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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Maxere

Name (modern):

 

Bild:
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Großraum:

Asien östl. d. Maiotis

Toponym Typus:

Ethnikon

Planquadrat:

11A4 / 11B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Massagetai, Maxerai

Barrington Atlas:

Massagetai (6 A2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Maxere

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Μαξῆραι, Ἀμαρῆξαι (6,9,5) oder Μασσαγέται (6,10,2; 6,13,3)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Frühhellenismus (vor 200)

Begründung zur Datierung:

Mit der Kartierung der Massageten und anderer zentralasiatischer Steppenvölker spiegelt die Tabula Peutingeriana die politische Landkarte der (späten) Achämenidenzeit und den geographischen Wissensstand der Zeit Alexanders des Großen wieder. Daher ist dieser Eintrag am ehesten einer frühhellenistischen Kopierstufe zuzuweisen. Setzt man den Eintrag mit den Maxerai gleich, wäre allerdings eine kaiserzeitliche Aktualisierung zu veranschlagen.

Kommentar zum Toponym:

Der Eintrag Maxere, platziert an der Strecke Nagae-Antiochia zwischen dem Fluss Araxes und dem Taurus Maxere, die Bezeichnung eines Volkes in Hyrkanien, lässt zunächst an die offenbar nach dem Fluss Maxeras (Plin. nat. 6, 46: Maziris, var. Maxiris; Ptol. 6, 9, 2: Μαξήρας; Amm. 23, 6, 52: Maxera) benannten und auch dort wohnenden Maxeren (Ptol. 6, 9, 5: Μαξῆραι [Ἀμαρῆξαι]) denken (Miller, Itineraria, 626). Für dieses Ethnonym, das einen Teilverband der Hyrkanier bezeichnet, bietet Ptolemaios den einzigen Beleg (Ptol. 6, 9, 5). Diese Lokalisierung führt in die Region um Tagae (auf der Tabula als Nagae eingetragen) bzw. Zadracarta im Südwesten des Kaspischen Meeres, also nach Hyrkanien.
Ebenfalls ungefähr in dieser Region, aber sehr viel früher und ausführlicher bezeugt sind – auch bei Ptolemaios – die Massageten, deren Platzierung sowohl bei Ptolemaios (6, 10, 2; 6, 13, 3: Μασσαγέται) als auch bei Strabo (siehe unten) und Plinius (6, 50: Massagetae) besser zu dem Eintrag auf der Tabula Peutingeriana passt. Erstmals von Herodot erwähnt (Hdt. 1, 125; 4, 11, 1: Μασσαγέται), sind sie bis in die Spätantike und ins Frühmittelalter belegt, so etwa bei Strab. 11, 8, 8 [513f.] = Eratosthenes Frg. III B 63 Berger; 11, 11, 4 (517, Eratosthenes): Μασσαγέται; Plin. nat. 6, 50: Massagetae; Curt. 8, 1, 3; Mela 1, 12; Arr. an. 4, 16, 4; 4, 17, 4. 7; Dion. Per. 740: Μασσαγέται; Ptol. 6, 10, 2; 6, 13, 3: Μασσαγέται; Cass. Dio 69, 15, 1; Amm. 23, 5, 16; 31, 2, 12: Massagetae; Jul. Hon. 13 (p. 32 GLM Riese): Massagetae; 38 (p. 46 GLM Riese): Massagetae gens; Prok. BP 1, 13, 20-23; 17, 6f.; 21, 14: Μασσαγέται; BV 3, 18, 14; 7, 14, 28 u.ö.: Μασσαγέται; Steph. Byz. 384 s.v. Ἀραχωτοί; 441 s.v. Ματυκέται. Die Massageten, eine Stammeskonföderation, zu der auch die Derbikker zählten, hatten ihre Wohnsitze zunächst in den zentralasiatischen Steppen östlich des Kaspischen Meeres am Araxes. Herodot lokalisiert diese turkestanischen Nomaden relativ vage jenseits des Araxes: Ihnen gegenüber lägen die Siedlungsgebiete der Issedonen (Hdt. 1, 201), die benachbarten Völker seien im Westen die Skythen und im Osten die Saken; Kyros der Große sei bei dem Versuch, das Achaimenidenreich nach Norden auszudehnen, im Kampf gegen die Massageten gefallen Hdt. (1, 214). Eine Gruppe von Saken, gegen die Dareios I. kämpfte, unterstand einem König namens Thamyris (Polyain. 7, 11, 8 = 8, 12); diesen Herrscher setzt Jacobs mit der Massageten-Königin Tomyris gleich und das Nomadenvolk mit den den Massageten, die in den Achämenideninschriften als Sakā tigraxaudā „spitzmützige Saken“ begegnen; Jacobs lokalisiert sie auf der Basis von Herodot und den altpersischen Inschriften an der Grenze zu Sogdien und zwischen Oxos und Jaxartes, also in Transoxanien. Die Massageten finden bei den Alexander-Historikern im Zusammenhang mit den Aufständen in Sogdien und Teilen Baktriens gegen Alexander den Großen (329-327 v.Chr.) Erwähnung. Den Anlass für diese Revolte unter Beteiligung der Stämme nördlich des Syr Darya (von den Alexanderhistorikern mit dem Tanais identifiziert) hatte offenbar die Gründung von Alexandreia Eschate geboten. Auf Seiten der Aufständischen kämpften auch massagetische Truppenkontingente. Strabo, auf Eratosthenes basierend, lokalisiert ihre Siedlungsgebiete westlich von Baktrien entlang des Oxos in Nachbarschaft zu den Baktrianern und Arachotern (Ἀραχωτοί); im Süden sei das Massageten-Gebiet begrenzt durch Parthyaia und die Margiane (Strab. 11, 8, 8 [513f.] = Eratosthenes Frg. III B 63 Berger). Für Strabo zählen die Massageten zu den Charakteristika der nordöstlichen Oikumene: Während westlich vom Kaspischen Meer (im nordpontischen Raum) die „europäischen Skythen“ und Sarmaten leben, liegen im Osten die bis an den östlichen Ozean und nach Indien reichenden Siedlungsgebiete der „östlichen Skythen“ (Strab. 11, 6, 2 [507]); zusammen mit den Dahern und Saken seien die Massageten die bedeutendste Gruppe der in dieser Region lebenden „skythischen und nomadischen Völker“ (Strab. 11, 8, 2 [511]: Σκυθικὰ ἔθνη καὶ νομαδικὰ). Ebenso ist auch für Plinius die unter den Begriffen Sacae und Scythae subsummierte „Menge der Völkerschaften“ (multitudo populorum innumera) kennzeichnend für den Norden (nat. 6, 50), wobei auch hier Massageten zu den namhaftesten Stämmen gerechnet werden. Cassius Dio setzt die Alanen und Massageten gleich (Cass. Dio 69, 15, 1), und Ammianus Marcellinus bezeichnet die Alanen (Halani) als „Nachkommen“ der Massageten (Amm. 31, 2, 12), was möglicherweise bedeutet, dass sich die alanische Stammeskonföderation zumindest teilweise auf der Basis der älteren Bevölkerung des transkaspischen Raums formierte. Diese Entwicklung und ihr Ergebnis, die Etablierung der Alanen als wichtigster Machtfaktor in Zentralasien nördlich des Kaspischen Meeres und des Aralsees, und auch die teilweise Abdrängung der Massageten nach Norden im Zuge der Wanderung der Daher (4./3. Jh. v.Chr.) sind auf der Tabula Peutingeriana nicht erkennbar; ebenso nicht dokumentiert ist die Staatenbildung der Kušān in Ostbaktrien und im Hindukusch-Gebiet mit der späteren Expansion nach Nordwestindien.
Die Schreibung des Ethnonyms als Maxere spricht für die Gleichsetzung mit den hyrkanischen Maxerai, während die sehr viel breitere Quellenbasis auch an die Massagetae denken lässt. - Vgl. auch zu De˙RBicce˙ (Derbicce), SaGaes· cytHae˙· (Sagae Scythae), ALANI· und Nagae˙.

Literatur:

Zu den Maxerai: Miller, Itineraria, 626; Franz H. Weissbach, in: RE XIV/2, 1930, 2484 s.v. Μαξῆραι; Helmut Humbach / Susanne Ziegler, Ptolemy, Geography, Book 6: Maps in Simplified Reconstruction, Notes and Indexes, with a Supplement. NW and W India, Vol. 2: Middle east, Central and North Asia, China, Wiesbaden 2001 (= Geography, Book 6), 13; Pseudo-Zacharias, Chronik 12g (x) (ed. Geoffrey Greatrex et al., Liverpool 2011, 442): Maxerai.
Zu den Massageten: Albert Herrmann, in: RE XIV / 2, 1930, 2123-2129 s.v. Massagetai; Ders., ebd., 2484 s.v. Maxerai; Ders., in: RE Suppl. V, 1931, 661 s.v. Maxera; William W. Tarn, The Greeks in Bactria and India, Cambridge 1966 (2. Aufl. 2010), 80f. 117. 293f.; Christo Danoff, in: KlP 3, 1969, 1065f. s.v. Massagetai; Jacques André / Jean Filliozat, Pline l’Ancien, Livre VI, Paris 1980, 67; Dies., L’Inde vue de Rome, Paris 1986, 279; Marek J. Olbrycht, Die Beziehungen der Steppennomaden Mittelasiens zu den hellenistischen Staaten (bis zum Ende des 3. Jahrhunderts vor Chr.), in: Bernd Funck (Hrg.), Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters. Akten des Internationalen Hellenismus-Kolloquiums, 9.-14. März 1996 in Berlin, Tübingen 1986, 147-170, hier 154-156. 160; Ders., Parthia et ulteriores gentes. Die politischen Beziehungen zwischen dem arsakidischen Iran und den Nomaden der eurasischen Steppen, München 1998 (= Quellen und Forschungen zur antiken Welt 30), 36-39. 192f.; Reinhold Bichler, Herodots Welt. Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisationund ihrer Geschichte, Berlin 2001 (2. Aufl.) (= Antike in der Moderne), 69-73; Bruno Jacobs, Historische Geographie des Steppenraums zur Achämenidenzeit, in: Ursula Hackl / Bruno Jacobs / Dieter Weber (Hrg.), Quellen zur Geschichte des Partherreiches. Textsammlung mit Übersetzungen und Kommentaren, Band 1: Prolegomena, Abkürzungen, Bibliographie, Einleitung, Indices, Karten, Tafeln, Göttingen 2010 (= Novum Testamentum et Orbis Antiquus / Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 83), 1-7, hier 3-6; Schuol, Indien 103.

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Letzte Bearbeitung:

14.01.2023 14:33


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/einzelanzeige.php?id=2462 [zuletzt aufgerufen am 29.11.2024]

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