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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Trallis

Name (modern):

Aydın

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XV     Hierapoli     
Toponym nachher XXVIII     Socratu      VI     Laudicium pilycum     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B5

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Tralleis 2

Barrington Atlas:

Tralles/Dia/Seleuceia ad Maeandrum/Kaisareia (61 F2)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Trallis

Levi:

 

Ravennat:

 

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Τράλλεις (Τράλλιος) (5,2,15)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

frühe Kaiserzeit (einschließlich Flavier)

Begründung zur Datierung:

Namensform seit dem 1. Jh. n. Chr. literar. belegt.

Kommentar zum Toponym:

Der Ort ist hier auf der TP falsch eingetragen. Er liegt in Wirklichkeit westl. der vorangehenden Station Hierapoli, und zwar auf der Strecke zwischen 8B5 Magnesia und 951 Antiochie (Antiochia ad Maeandrum; s. ItMiller 725f; BAtlas, s. o.), die aufgrund des gestauchten Kartenformats, ebenfalls zu weit rechts eingetragen sind, und zwar rechts darunter. „Trallis“ ist also anscheinend versehentlich eine Zeile nach oben verrutscht? (Weniger wahrscheinlich ist eine Verwechslung mit Τράλλης in der Eparchie Lydia Hierokl. synekd. 670,3; Notit. Episc. 3,102 u. ö., s. dazu Zgusta 1984, 632 mit Lit.).

Bei „Trallis“ handelt es sich um eine Nebenform, vereinzelt belegt seit dem 1. Jh. n. Chr., z. B.
- Τράλλις, -ιος (-εος), z. B. Orac. Sibyll. 5,289 Τράλλις δ’ ἡ γείτων Ἐφέσου σεισμῷ καταλύσει / τείχεά τ’ εὐποίητ’ ἀνδρῶν τε λεὼν βαρυθύμων; Etymol. Magn.; Agathias 2,17; Steph. Byz. s. v. Τράλλις Stadt in Lydia am Maeander, vormals wegen ihres Blütenreichtums Polyantheia genannt, mit dem Beinamen Erymna (= Festung, wohl ein Missverständnis der unten zitierten Strabostelle, s. comm. Billerbeck ad loc.): πόλις Λυδίας πρὸς τῷ Μαιάνδρῳ ποταμῷ, ἡ πρότερον Πολυάνθεια διὰ τὸ πολλὰ ἄνθη ἐκεῖ πεφυκέναι. ἐκαλεῖτο καὶ Ἐρυμνά.
- Trallis Plin. nat. 5,108; unter den berühmten Städten im Inneren Carias: Trallis eadem Euanthia (vgl. Steph. Byz.) et Seleucia (s. u.) et Antiochia (wohl irrtümlich, s. Ruge 2102) dicta; adluitur Eudone amne, perfunditur Thebaite; 6,215; 35,161

Übliche Form:
- αἱ Τράλλεις, ‑εων, zahlreiche Belege seit Xen. an. 1,4,8; hell. 3,2,19 εἰς Τράλλεις τῆς Καρίας (erste literar. Erwähnung des Ortes), z. B. Strabo 14,1,42 lobt die Straße von Magnesia nach Tralleis und beschreibt die auf einer Anhöhe gelegene, natürlich befestigte Stadt als gut organisiert und wohlhabend: ἵδρυται δ’ ἡ μὲν τῶν Τραλλιανῶν πόλις ἐπὶ τραπεζίου τινὸς ἄκραν ἔχοντος ἐρυμνήν (καὶ τὰ κύκλῳ δ’ ἱκανῶς εὐερκῆ)· συνοικεῖται δὲ καλῶς εἴ τις ἄλλη τῶν κατὰ τὴν Ἀσίαν, ὑπὸ εὐπόρων ἀνθρώπων. Strabo nennt einige ihrer prominenten Bürger. Er hält den Ort für eine Gründung der Argiver und des thrakischen Stammes der Trallier; Diod. 14,36,2; Ioseph. ant. 14,245; Plut. Caes. 47; Arr. anab. 1,18,1; 1,23,6; Ptol. 5,2,15 Τράλλεις (Τράλλιος) als Stadt in Karia; Cass. Dio 41,61,4 ἐπὶ Τράλλεις τῆς Ἰωνίας; Athen. 2,17; Hierokl. synekd. 659,5 (zur Eparchie Asia); Eustath. Dion. perieg. 1153; Etym. Magn.; Notit. Episc. (s. u.).
- Tralles, -ium z. B. Cic. Flacc. 57 u. ö.; Caes. civ. 3,105,5 item Trallibus in templo uictoriae ubi Caesaris statuam consecrauerant palma … inter coagmenta lapidum ex pauimento exstitisse ostendebatur; Vitr. 2,8,9; Liv. 37,45; Val. Max. 1,6,12; 4,1,13; Plin. nat. 5,114 Trallibus; 7,34 u. ö.

- Τράλεις vereinzelt auf Münzen, Inschriften und in kirchlichen Quellen, Belege s. Ruge, RE 2101)

Weitere Namen:
- Im 3. Jh. bis Mitte 2. Jh. v. Chr. Seleucia/Seleukeia (ἀπὸ Μαιάνδρου) Plin. nat. 5,108 (einziger literar. Beleg; inschriftl. Belege s. Ruge, RE 2102; Cohen 1995, 266).
- Ab 25 v. Chr. ein Jh. lang mit dem Beinamen Kaisáreia auf Münzen und Inschriften (Lit. s. Cohen 1995, 268), vgl. Strabo 14,1,42; Suet. Tib. 8; Agathias 2,17.
- Zu diversen preisenden Epitheta s. Ruge, RE 2107f.

Antike Monographien zu Ortsgeschichte: Apollonios aus Aphrodisias (s. Suida s. v. A.), Christodoros aus Koptos; s. auch Agathias hist. 2,17 (s. Ruge, RE 2101)
Gründungslegenden bei Plut. quaest. Graec. 46

Weitere Belege zu den diversen Namensformen und ihren graphischen Abweichungen s. Ruge, RE 2020f. Zur Diskussion, ob der Name thrakischen oder karischen Ursprungs sei, s. Zgusta 1984, 630f.

Stadt im Tal des mittleren Maiandros am Südfuß der Mes(s)ogis, laut Strabo 14,1,42 im Grenzgebiet von Ionia, Lydia (beide Namen fehlen auf der TP) und Caria (auf der TP zu weit rechts in 9B1, bedingt durch das gestauchte Kartenformat) in befestigter auf einem Hügel oberhalb des heutigen Aydın.
Gründung von Siedlern aus der Argolis; Gründungslegenden (Plut. quaest. Gr. 46) weisen auf hohes Alter. 401 v. Chr. Internierungsort der Familien abtrünniger griech. Kommandanten aus dem Heer des Kyros d. J. (Xen. an. 1,4,8), 397 Rückzugsquartier der Truppen des Tissaphernes (Xen. hell. 3,2,19). Unterwarf sich 334 v. Chr. Alexandros d. Gr. (Arr. an. 1,18,1; 1,23,6) und wurde 313 von Antigonos Monophthalmos erobert (Diod. 19,75,5). 301 fiel die Stadt mit Westkleinasien an Lysimachos, 281 an Seleukos und wurde im 3. Jh. v. Chr. Seleúkeia benannt (Plin. nat. 5,109). 204 Steuererlass durch Antiochos III.
Ergab sich 190 den Römern (Liv. 37,45,1) und fiel 188 an Pergamon (Polyb. 21,46,10; Liv. 38,39,16). Griech Polisverfassung und (kommunale) Autonomie; unter den Attaliden eine der wichtigsten Münzstätten.
133 v. Chr. zu Rom; unterwarf sich 88 Mithradates VI. und ließ Massaker an den dort schon zahreich lebenden Römern zu (Cic. Flacc. 57; 71); damals kurzzeitig von Tyrannen beherrscht (Strabo 14,1,42; Cass. Dio 30-35,101,1).
Nach schweren Erdbeben 25 v. Chr. sorgte Augustus für den Wiederaufbau (Strabo 14,1,42; Suet. Tib. 8; Agathias 2,17) und wurde zum Dank als (Neu-)Gründer verehrt; daher ein Jh. lang der Beiname Kaisareia. 129 n. Chr. Besuch Hadrians, der gleichfalls als Gründer der Stadt geehrt wurde.
Die Rhetorikschule genoß unterschiedliche Wertschätzung (Cic. orat. 234; Sen. contr. 10,5,21). Heimat des Schriftstellers Phlegon. Export von Keramikwaren (Plin. nat. 35,161). Die Hauptgottheit war Zeus Larasios.
Jüd. Gemeinde (Ios. ant. Iud. 14,242) und früh eine Christengemeinde; Bischöfe seit dem 2. Jh. n. Chr. bezeugt (Suffragan von Ephesos, Hierokl. Synekd. 659,5; Not. episc. 1,95; 3,15; 7,85). Im Bergland hielten sich die alten Kulte bis ins 6. Jh. n. Chr. (s. Kaletsch, DNP).
Zu den zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt (z. B. dem Redner Asinius Pollio, dem Bildhauer Apollonios, dem Arzt Alexandros u. v. a.) s. Ruge, RE 2114f.

Mehrere Grabungsprojekte, zuletzt seit 2012 geleitet von Aslı Saraçoğlu.
Zahlreiche antike Reste, z. B. Gymnasion, Bäder, Agora, Stadion, Theater, Säulenreihe, Tempel, Nekropole. Literaturangaben s. unter https://arachne.uni-koeln.de/arachne/index.php?view[layout]=topographie_item&search[constraints][topographie][searchSeriennummer]=8002349

Inschriften: F. B. Poljakov: Die Inschriften von Tralleis und Nysa, Bd. 1 (= IK 36,1), Bonn 1989. Ausführliche Zusammenstellung bei Ruge, RE 2093-2100.

- Meilenangabe nach So[ - ? - ]tu: XXVIII (28)
- Meilenangabe nach Laudicium pilycum: VI (6),
dazwischen eine leere Chicane. Die Straßenlinie hat hier eine seltsame Form und das Toponym „Trallis“ ist etwas vor die Ortschicane gerutscht, wie um der Straßengabelung danach auszuweichen. Die Meilenangabe VI wäre passend für die Strecke von Hierapoli nach 9B1 Laudicium pilycium (Laodicea ad Lycum), vgl. ItAnt 337,2, aber natürlich nicht für das hier fehlplacierte Trallis (s. o.), ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Streckenführung hier in Unordnung geraten ist (s. Kommentar Talbert https://www.cambridge.org/us/talbert/talbertdatabase/TPPlace2183.html).




Kommentar (Talbert):
In order to accommodate the fork which occurs on the stretch, the name is placed at the end of the preceding (Hierapoli) stretch.
-> Stretch to Lavdicivm pilycvm
One stretch is drawn as two.
The chicane for the second stretch turns up, not down. The presentation of routes hereabouts has without doubt become badly confused. A figure of VI (6 miles), if correctly preserved, would be accurate for the distance on the ground from Hierapoli into Lavdicivm pilycvm (compare ItAnt 337,2), but not from Trallis.

Miller, Itineraria, Sp. 725-26:
[Tralles] (I: CIL III 444 - hier gefunden), Tralleis (Xen, St, Diod, Polyb, Pt, Caes, Hl), ὁ Τράλεων - Τράλλεων (ne), Trallis (Pt), Trallianoi (I:CIL III 7146 - hier gefunden; 12323 - gefunden in Samothracae); in einer sehr fruchtbaren Gegend am Eudon (Nebenfluß des Mäander), 80 st vom Mäander entfernt und nach Pl. vom Thebais durchflossen, auf einer 4eckigen Anhöhe am Abhang des M. Mesogis, mit der noch höher gelegenen Burg. Blühend durch Handel. Im Victoriatempel war Jul. Caesaris Statue aufgestellt; ein bei Cäsars Anwesenheit geschehenes Wunder berichten Caes, B. C. 3, 105, Plut, Val Max. An einer wichtigen Straßenkreuzung gelegen;
j. Aidin Güselhissar.
Iss: CIL III 444-446. 7146. 7147. 13682. CIG 2919-2942. Bei Tralles (Omerbeili) 1 Meilenstein mit Entfernung 29 gefunden: CIL III 479; 2 Stunden westlich von Tralles 1 Stein mit Entfernung 31 (ib. 7206), 3 Stunden davon 1 Stein: ἀπο Εφέσου 30 (ib. 6094 - auf der Rückseite die Zahl 2, von Tralles; cf. 14202).
56 (so Bt, Bg, Ve, die neueren lesen 71; die alte Lesart ist richtig, 71 unmöglich); der Konsul Manlius brauchte 5 Tagesmärsche von Magnesia nach Antiochia (Liv).

Literatur:

Çekilmez, Murat: Tralleis güney nekropolü terrakotta figürinleri, Aydın 2017.

Cohen, Getzel M.: The Hellenistic settlements in Europe, the Islands and Asia Minor, Berkeley u. a. 1995, 265-268.

Flensted-Jensen, P.: 941. Tralleis, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1135.

Kaletsch, H.: Tralleis 2, in: von Bredow, Iris and Kaletsch, Hans, “Tralleis”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 02 September 2021
First published online: 2006.

Miller, Itineraria, Sp. 725.

Ruge, W.: Talleis 2, RE II 6,2 (1937), 2093-2128.

Saraçoğlu, Aslı: Tralleis Sütunlu Caddesi Kazı ve Restorasyon Çalışmaları, in: Dündar, Erkan et. al. (Hgg.): Lykiarkhissa : Festschrift für Havva İşkan, Istanbul 2016, 675-686.

Saraçoğlu, Aslı: A Funerary Construction in the Western Necropolis of Tralleis, Epigraphica 50 (2017), 17-20.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 630-632.

   [Standard-Literatur-Liste im PDF-Format]

Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 16:53


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1287 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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