Series 2432), Oxford 2012, 203-206.

Podossinov, A.: The Black Sea on the Tabula Peutingeriana, in: Tsetskhladze, Gocha R./Atasoy, Süme (Hgg.): Settlements and necropoleis of the Black Sea and its hinterland in antiquity. Select papers from the third international conference ´The Black Sea in Antiquity and Tekkeköy: an ancient settlement on the southern Black Sea Coast´, 27-29 October 2017, Tekkeköy – Samsun - Oxford 2019, 42-51.

Podossinov, A.: Osteuropa auf der Tabula Peutingeriana. Einige Beobachtungen zu der kartographischen Technik und der geographischen Nomenklatur, Orbis Terrarum 17 (2019), 185-240.

Ruge, W.: Trapezus 2, RE II 6,2 (1937), 2214-2221.

Wojan, Franck: Trapézonte du Pont sous l´Empire romain: étude historique et corpus monétaire, Revue numismatique / Société Française de Numismatique 162 (2006), 181-229.

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Letzte Bearbeitung:

07.02.2024 19:34


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