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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Tazora

Name (modern):

Baghin bei Kirman (Miller)

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher X     Rages     
Toponym nachher X     Cetrora     CCL     Palibotra     LXX     Spatura     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington 2000)
Bild (Scheyb 1753) ---
Bild (Welser 1598) ---
Bild (MSI 2025) ---
Großraum:

Asien östl. d. Euphrat, südl. d. Taurus

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

11B3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

 

Barrington Atlas:

‘Tazora’ (3 unlocated)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Tazora

Levi:

Tazora (A,I,2)

Ravennat:

Tachora (p. 23.08)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

bislang nicht bestimmbar

Begründung zur Datierung:

Ein Ort mit diesem oder einem ähnlichen Namen ist in den antiken Schriftzeugnissen nicht belegt, daher ist keine Datierung dieses Eintrags möglich.

Kommentar zum Toponym:

Tazora liegt der Tabula Peutigeriana zufolge am Knotenpunkt von vier Straßen und ist zeichnerisch mit einer Zwei-Turm-Vignette gegenüber den benachbarten Orten hervorgehoben. Tomaschek leitet den Ortsnamen von altpersisch taçara „Tempel“ ab und begründet auf diese Weise die Gleichsetzung von Tazora mit dem modernen Ort Maibūd in der Provinz Kermān, dessen Name eine ähnliche Bedeutung hat. Tatsächlich befindet sich beim heutigen Maibūd ein Feuertempel, und Yazd ist ein wichtiges zoroastrisches Zentrum. Die von Miller (Itineraria, 797) hergestellte Verbindung zwischen Tazora und dem Ethnonym Tachoroi (Ptol. 6, 12, 4: Τάχοροι) ist eher unwahrscheinlich, da dieses Volk weiter im Nordosten im baktrischen Raum anzusetzen ist. Ebenso problematisch ist Millers Einschätzung, dass „beide scheinbaren Abzweigungen nach Elymaide … und nach Bestia desolutta … zu streichen“ seien, dass hier „lediglich ein Abschreibfehler“ vorliege und er resümiert: „Beide Verbindungen sind unmöglich“ (Miller, Itineraria, 797). Die von Tazora abzweigenden Routen nach Elymaide und Bestia Deselutia seien auf Grund der Geographie der Großregion nicht möglich und als Kopierfehler zu streichen. Mit dieser Auffassung dürfte eine Fehleinschätzung dieser Region auf der Tabula Peutingeriana vorliegen: Tazora und die vorher (in nordöstlicher Richtung) genannten Stationen bis Orubicaria liegen in der Yazd-Ardakan-Ebene südwestlich der zentraliranischen Salzwüsten Dašt-e Lūt und Dašt-e Kavīr entlanglaufenden Route nach Ekbatana. Ptolemaios bezeichnet diese Region summarisch als „Wüste Karmanien“ (6, 5, 1; 6, 6, 1-3; 6, 8, 1. 2. 3. 11. 12: ἡ Ἔρημος Καρμανία). Die nach (südöstlich) von Tazora eingetragenen Orte ab Cetrora (das heutige Yazd, vgl. Tomaschek, Zur historischen Topographie, 165) befinden sich an dem wichtigen Handelsweg, der zwischen den beiden Wüsten hindurch nach Gedrosien (Sistān und Belučistān) führte (Esfanjary, Persian Historic Urban Landscapes, 61; zu diesen Karawanenwegen vgl. auch Kleiss, Karawanenwege, 301) und Teil des großen, als „Seidenstraße“ bezeichneten Wegenetzes ist. Maibūd war ein Kreuzungspunkt mehrerer Straßen, was auch zu der Darstellung von Tazora auf der TP passen würde. Schon die Lage des Ortes in Karmanien legt eine gewisse Bedeutung dieser Orte nahe, denn diese Provinz lag zwischen der Persis und Areia, verband also die Reichszentralen der Achainemiden, Seleukiden und Arsakiden mit Areia, Arachosien und den Hafenplätzen an der Golfküste für den Seehandel mit Indien und dem Fernen Osten, so dass hier Verkehrsknotenpunkte für die Reichsstraßen nach Osten zu erwarten sind. Nach Tomaschek (RE III/1, 360) enthält das Itinerar Tazora-Alexandria Bucefalos-Bestia deselutia „weiterhin Lücken“, gibt also nicht alle Stationen auf dieser Route an; da der Maßstab nach Osten immer kleiner wird und die Strecke von Karmanien in den nordwestindischen Raum daher auf der Karte vergleichsweise kurz dargestellt wird, ergibt sich diese graphische Umsetzung von selbst. - Vgl. auch zu Cetrora·.

Literatur:

Wilhelm Tomaschek, Zur historischen Topographie von Persien. I. Die Straßenzüge der Tabula Peutingeriana, Wien 1883 (= Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 102), 145-231, hier 165; Ders., in: RE III / 1, 1897, 359f. s. Bestia. 1; Miller, Itineraria, 797. 801; Moti Chandra, Trade and Trade Routes in Ancient India, New Delhi 1977, 4; Richard N. Frye, The History of Ancient Iran, München 1983 (= HdA III / 7), 12. 14; Wolfram Kleiss, Karawanenwege im Iran, in: AMI 10, 1977, 301-303; Pierre H.L. Eggermont, The Kushan Dynasty and Alexandria Bucephalus, in: Studia Paulo Naster oblata, Vol. II: Orientalia Antiqua, Leuven 1982 (= Orientalia Lovaniensia Analecta 13), 53-68, hier 64; Rüdiger Schmitt, in: Encyclopaedia Iranica 4 / 7, 1990, 822f. s.v. Carmania, http://www.iranicaonline.org/articles/carmania-region-east-of-fars-province (zuletzt aufgerufen am 14.3.2020); Brian Spooner, in: Encyclopaedia Iranica 7 / 3, 1994, 321-331 s.v. Desert, http://www.iranicaonline.org/articles/desert (zuletzt aufgerufen am 14.3.2020); Hilmar Klinkott, Der Satrap. Ein achaimenisdischer Amtsräger und seine Handlungsspielräume, Frankfurt am Main 2005 (= Oikumene 1), 78f.; Touraj Daryaee (Hrg.), The Oxford Handbook of Iranian History, New York 2012, 30 (Wüste Lut); Eisa Esfanjary, The Durability of Persian Urban Form: Maibud from Late Antiquity to the Fifteenth Century, in: Urban Morphology 2015, 57-71; Ders., Persian Historic Urban Landscapes: Interpreting and Managing Maibud over 6000 Years, Edingburgh 2017, 61-63; Xavier de Planhol/Bernard Hourcade, in: Encyclopaedia Iranica 16 / 3, 2017, 251-265 s.v. Kerman. II. Historical Topography, http://www.iranicaonline.org/articles/kerman-historical-geography (zuletzt aufgerufen am 14.3.2020); Udo Hartmann,Wege durch Parthien, 450 Anm. 25; Daniel T. Potts, Patria persorum, India dimirica-evilat and India thermantica-elamitis in the Cosmographia of Ravennas Anonymus, in: Studia Iranica 46/2, 2017, 163-192, hier 168.
RE: -

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Letzte Bearbeitung:

21.10.2023 21:12


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1898 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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