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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Hecantopolis

Name (modern):

Shahr-i Qumis (Barrington)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher VIIII     Beltra     
Toponym nachher L     Spane     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

11B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Hekatompylos [1]

Barrington Atlas:

Hecatompylos?/Komish/[(Shahr-i) Qumis] (96 C4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Hecantopolis

Levi:

 

Ravennat:

Antopolis (?) (44,13)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἑκατόνπυλος βασίλειον (1,12,5f.; 6,5,2), Ἑκατόμπυλος ( 8,21,16)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Der älteste Beleg für Hekatompylos stammt zwar von Polybios, Plinius nennt aber Alexanders Vermesser Diognetos und Baiton als Gewährsmänner für die Entfernungsangaben. Daher dürfte der Eintrag in die frühhellenistische Zeit zu datieren sein.

Kommentar zum Toponym:

Hekatompylos, in der Komisene gelegen, war (neben Rhagae und Ktesiphon) seit dem Beginn des 2.Jh. v.Chr. eine der arsakidischen Hauptresidenzen (Strab. 11, 9, 1 [514] = Apollodoros FGrHist 799 F 5a: Ἑκατόμπυλος; Diod. 17, 75, 1: Ἑκατονταπύλου; Amm. 23, 6, 43: Hecatonpylos). Der Name Hekatompylos („Stadt der hundert Tore“) ist zweifellos die gräzisierte Form eines (unbekannten) einheimischen Ortsnamens, wobei Polybios (10, 28, 7) als Erklärung dieses Toponyms auf die Funktion der Stadt als Knotenpunkt für sehr viele Straßen verweist. Diodor und Curtius Rufus sehen den Ort offenbar als einen bereits in der Achämenidenzeit existierenden Ort und als lokales administratives Zentrum an, wobei Letztgenannter eine (Neu)Gründung durch Seleukos I. Nikator beschreibt (Curt. 6, 2, 15f.: Hecatompylos; vgl. auch App. Syr. 57, 298: Ἑκατόμπολις). Die exakte Lage von Hekatompylos ist unbekannt; sicher ist nur, dass der Ort nahe der Südküste des Kaspischen Meeres, vielleicht bei Shahr-i Qumis, zu suchen ist. Nach Ptolemaios lag Hekatompylos an einer bedeutenden Handelsroute, die vom syrischen Hierapolis durch Mesopotamien und (wohl über den Zagros-Pass: Ζάγρου Πύλαι; vgl. Ptol. 6, 2, 7) über Medien via Ekbatana nach Hekatompylos, Merv und Baktra bis zum Steinernen Turm (westliches Tarim-Becken?) führte, dem Warenumschlagplatz im Güteraustausch zwischen Europa, Zentralasien und dem Fernen Osten (Pol. 10, 28, 7; Ptol. 1, 12, 3-9). Nach Tomaschek und Braun liegt auf der Tabula Peutingeriana eine Verwechslung mit Ekbatana vor; für Talbert ist der Ort, wenn denn tatsächlich Hekatompylos gemeint sein sollte "seriously and inexplicably misplaced" (https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2724.html).
Für die Lokalisierung von Hekatompylos aufschlussreich sind die Berichte der Alexanderhistoriker über die Flucht Dareios’ III. nach der Schlacht von Gaugamela und Alexanders Verfolgung des Großkönigs von Ekbatana bis Hekatompylos (330 v.Chr.) mit der Angabe folgender Stationen: Ekbatana – Rhagai – Kaspisches Tor – Hekatompylos (Arr. an. 3, 19, 1f.; 20, 1-21,10; Curt. 5, 13, 3-13). Diesen Angaben entspricht auch die bei Ptolemaios angegebene Position von Hekatompylos (96°/37° 50ˊ) und das Itinerar mit ausgewählten Stationen mit der Ansetzung der Stadt nördlich der Kaspischen Tore (Ptol. 1, 12, 5f.; 6, 5, 2). Ähnlich lauten auch die Angaben von Plinius (nat. 6, 44: Parthia caput Hecatompylos. 61: Hecatompylos Parthorum) - ihm zufolge ist der Ort 133 Meilen von den Kaspischen Toren enfernt zu suchen (nat. 6, 44) - und Strabon (11, 8, 9 [514] = Eratosthenes fr. III B 20 Berger; 11, 9, 1 [514] = Apollodoros FGrHist 799 F 5a). Diese Angaben sind durch Eratosthenes vermittelt worden, aber gehen letztendlich auf Alexanders Vermesser Diognetos (FGrHist 120 F 1) und Baiton (FgrHist 119 F 2a) zurück. Laut Strab. 11, 9, 1 liegt Rhagai (Europos) 500 Stadien vom Kaspischen Tor entfernt und Hekatompylos 1260 Stadien; ebenso sind auf dieser Seite des Taurus die Derbikker, Tapyrer und Hyrkanier ansässig. Dieser Passage zufolge ist Hekatompylos nördlich von Rhagai zu lokalisieren. An anderer Stelle platziert Strabo Rhagai und somit auch Hekatompylos jedoch südlich des Kaspischen Tores (11, 13, 6f. [524f.]).
Die Zwei-Turm-Vignette zu Nagae - gemeint sein dürfte das bei Polybios bezeugte, einen Tagesmarsch von Hekatompylos entfernte und ihm zufolge südlich des Labos-Gebirges (Elburz) liegende Tagai (Pol. 10, 28, 7-29, 3: Ταγαί) - würde man eher bei Hekatompylos erwarten, möglicherweise hat hier der Zeichner tatsächlich einen Fehler gemacht. Auf der Tabula Peutingeriana liegt die Residenzstadt südlich des Elburz; ebenso wie Nagae müsste aber auch Hecantopolis nördlich von Europos eingetragen werden. Die Distanzangabe L (50) nach Hecantopolis bleibt in der Position von der Stadt: Sie dürfte die tatsächlich vergleichsweise große Entfernung zwischen Ecbatanis Partiorvm (das wie oben dargelegt an die Stelle von Hecantopolis gerückt werden muss) und Spane in Nordmedien beziffern.
Ausgrabungen erbrachten zahlreiche Zeugnisse aus parthischer Zeit, darunter - neben Palastarchitektur, Keramik und Siegelabdrücken. Zu den Funden zählen auch zwei parthische Ostraka mit Namenslisten, das zweite datiert wohl in das Jahr 170 arsakidischer Ära = 78 v.Chr. - Vgl. auch Ecbatanis PartioRVM· (Ekbatana), Europos·, Nagae·, Spane· und ALBania·.

Literatur:

Wilhelm Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien. I. Die Straßenzüge der Tabula Peutingeriana, Wien 1883 (= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 102), 145-231, hier147; Ders., in: RE I / 1, 1893, 1304f. s.v. Albania 2; Emil Kiessling, in: RE VII / 2, 1912, 2790-2797 s.v. Hekatompylos 1; Miller, Itineraria, Sp. 793; Donald W. Engels, Alexander the Great and the Logistics of the Macedonian Army, Berkeley / Los Angeles 1978 (ND 1980), 47. 78. 80-85; Albert B. Bosworth, Conquest and Empire. The Reign of Alexander the Great, Cambridge 1988 (ND 2001), 94-96; Frank L. Holt, Alexander the Great and Bactria: The Formation of a Greek Frontier in Central Asia, Leiden 1993 (3. Aufl.) (= Mnemosyne 104), 71; Marek J. Olbrycht, Parthia et ulteriores gentes. Die politischen Beziehungen zwischen dem arsakidischen Iran und den Nomaden der eurasischen Steppen, München 1998 (= Quellen und Forschungen zur antiken Welt 30), 215; Martin Schottky, Quellen zur Geschichte von Media Atropatene und Hyrkanien in parthischer Zeit. The Arsacid Empire: Sources and Documentation, in: Joseph Wiesehöfer (Hrg.), Das Partherreich und sein Zeugnisse. Beiträge des Internationalen Colloquiums, Eutin (27.-30. Juni 1996), Stuttgart 1998 (= Hist.-E. 122), 435-472, hier 437; Joseph Wiesehöfer, in: DNP 5, 1998, 270 s.v. Hekatompylos; J. Lennart Berggren/Alexander Jones, Ptolemy’s Geography. An Annotated Translation of the Theoretical Chapters, Princeton 2000, 73. 150-152 (zu Hekatompylos bei Ptolemaios als Station an der Königsstraße und zur Seidenstraße); Raoul McLaughlin, Rome and the Distant East: Trade Routes to the Land of Arabia, India and China, London/New York 2010, 107f.; Lukas Thommen, Schriftquellen mit Übersetzung und Kommentar, in: Ursula Hackl / Bruno Jacobs / Lukas Thommen (Hrg.), Quellen zur Geschichte des Partherreiches. Textsammlung mit Übersetzungen und Kommentaren, Band 2: Griechische und lateinische Texte, Parthische Texte, Numismatische Evidenz, Göttingen 2010 (= NTOA 84), 1-491, hier 349. 352; Getzel M. Cohen, The Hellenistic Settlements in the East from Armenia and Mesopotamia to Bactria and India, London 2013, 210-215; Pierre Briant, Dareios in the Shadow of Alexander, London 2015, 205f. 315; Christiane Braun, Untersuchungen zum XI. Segment der Tabula Peutingeriana anhand der Route Persepolis - Ekbatana - Hecantopolis - Propasta - Antiochia, in: Orbis Terrarum 14, 2016, 11-32, hier 17. 18f.; Claude Rapin, Alexander le Grand en Asie Centrale, in: Claudia Antonetti / Paolo Biagi (Hrg.), With Alexander in India and Central Asia. Moving East and back to West, Oxford / Philadelphia 2017, 37-121, hier 60; Schuol, Perserreich, 243. 245.

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Letzte Bearbeitung:

02.01.2023 16:44


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1865 [zuletzt aufgerufen am 28.11.2024]

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