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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Ara Alexandri

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Asien östl. d. Maiotis

Toponym Typus:

isoliertes Symbol mit Name

Planquadrat:

11A2 / 11A3

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

G Sondervignette

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Arae Alexandri

Barrington Atlas:

Ara Alexandri (6 unlocated)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Ara Alexandri

Levi:

Ara Alexandri (G)

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

 

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Autoren wie z.B. Strabo, Diodor und Curtius Rufus stützen sich auf ältere Quellen aus dem unmittelbaren Umfeld des Alexanderzuges und der ersten Seleukidenherrscher.

Kommentar zum Toponym:

Die ara Alexandri ist in der Antike eine der äußersten Landmarken und wird dementsprechend vielfach als fester topographischer Punkt genannt (Belege bei M. Rathmann, 93 Anm. 89). Dass Altäre als Markierung äußerster Punkte fungierten, beschreibt Strabo (3, 5, 5f. [171]). Die mit dem offenbar einen Altar darstellenden Symbol gegenüber den anderen Einträgen in der Umgebung herausgehobene ara Alexandri markiert den nördlichsten von Alexander in Sogdien erreichten Punkt, mit der fehlenden Anbindung an das Straßennetz zeigt die Tabula Peutingeriana die Lage dieser Landmark im weitestgehend unbekannten geographischen Raum an. Der Name wurde übertragen auf die Augustus-Altäre am Tanais (Ptol. 3, 5, 12; Amm. 20, 5, 40; Oros. 1, 2, 5). Plinius zufolge ist dieser Alexander-Altar einer von mehreren Altären, die Alexander dem Didymäischen Apollo jenseits des Jaxartes errichtete (Plin. nat. 6, 49. 110: arae Alexandri), wobei Alexander diesen Fluss für den Tanais hielt - ein Irrtum, der in der späteren kartographischen Visualisierung für Verwirrung gesorgt hat (vgl. weiter unten zum kartographischen Vergleich). Curtius Rufus bezeugt an dieser Stelle - als Grenzfluss zu den Wohngebieten der Skythen wird ebenfalls anstatt des Jaxartes der Tanais genannt (Curt. 7, 6, 12. 25; 7, 7, 1-4. 12f.; 7, 8, 30) - die Dionysos-Altäre (Curt. 7, 9, 15: Transierant iam Liberi Patris terminos, quorum monumenta lapides erant crebris intervallis dispositi arboresque procerae, quarum stipites hedera contexerat. „hatten sie doch schon die Grenzen des Vater Liber überschritten: Steine zeugten davon, immer wieder in Abständen verteilt, sowie ragende Bäume, deren Stämme Efeu umrankte.“ Übers., Q. Curtius Rufus, Geschichte Alexanders des Großen, hrg. u. übers. Müller/Schönfeld, 463). Das in diesem Zusammenhang erwähnte Alexandria dürfte mit Alexandreia Eschate identisch sein; für die ebenfalls von Plinius (nat. 6, 49) genannte Stadt Panda (vgl. auch Solin. 49, 3: Panda oppidum Sogdianorum; Herefordkarte: Panda oppidum Sogdianorum; Ebstorfer Weltkarte 10/2 [teilweise wegretuschiert, daher nur noch wenige Zeichenreste erkennbar]: Panda oppidum?) ist meines Erachtens die Gleichsetzung mit Kanda, einer Kurzform von Marakanda (Ptol. 6, 11, 9), zu erwägen. Aethicus Ister (8.Jh.) verbindet mit diesen Altären im äußersten Norden Alexanders Kampf gegen Gog und Magog und dass er sie hinter einer unüberwindlichen Barriere eingeschlossen habe, um die zivilisierte christliche Welt vor ihnen zu schützen und anschließend die Altäre errichtet habe (Aethicus 33. 36. 39; vgl. Ebstorfer Weltkarte 8/7 und 15/A2: Hic inclusit Alexander duas gentes immundas Gog et Magog …; vgl. Miller, Die Ebstorfkarte, 60f. mit Anm. 1; Baumgärtner, Die Welt als Erzählraum, 159). Mit ihnen werden zuweilen die Essedones verbunden (vgl. Herefordkarte Nr. 142 mit Bezug auf Solin. 15, 13 und 49, 7), die auch auf der Tabula Peutingeriana in der Nähe der Ara Alexandri eingetragen sind.
Die ara Alexandri auf der Tabula Peutingeriana gehört zu den drei auf mittelalterlichen mappae mundi dargestellten Alexanderpostionen, die auf der Grundlage der antiken Überlieferung in idealtypischer Weise Grenzmarkierungen im Norden, Süden und Osten repräsentieren - am Südrand der Oikumene die Castra Alexandri, am Nordrand (also im nordpontischen Raum an der Grenze zwischen Europa und Asien bzw. in Sogdien) die „Säulen Alexanders“ (Ptol. 5, 9, 15: αἱ Ἀλεξάνδρου στῆλαι; vgl. auch Ptol. 3, 5, 26: οἱ Ἀλεξάνδρου βωμοί am Tanais; Amm. 22, 8, 40: arae Alexandro Magno Caesarique Augusto sacratae) und die Arae Alexandri; am östlichen Rand verzeichnet sind Alexanderpositionen unter verschiedenen Namen wie das Baumorakel (oraculum solis et lunae, arbores solis et lunae). Die Alexandertopoi markieren die Außenzonen des Erdkreises und lassen universalgeographische Vorstellungen konkret werden. Eine derartige Rezeption der Alexandermaterie hat sich offenbar bereits in der Antike (Solinus, Orosius) vollzogen und findet dann Eingang z.B. in die im 12.Jh. als Kopie entstandene Hieronymuskarte des Neuen Testaments (sog. „Heilig-Land-Karte“: columne erculi), die Isidor-Karte Clm 10058 und schließlich in die Großkarten des 13.Jh., z.B. die Herefordkarte mit den Aree Alexandri am Riphäischen Gebirge und zwischen den beiden Indus-Zuflüssen Hyphasis (Fluvius Pasina; vgl. die Form Hypasis bei Curt. 9, 1, 35: fluvius Hypasis; Plinius 6, 62. 71: Hypasis) und Akesines (Acesines Fluvius). Auch die Londoner Psalterkarte zeigt sowohl Alexanders Grenzmarkierung in Indien als auch die Are Alexandri am Tanais. Auf der Ebstorfer Weltkarte (29/10: Are Alexandri) findet sich die auf Orosius (1, 2, 4) basierende Legende Are Alexandri Magni in finibus Robascorum scitorum als Grenzmarkierung im Norden des Hochmittelalters (Goetz, Die Geschichtstheologie des Orosius, 72; Kugler, 104-108); die Arae Alexandri sind selbst auf neuzeitlichen Karten (z.B. der des Nicolaus Germanus von 1517) zu finden. - Vgl. auch Hic Alexander Responsum accepit: Usque quo Alexander, Fl. Araxes· und Essedones Scythae.

Literatur:

Wilhelm Tomaschek, in: RE II / 1, 1895, 339 s.v. Ara, Arae (ad Aras) als Ortsname 4) Arae Alexandri; Miller, Mappaemundi IV, 26; Ders., Mappaemundi V (1900, 3. Aufl.), 48. 60f. mit Anm. 1; Ders., Itineraria, Sp. 624f. 837; Q. Curtius Rufus, Geschichte Alexanders des Großen. Lateinisch und Deutsch, herausgegeben und übersetzt von Konrad Müller und Herbert Schönfeld, München 1954, 463; Hans-Werner Goetz, Die Geschichtstheologie des Orosius, Darmstadt 1980 (= Impulse der Forschung 32), 72; Alexander V. Podossinov, Eastern Europe in Roman Cartographic Tradition, Moscow, 2002 (russisch), 375f.; Michael Rathmann, Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume im Hellenismus am Beispiel Asiens, in: Ders., Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, Mainz 2007, 81-102, hier 93 mit Anm. 89. 100f. mit Abb. 5 und Anm. 166. 102 mit Abb. 6; Alexander Demandt, Alexander der Große. Leben und Legende, München 2009, 228. 283; Alfons Städele, in: Rolf Kussl (Hrg.),Themen und Texte. Anregungen für den Lateinunterricht, Speyer 2010, 168-189, hier 180 Anm. 40; Hartmut Kugler, Der Alexanderroman und literarische Universalgeographie, in: Udo Schöning (Hrg.), Internationalität nationaler Literaturen. Beiträge zum ersten Symposion des Göttinger Sonderforschungsbereiches 529 „Internationalität nationaler Literaturen“, Göttingen 2000, 102-120, hier 111-113; Leonid S. Chekin, Northern Eurasia in Medieval Cartography. Inventory, Text, Translation and Commentary, Turnhout 2006, 35; Hartmut Kugler / Sonja Glauch / Antje Willing, Die Ebstorfer Weltkarte. Kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden, Band 1, Berlin 2007, 93 Nr. 10/3; 159 Nr. 29/10; Andrea B. Schmidt, Die „Brüste des Nordens“ und Alexanders Mauer gegen Gog und Magog, in: Wolfram Brandes / Felicitas Schmieder (Hrg.), Endzeiten. Eschatologie in den monotheistischen Weltreligionen, Berlin 2008 (= Millennium-Studien 16), 90-100; Katharina N. Piechocki, Discovering Eastern Europe. Cartography and Translation in Maciej Meichowita’s Tractatus de Duabus Sarmatis (1517), in: Danilo Facca / Valentina Lepri (Hrg.), Polish Culture in the Renaissance. Studies in Arts, Humanism and Political Thought, Firenze 2013 (= Biblioteca di Studi Slavistici 21), 53-69, hier 60.; Ingrid Baumgärtner, Die Welt als Erzählraum im späten Mittelalter, in: Ingrid Baumgärtner / Paul-Gerhard Klumbies / Franziska Sick (Hrg.), Raumkonzepte. Disziplinäre Zugänge, Göttingen 2009, 145-177, hier 157-160; Richard Stoneman, India and the Tabula Peutingeriana: Some Indications of pre-Ptolemaic Origins, in: OT 18, 2020, 253-265, hier 253. 262f.

Köhner, Nordafrika, S. 174.

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Letzte Bearbeitung:

31.01.2024 19:18


Cite this page:
https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=1951 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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