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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Europos

Name (modern):

Ray (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Pascara     
Toponym nachher XV     Nagae     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

11B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Raga / Europos [7] / Arsakia [2]

Barrington Atlas:

Rhaga(i)/Europos/Arsakia/Ray (92 G1)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Europos

Levi:

 

Ravennat:

Europos (p. 16.65)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἀρσακία (6,2,16), Εὔρωπως (6,2,17)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Europos ist eine (Neu-)Gründung von Seleukos I. Nikanor, daher dürfte der Eintrag in die frühhellenistische Zeit zu datieren sein.

Kommentar zum Toponym:

Europos ist der griechische (auf die Neugründung des Ortes durch den Seleukidenkönig Seleukos I. Nikanor verweisende) Name des nahe bei Teheran gelegenen Ortes, während Rhagai die ältere gräzisierte Form des iranischen Namens ist. So überliefert die Behistun-Inschrift (DB) Dareios’ I. § 32: Ragā (altpersisch), Rakkan (elamisch) und Raga’ (akkadisch). Strabo, Isidor von Charax, Arrian und Diodor bieten den Namen Rhagai: Strab. 1, 3, 19 (60) = Duris FGrHist 46 F 54: ῾Ράγαι (var. Ραγάδας; 11, 9, 1 (514]) = Apollodor FGrHist 779 F 5 a; 11, 13, 6 (524) = Apollodor FGrHist 779 F 5 a; 11, 13, 7 (527): (αἱ ) ῾Ράγαι; Isid. Char. mans. Parth. 2, 7: ῾Ράγα; Arr. an. (αἱ) ῾Ράγαι; Diod. 19, 44, 4: ῾Ράγας; Ptol. 6, 5, 4: ῾Ράγαια. Beide Namen nebeneinander überliefern Ptolemaios (6, 2, 16: Ἀρσακία). 17: Εὔρωπως), Ammianus Marcellinus (23, 6, 39: Arsacia et Europos), Stephanos von Byzanz (s.v. ῾Ράγα, Εὐρωπός) und der Ravennate bietet alle drei Toponyme (Rav. Cosm. 47, 2: Age; 47, 3: Europos; 47, 4: Asacorum; 71, 4: Oroppa). Hierher zu stellen ist wahrscheinlich auch Plinius mit den beiden Toponymen Pyropum und Arsace (nat. 6, 113), wobei Pyropum wohl als verschriebenes Europos zu werten ist. Diese Autoren gehen also offenbar von zwei bzw. drei verschiedenen Orten aus. Auf der Tabula Peutingeriana ist Rhagai nicht eingezeichnet; das auf der Route Ecbatanis Partiorvm - Tazora gelegene Rages ist im Südosten von Parthien in der Nähe des modernen Yazd zu lokalisieren.
In Rhagai nahm 521 Dareios I. den medischen Rebellen Fravarti (Phraortes) gefangen. Im Sommer 330 ließ Alexander der Große bei seiner Verfolgung des flüchtigen Dareios III. seine Truppen in Rhagai fünf Tage rasten. Wohl nach einer weiteren Neugründung durch die Parther hieß der Ort auch Arsakia, wobei Ptolemaios und Ammianus Marcellinus offenbar von zwei verschiedenen Orten ausgehen (Amm. 23, 6, 39: Arsacia et Europos). Einen ausführlichen Rückblick in die (Namens-)Geschichte dieses Siedlungsplatzes liefert Strabo: … αἱ ῾Ράγαι, τὸ τοῦ Νικάτορος κτίσμα, ὃ ἐκεῖνος μὲν Εὐρωπὸν ὠνόμασε, Πάρθοι δ᾽ Ἀρσακίαν … „… Rhagai, die Gründung des Nikator, die er Europos nannte, (die Parther dagegen Arsakia) …“ (Strab. 11, 13, 6 [524]). Nach Athenaios zufolge nutzten die Partherkönige Rhagai im Frühjahr als Residenz (12,8,513f.). Neben der einheimischen Einwohnerschaft dem Buch Tobit ( Tobit 1, 14; 4, 1. 20; 5, 5; 6,13; 9, 2: ῾Ράγαι) sollen auch Juden in Rhagai gelebt haben. Unter den Sāsāniden fungierte der Ort als lokales Verwaltungszentrum und Sitz nestorianischer Bischöfe. Im Avesta wird Rhaga als Geburtsort Zarathustras genannt.
Die Entfernung zum Kaspischen Tor veranschlagt Apollodor mit 500 Stadien, von Hekatompylos aus seien es 1260 Stadien (Strab. 11, 9, 1 [514] und 11, 13, 6 [524]); Hekatompylos liegt demnach südlich von Rhagai. Der Ort war über mindestens drei verschiedene Routen von Ekbatana nach Hekatompylos erreichbar, hatte also eine verkehrstechnisch günstige Lage. Laut Arrian liegt der Ort einen Tagesmarsch entfernt von den Kaspischen Toren; Plinius beziffert diese Entfernung mit 20 Meilen. - Vgl. auch zu Rages· und Pascara·.


Miller, Itineraria, Sp. 792:
Die beiden Namen Hecantopolis und Europus sind in der Ta vertauscht, Nagae muß vor Hecantopolis kommen, und das Bild von Nagae gehört wahrscheinlich zu Hecantopolis – wie nachstehend eingesetzt:
Europos, it. (Ra), Europus (Pt), Eὐρωπός, ursprünglich Rhagae – Ῥαγαί (Arr, St) genannt, Ῥάγεια (St), ἡ Ῥάγα (Isid Ch 7, Steph), angeblich wegen eines heftigen Erdbebens so benannt (Diod, St), aber ohne Zweifel alter einheimischer Name; von Seleucus Nicator wurde die Stadt wiederhergestellt und Europus genannt; in den parthischen Kriegen wieder zerstört und Arsacia genannt (St, Steph); 400 (Arr) oder 500 st (St) von den Kaspischen Pässen entfernt, in der Landschaft Rhagiana, welche die Nisäischen Gefilde enthielt (Diod, Arr, St), durch Reichtum an schönen Pferden berühmt. Pl verwechselt Rhagae und Ecbatana; letzteres sei durch Seleucus gegründet worden, liege 750 mp von Seleucia und 2000 mp von den Kaspischen Pässen entfernt; merkwürdigerweise auch bei Tobias verwechselt, aber Ῥάγες genannt; j. Rai, Re bei Teheran.
Im MA Rey genannt und eine der größten Städte Asiens, Residenz mohammedanischer Fürsten. Seit dem Einfall der Tartaren im 12. Jhdt. Ruinen, wenige Meilen von Teheran (9km). Auf den Trümmern von Rhagae (Turmruine, Felsenreliefs aus der Sassanidenzeit) jetzt der schiitische Wallfahrtsort Schah-Adul-Asim (Baed., Rußland 1912 p. 484). 32. Die Umstellung der Zahlen ist notwendig mit der Umstellung der Namen. Die Zahl 50 nach Hecantopolis nehmen wir für die direkte Entfernung von Rai nach Damaghan.

Datierung (Barrington):
Rhaga(i)/ Europos/ Arsakia/ Ray – Archaic/Classical/Hellenistic/Roman/Late Antique (RE Raga; RE Europos 7)

Literatur:

Wilhelm Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien. I. Die Straßenzüge der Tabula Peutingeriana, Wien 1883 (= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 102), 145-231, hier 154f. 221; Franz H. Weissbach, in: RE II / 1, 1895, 1270 s.v. Arsakia 2; Ders., in: RE VI / 1, 1907, 1310 s.v. Europos 7; Ders., in: RE I A / 1, 1914, 125-127 s.v. Raga; Miller, Itineraria, 792; Mary Boyce / Frantz Grenet, A History of Zoroastrism, Volume Three, Leiden 1991 (= Handbuch der Orientalistik 1 / 3), 23f. 70. 87f.; Getzel M. Cohen, The Hellenistic Settlements in the East from Armenia and Mesopotamia to Bactria and India, London 2013, 209f.; Christiane Braun, Untersuchungen zum XI. Segment der Tabula Peutingeriana anhand der Route Persepolis - Ekbatana - Hecantopolis - Propasta - Antiochia, in: Orbis Terrarum 14, 2016, 11-32, hier 18. 19f.; Claude Rapin, Alexander le Grand en Asie Centrale, in: Claudia Antonetti / Paolo Biagi (Hrg.), With Alexander in India and Central Asia. Moving East and back to West, Oxford / Philadelphia 2017, 37-121, hier 55. 60. 63.

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Letzte Bearbeitung:

02.01.2023 16:45


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1868 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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