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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Venadisarmatae (Venadi Sarmatae)

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Skythien

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

7A1 / 7A2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Venethi (DNP)

RE:

Venedae

Barrington Atlas:

Venedi (2 H3)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Venadi Sarmatae (616)

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Οὐενέδαι (3,5,19. 20. 21)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Die ältesten Belege für die Venedi (Venethi) in den antiken Schriftzeugnissen (Plin. nat. 4, 97; Tac. Germ. 46, 1f.; Ptol. 3, 5, 19) sprechen für eine Datierung des Eintrags ins 2.Jh. n.Chr.

Kommentar zum Toponym:

Venadi ist genauso wie die ebenfalls am Nordrand der Oikumene eingetragenen Amaxobii, Lupiones und Roxolani mit dem Zusatz Sarmatae versehen. Das bedeutet, dass diese Völkerschaften in der Nachbarschaft der Sarmaten (im Nordosten des Imperium Romanum) verortet oder zu ihnen gezählt werden. Tacitus ist aber unsicher, ob die Venadi den Germanen oder Sarmaten zuzuordnen (Tac. Germ. 46, 1f.) sind. Die Venadi finden als Venedi, Venethi und Οὐενέδαι erstmals in den antiken Schriftzeugnissen vom 1.-6.Jh. n.Chr. Erwähnung, vgl. Plin. nat. 4, 97: Venedi; Tac. Germ. 46, 1: Venethi natio; 46, 2: Venethi; Ptol. 3, 5, 19: Οὐενέδαι; Solin. 20, 2; Iord. Get. 5, 34: Venetharum natio; 23, 119: Venethi. Sie stellten in den beiden ersten nachchristlichen Jahrhunderten offenbar eine bedeutende ethnisch-kulturelle Großgruppe dar. Es handelt sich also um eine Kollektivbezeichnung für die slawischen Völker (davon abgeleitet „Wenden“) nordwestlich der Alpes Bastarnice (Karpaten) an der oberen Weichsel; auch in Betracht gezogen wird ihre Herkunft aus weiter östlich gelegenen Gebieten (Oberläufe von Pruth und Dnestr, vgl. z.B. Podossinov 2002, 321f., zur Forschungsdiskussion und weiterer Literatur bei Stamati 2019, 111-113).
Die westlichen Sarmaten (Theiss-Sarmaten), zu denen als größte Gruppe auch die Jazygen gehörten, waren seit Mitte des 1.Jh. n.Chr. in der Ebene zwischen Donau und Theiss präsent (Tac. ann. 12, 29f.) und bedrohten in der zweiten Hälfte des 2.Jh. n.Chr., etwa in der Zeit Mark Aurels, vor allem Pannonien. Spätestens im 3.Jh. siedelten sie auch östlich der Theiss in der Ebene des Banats. Konstantin der Große führte in Pannonia Valeria und Moesia superior mehrere Feldzüge gegen die Sarmaten. Die zweitgrößte Gruppe im sarmatischen Stammesverband waren die zu den östlichen Sarmaten zählenden Roxolanen, die von den Goten abgedrängt, ihre Siedlungsgebiete an der unteren Donau verließen und vor allem zwischen 270 und 350 nach Westen wanderten, um sich im Territorium der Jazygen niederzulassen. Die Geschichte der Roxalani und auch der ebenfalls den östlichen Sarmaten zuzurechnenden Aorsi und Siraciani gehört in die frühe und mittlere Kaiserzeit. Von den Theiss-Sarmaten zu trennen sind wohl jene Sarmaten, die im Karpatenbecken (Caucaland, eventuell ungefähr mit Siebenbürgen gleichzusetzen) siedelten.
Die ältesten Belege für die Venethi in den antiken Schriftzeugnissen (Plin. nat. 4, 97; Tac. Germ. 46, 1f.; Ptol. 3, 5, 19) sprechen für eine Datierung des Eintrags ins 1./2.Jh. n.Chr.; die Bezeugung der Venethi bei Jordanes (Get. 5, 34: Venetharum natio. 23, 119: Venethi), auf der Tabula Peutingeriana am Ister als VENEDI eingetragen, weist allerdings in den westlichen nordpontischen Raum und auch in eine sehr viel spätere Zeit und die Ausbreitung der Slawen bis an die untere Donau (5.Jh. n.Chr.), wenn man den doppelten Eintrag auf der Tabula nicht als Hinweis auf die Größe des Siedlungsgebietes der unter der Kollektivbezeichnung zusammengefassten skytho-sarmatischen Großgrupe auffassen möchte. - Vgl. auch zu SARMATE VAGI, VENEDI und ROXVLANI SARMATE· (Roxolanen).

DNP:
Venethi

Volksstamm zw. dem Mittellauf der Vistula (h. Wisła, dt. Weichsel) und der h. Daugava (dt. Düna), nördl. der Sarmatai und Sciri (Plin. nat. 4,97; Tac. Germ. 46,2; Ptol. 3,5,19: Οὐενέδαι). Nach Iord. Get. 34 siedelten sie zw. den Peucini und Fenni und umfaßten verschiedene slawische Stämme in diesem Gebiet. Man vermutet die V. als Träger der Pržeworsk-Kultur (2.-6. Jh. n. Chr.). Aus dem Namen der V. entwickelte sich die Bezeichnung der slawischen Wenden. Inwiefern der Name mit den Veneti in Verbindung gebracht werden kann, ist unklar.

Literatur:

ItMiller 616; Erich Polaschek, in: RE VIII A / 1, 1955, 698f. s.v. Venedae; Gottfried Schramm, Venedi, Antes, Sclaveni, Sclavi: Frühe Sammelbezeichnungen für slawische Stämme und ihr geschichtlicher Hintergrund, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropa 43, 1995, 161-200; Florin Curta, Hiding behind a Piece of Tapestry: Jordanes and the Slavic Venethi, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 47, 1999, 321-340; Ders., The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, c. 500-700, Cambridge 2001, 7. 11-13. 40-43; Alexander V. Podossinov, Vostochnaia Evropa v Rimskoi kartograficheskoi traditsii, Moskau 2002, 32f.; Jean Loicq, Sur les peuples de nom „Vénète“ assimilé dans l’occident européen, in: Études celtiques 35, 2003, 133-165, hier 136f.; Ovid, Epistulae ex Ponto, Book I. Edited with Introduction, Translation, and Commentary by Jan Felix Gaertner, Oxford 2005, 161f. (zu Ov. ep. ex Pont. 1, 2, 45: zu den Sarmaten, Iazygen usw. in der antiken Literatur ). 184 (zu Ov. ep. ex Pont. 1, 2, 77); Zbigniew Kobyliński, The Slavs, in: The New Cambridge Medieval History 1, 2005, 524-544, hier 527; Robert Nedoma / Wojciech Nowakowski, in: RGA 32, 2006 (2. Aufl.), 133-139 s.v. Veneter; Iris von Bredow, in: DNP s.v. Venethi, ; Volker Bierbrauer, Ethnos und Mobilität im 5. Jahrhundert aus archäologischer Sicht: Vom Kaukasus bis Niederösterreich, München 2008 (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Phil-Hist.Kl., Abhandlungen, Neue Folge, Heft 131), 22; Alexander V. Podossinov, Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und der Adriatik durch Ozean und/oder Donau im Weltbild der archaischen Griechen, in: Gocha R. Tsetskhladze / Alexandru Avram / James Hargrave (Hrg.), The Danubian Lands between the Black, Aegean and Adriatic Seas (7th Century BC-10th Century AD): Proceedings of the Fifth International Congress on Black Sea Antiquities (Belgrade - 17-21 September 2013), Oxford 2015, 127-131, hier 129; Andreas Schwarcz, The Roman Frontier along the Upper Danube in Late Antiquity, in: Gregory I. Halfond (Hrg.), The Medieval Way of War. Studies in Medieval Military History in Honor of Bernard S. Bachrach, Farnham 2015, 21-28, hier 26; Karl Strobel, Das Bild Dakiens in der antiken Geographie und der untere Donauraum in der Kartographie des Ptolemaios zwischen Aktualität und Antiquiertheit, in: OT 14, 2016, 194-228, hier 197. 200. 208-210; Iurie Stamati, The Slavic Dossier. Medieval Archaeology in the Soviet Republic of Moldova: Between State Propaganda and Scholarly Endeavor, Leiden 2019 (= East Central and Eastern Europe in the Middle Ages 450-1450, 53), 111-113.

E. Polaschek, s. v. Venedae, RE 8 A, 698 f.

J. Herrmann, Griech. und lat. Quellen zur Frühgesch. Mitteleuropas, Bd. 1, 1988, 16 f.

L. A. Gindin u. a. (Hrsg.), Svod drevnejših pis´mennyh izvestij o slavjanah 1991, 25, 34, 75 f.

W. Nowakowski, Baltes et proto-slaves dans l´antiquité, in: Dialogues d´Histoire Ancienne 16 H. 1, 1990, 359-402, bes. 392-401

Ders., Hic Suebiae finis: Concept of the Border of the Barbarous World at the East Baltic Coast in the Roman Period, in: Barbaricum 2, 1992, 218-230.

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Letzte Bearbeitung:

06.01.2023 17:29


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2227 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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