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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Concobas

Name (modern):

Kangavar (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Darathe     
Toponym nachher XX     Beltra     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

11B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Κογκοβάρ

Barrington Atlas:

[Kangavar]/Concobar (92 C2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Concobas

Levi:

 

Ravennat:

Concabas (p. 17.30)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Späthellenismus (nach 200)

Begründung zur Datierung:

Die Quellengrundlage ist äußerst schmal, mit entsprechender Vorsicht zu veranschlagen ist auf dieser Basis eine Datierung des Eintrags in die spätere hellenistische Zeit oder das 1.Jh. n.Chr.

Kommentar zum Toponym:

Concobas ist identisch mit dem heutigen Kongȃwer, das in Obermedien etwa 10 km nordöstlich des Kariz-Passes liegt und ein großes Ruinenfeld aus achämidisch-parthischer Zeit aufweist. Den ältesten bislang bekannten Beleg für den Ort bietet Isidor von Charax (Mans. Parth. 2, 6: Κογκοβάρ), der dort auch ein „Heiligtum der Artemis“ (Ἀρτέμιδος ἱερόν) bezeugt. Spätere Erwähnungen des Ort finden sich bei den frühislamischen Geographen aus dem Zeitraum 9. bis 12. Jahrhundert, z.B. aṭ-Ṭabarī, al-Iṣṭaḫrī, al-Muqaddasī, Ibn Ḥauqal, al-Idrīsī und Yāqūt (Kleiss, in: Encyclopaedia Iranica 15/5, 496f.). Isidor von Charax (Mans. Parth. 2, 6) gibt die Distanz Concobas - Ekbatana mit 19 schoinen an, die tatsächliche Entfernung beträgt etwa 75 km. Die von Braun angemerkte falsche Platzierung von Concobas als Station zwischen Ekbatana und Hekatompylos auf der Tabula Peutingeriana ist leicht zu erklären (und richtig zu stellen) durch die Korrektur von Ekbatana, das an der Stelle von Hecantopolis platziert werden muss; auf diese Weise verschieben sich alle weiteren Orte um eine Position in Richtung Nagae. Vor dem letztgenannten Ort wäre dann Hecantopolis einzufügen, so dass sich der auf der Tabula Peutingetiana auffällig große Abstand zwischen Europos und Nagae auf eine den Abständen zwischen den anderen Orten auf dieser Route entsprechende Länge verkürzt. Das auf der Karte zu weit südlich eingezeichnete Ekbatana ist durch Susa zu ersetzen. Mit diesen Richtigstellungen entspricht diese Route den gut bezeugten Handelswegen von Susa nach Ekbatana; nach der Tilgung der falsch zwischen Mesopotamien und dem persischen Raum eingezeichneten Regionen Iberia und Albania lässt sich sogar die Anbindung an das Osttigris-Gebiet mit dem Ort Albania problemlos wiederherstellen, so dass die von Tomaschek und zuletzt von Braun im Zusammenhang mit dieser Route angesprochenen Probleme gelöst wären.
Bereits 1840 besuchte der englische Archäologe Sir Henry Layard (1817-1794) Kangavar. Erste genauere Zeichnungen und Pläne der Ortslage wurden bereits von Reisenden im 19. Jahrhundert angefertigt (Flandin / Coste, Voyage, 411). Sie setzten die architektonischen Überreste am Ostrand der Siedlung mit dem bei Isidor von Charax genannten „Heiligtum der Artemis“, also einer Verehrungsstätte der iranischen Götin Anahita, gleich. Ghirshman rekonstruierte auf der Grundlage von acht erhaltenen Säulen einen Tempel mit Säulenstellungen (ionische Säulen von 3, 5 m Höhe) auf einer erhöhten Plattform von 224 x 209 m, errichtet aus Kalksteinblöcken (ca. 8 m hoch), die aus Steinbrüchen der näheren Umgebung herangeschafft wurden (zur Herkunft des Baumaterials vgl. Kleiss, Construction Materials; Shekoftheh et al., Geochemical and Petrographic Identification). Auf diese Terrasse gelangte man über eine doppelläufige Treppenanlage, die vergleichbar ist mit den Aufgängen von Persepolis. Im nordöstlichen Bereich der Terrasse nachgewiesen sind auch Siedlungsreste aus islamischer Zeit, im Osten der Anlage findet sich ein partherzeitlicher Friedhof. Steinraub zur Gewinnung von Baumaterial für die Errichtung einer nahegelegenen modernen Siedlung hat zu beträchtlichen Zerstörungen der vor-islamischen Bebauung geführt. Systematische Untersuchungen wurden seit 1968 von iranischen Archäologen im Auftrag der Antikenverwaltung durchgeführt (Kambakhsh Fard, Kavesh dar ma’bad-e Anahita; Azarnoush, Excavations at Kangavar). Bei diesem aus dem 2. / 1.Jh. v.Chr. stammenden Tempel handelt es sich möglicherweise um eines der wenigen erhaltenen parthischen Bauwerke im Iran; befürwortet wird aber durchaus auch eine Datierung in die sāsānidische Zeit (Lukonin, The Temple of Anahita in Kangavar; Azarnoush, Excavations at Kangavar; Ders., Chronology; weitere Literatur bei Huff, in: Encyclopaedia Iranica). Zudem wird auch ein Anahita-Tempel aus parthischer Zeit als Vorgängerbau des sāsānidischen Bauwerkes in Erwägung gezogen (Chegini/Nikitin, Sasanian Iran, 62). - Vgl. auch Ecbatanis PartioRVM· (Ekbatana) zu onoadas·, Europos· und Hecantopolis· (Hekatompylos).

Literatur:

Eugène Flandin / Pascal-Xavier Coste, Voyage en Perse, Paris 1851, 411; Wilhelm Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien. I. Die Straßenzüge der Tabula Peutingeriana, Wien 1883 (= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 102), 145-231, hier 152; Franz H. Weissbach, in: RE XI / 2, 1922, 1317f. s.v. Κογκοβάρ; Roman Ghirshman, Iran: Parthes et Sassanides, Paris 1962, p. 24, pl. 31; Sayfullah Kambakhsh Fard, Kavesh dar ma‘bad-e Anahita (Kangavar), in: Barrasiha-ye Tarikhi 3 / 6, 1968, 11-46; Ders., Kangavār (Plates VI-VII), in: Iran 11, 1973, 196-97, pls. VIb and VIIa; Vladimir Lukonin, The Temple of Anahita in Kangavar [in Russian], in: VDI 2 / 1977, 105-111; Massoud Azarnoush, Excavations at Kangavar, in: AMI 14, 1981, 69-94 mit pls. 12-19; Gerold Walser, Die Route des Isidorus von Charax durch Iran, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran 18, 1985, 145.156, hier 146; Dietrich Huff, in: Encyclopaedia Iranica 2 / 3, 1986, 329-334 s.v. Architecture III: Sasanian Periods, https://iranicaonline.org/articles/architecture-iii (aktualisiert 2011, zuletzt aufgerufen am 30.1.2022); Wolfram Kleiss, in: Encyclopaedia Iranica 6 / 2, 1992, 217-219 s.v. Construction Materials and Techniques in Persian Architecture, https://iranicaonline.org/articles/construction-materials-and-techniques-in-persian-architecture (aktualisiert 2011, zuletzt aufgerufen am 30.1.2022); Naser N. Chegini / Alexander V. Nikitin, Sasanian Iran-Economy, Society, Arts and Crafts, in: Boris A. Litvinsky / Zhang Guang-da / R. Shabani Samghabadi (Hrg.), History of Civilizations of Central Asia, Vol. III: The Crossroads of Civilzations A.D. 250-750, Paris 1996 (ND Delhi 1999), 35-78; Wolfram Kleiss, Terrassenanlagen in der iranischen Architektur, in: AMI 30, 1998, 227-68; Massoud Azarnoush, New Evidence on the Chronology of the „Anahita Temple“, in: Iranica Antiqua 44, 2009, 393-402, doi: 10.2143/IA.44.0.2034383; Wolfram Kleiss, in: Encyclopaedia Iranica 15 / 5, 2010, 496f. s.v. Kangāvar, http://www.iranicaonline.org/articles/kangavar-1 (aktualisiert 2012, zuletzt aufgerufen am 30.1.2022); Lukas Thommen, Schriftquellen mit Übersetzung und Kommentar, in: Ursula Hackl / Bruno Jacobs / Lukas Thommen (Hrg.), Quellen zur Geschichte des Partherreiches. Textsammlung mit Übersetzungen und Kommentaren, Band 2: Griechische und lateinische Texte, Parthische Texte, Numismatische Evidenz, Göttingen 2010 (= NTOA 84), 1-491, hier 198; Getzel M. Cohen, Hellenistic Settlements in the East from Armenia and Mesopotamia to Bactria and India, London 2013, 214-216; Christiane Braun, Untersuchungen zum XI. Segment der Tabula Peutingeriana anhand der Route Persepolis - Ekbatana - Hecantopolis - Propasta - Antiochia, in: Orbis Terrarum 14, 2016, 11-32, hier 17; Mehrdad Kia, The Persian Empire: A Historical Encyclopedia, Santa Barbara/CA 2016 (Empires of the World), 23f.; Atefeh Shekoftheh / Omid Oudbashi / Giusepe Cultrone / Masoud Ansari, Geochemical and Petrographic Identification of Stone Quarries used for the Construction of the Anahita Temple of Kangavar (West Iran), in: Heritage Science 2020, 2-18, https://doi.org/10.1186/s40494-020-0361-z; Schuol, Perserreich.

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Letzte Bearbeitung:

02.01.2023 16:44


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1863 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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