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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Ela

Name (modern):

Kazıkbağları

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher XVI     Pergamo     X     Attalia     
Toponym nachher XII     Mirinna     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname ohne Symbol

Planquadrat:

8B4

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

---

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

 

RE:

Elaia 1

Barrington Atlas:

Elaea (56 E4)

TIR / TIB /sonstiges:

 

Miller:

Ela

Levi:

 

Ravennat:

Helea (p. 30,58); Elea (p. 91,23)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Ἐλαία (5,2,6)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Spätantike (ab Diokletian & 4. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Dass die in hellenist. Zeit bedeutende Hafenstadt nicht durch eine Vignette ausgezeichnet ist, könnte (sofern man nicht eine versehentliche Auslassung annimmt) vielleicht am ehesten auf die Zeit der Verlandung des Hafens im 3./4. Jh. (nach dem 3. Jh. sind auch keine eigenen Münzprägungen mehr belegt), evtl. vor dessen Preisgabe im 5. Jh. hinweisen. Auch die verstümmelte Namensform könnte zu einem solch späten Datum passen.

Kommentar zum Toponym:

Namensform sonst nicht überliefert, verstümmelt aus Ἐλαία/Elaea oder Elea.
Der Name leitet sich von Olivenbäumen her (s. Philippson, RE 2222), was auf eine bedeutende Ölproduktion schließen lässt.

Ähnlichste Namensform:
- Elea Rav 5,9 p. 91,23; Guido 99; so auch in manchen Handschriften z. B. bei Liv. und Mela
- Hyperkorrektur dazu: Helea Rav 2,18 p. 30,58.
Folglich war das Toponym wahrscheinlich schon in der gemeinsamen Vorlage von TP, Rav und Guido zu Elea verschrieben (oder handelt es sich um eine späte Nebenform?) und wurde auf der TP weiter zu Ela verstümmelt.

Übliche Formen:
- Ἐλαία, belegt seit Ps.-Skyl. 98,2 μετὰ Πιτάνην Ἐλαία, Γρύνειον, Ἀχαιῶν Λιμήν, z. B.
Polyb. 21,10,2; 32,15,9f u. ö.; Strabo 13,1,69 Μεταξὺ δὲ Ἐλαίας τε καὶ Πιτάνης καὶ Ἀταρνέως καὶ Περγάμου Τευθρανία ἐστί (als Ort in der Nähe von Teuthrania erwähnt; die Region Elaitis wird 13,1,69 nördlich des Kane-Gebirges angesetzt); 13,3,5 unter den äolischen Städten am Elaitischen Golf, 70 Stadien von Grynion entfernt, Hafen und Flottenstützpunkt der Attalischen Könige, Gründung des Menestheus und der Athener, die mit ihm nach Troja gezogen waren; gefolgt von den Orten Pitane und Artaneus: εἶτα πολίχνιον Μυριναίων Γρύνιον καὶ ἱερὸν Ἀπόλλωνος καὶ μαντεῖον ἀρχαῖον καὶ νεὼς πολυτελὴς λίθου λευκοῦ. στάδιοι δ´ ἐπ´ αὐτὴν τετταράκοντα, εἶθ´ ἑβδομήκοντα εἰς Ἐλαίαν λιμένα ἔχουσαν καὶ ναύσταθμον τῶν Ἀτταλικῶν βασιλέων, Μενεσθέως κτίσμα καὶ τῶν σὺν αὐτῷ Ἀθηναίων τῶν συστρατευσάντων ἐπὶ Ἴλιον. τὰ δ´ ἑξῆς εἴρηται τὰ περὶ Πιτάνην καὶ Ἀταρνέα καὶ τἆλλα τὰ ταύτῃ; Plut. Phoc. 18; Ptol. 5,2,6; Galen antidot. 1,4 (vol. 14, p. 22 sq. Kühn) erwähnt einen thymianbewachsenen Hügel zwischen Pergamon und der Küstenstadt Elaia, wo ein hervorragender Honig produziert wird: καὶ γὰρ οὖν ἐν τῇ παρ´ ἡμῖν χώρᾳ τῇ μεταξὺ Περγάμου τε καὶ τῆς ἐπὶ θαλάττῃ πόλεως Ἐλαίας ἔστι τις λόφος θύμων μεστὸς, ἐν ᾧ κάλλιστον αἱ μέλιτται συντιθέασι μέλι; Pausan. perieg. 9,5,14 kultisch verehrtes Grabmal des Heroen Thersander, der von Telephos bei Elaia getötet worden sein soll, auf dem Marktplatz der Stadt: καί οἱ τὸ μνῆμα ἐς Καΐκου πεδίον ἐλαύνοντί ἐ,στιν ἐν Ἐλαίᾳ πόλει, λίθος ὁ ἐν τῷ ὑπαίθρῳ τῆς ἀγορᾶς· καὶ ἐναγίζειν οἱ ἐπιχώριοί φασιν αὐτῷ; Ael. Aristid. hier. log. 2,78 (nahm ein Heilbad im Meer); 2,80; Steph. Byz. äol. Stadt in Asia, Hafen von Pergamon, auch Danais (?) genannt, eine Gründung des Heroen Menestheus: πόλις τῆς Ἀσίας Αἰολική, Περγαμηνῶν ἐπίνειον, ἣ καὶ Δαναΐς (κιδαινίς RQPN; zu weiteren Lesarten und Konjekturen s. Billerbeck apparat. ad loc. und Philippson, RE 2222) ὠνομάζετο, Μενεσθέως κτίσμα; Hierokl. synekd. 661,6 in der Eparchie Asia; Georg. Synkell. chron. 1,655 Bonn = 423 Mosshammer;
IG I³ 268,ii,28
- Elaea Liv. 35,13; 36,43,12; 37,18ff; 37,37 u. ö.; Val. Max. 3,2,12; Mela 1,90 Caicus inter Elaean (so Frick; überliefert ist elean) decurrit et Pitanen; Plin. nat. 5,121 unter den Küstenstädten Aoliens, ehemals Mysiens, beim Fluss Caicus aufgeführt: oppidum Elaea et ex Mysia veniens Caicus amnis; nat. 5,126 praefluit Cetius profusus Pindaso monte. abest haud procul Elaea, quam in litore diximus; Frontin. strat. 4,5,16 (vgl. Val. Max. 3,2,12 u. a., berühmtes exemplum) P. Crassus, cum bellum aduersus Aristonicum in Asia gerens inter Elaeam (so Gronow; überliefert ist (a)eliam αγLς und (h)elyam Tς) et Myrinam in hostium copias incidisset … dedecus seruitutis, ut uoluerat, effugit.

Weitere Nebenform:
´Ελαιέα (IG I³ 266,i,17).

Alternativer Name:
Δαναΐς ? Steph. Byz. (s. o.)

Die Stadt lag in Wirklichkeit an der Westküste der Aiolis, im Süden des Pindasos-Gebirge (was aus der TP nicht hervorgeht), im Inneren der nach ihr benannten Bucht (Elaeticus sinus), die auf der TP in der stilisierten Küstenlinie nicht eigens hervorgehoben ist, und zwar 12 Stadien südöstlich der Mündung des Kaikos (8B3 [Fl Caicus]), der auf der TP äußerst ungenau eingezeichnet ist, falls er ist, der sich hinter dem namenlosen Fluss, no. 104 verbirgt. Elaia lag in Wirklichkeit 26 km südwestl. von Pergamon (8B3 Pergamo), mit dem es, wie auch auf der TP angedeutet, durch eine Straße verbunden war, die eigentlich bequem entlang des Kaikostals verlief (s. Külzer 2016, 58).

Der Sage nach eine Gründung des Menestheus (Strabo 13,3,5; Steph. Byz.), eines myth. Königs von Attika, was laut Bürchner, RE 2222 auf eine sehr alte athenische Gründung weist. Mitglied des Attisch-Delischen Seebundes als Teil des Ionischen Phoros (z. B. IG I³ 266,I,17; s. dazu Rubinstein 2004, 1041) mit einem nur geringen Beitrag, was gegen eine große Bedeutung in klassischer Zeit spricht (s. Pirson 2014, 339).
Von Alexander d. Gr. in Besitz genommen (Plut. Phoc. 18), dann unter der Herrschaft der pergamenischen Könige. Im 3./2. Jh. v. Chr. Blütezeit als Handelshafen und Flottenstützpunkt von Pergamon. 190 v. Chr. durch Antiochos von Syrien belagert, der das Gebiet verwüstete (Polyb. 21,10; Liv. 27,18f). 156 v. Chr. vergebliche Belagerung durch Prusias von Bithynien (Liv. 32,27). 90 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört (s. Bürchner, RE 2223).
Der Hafen wurde in hellenist. und röm. Zeit rege genutzt, allerdings weisen die archäolog. Funde schon ab Beginn der römischen Herrschaft 133 v. Chr. auf eine Stagnation hin. In der römischen Kaiserzeit setzte sich diese negative Entwicklung bedingt durch den Bedeutungsverlust Pergamons fort, was sich im Rückgang der Keramikfunde des 1. Jh.s v. - 1. Jh.s n. Chr., in der Abnahme der Fundstellen im agrarischen Hinterland und in der bereits im 2. Jh. n. Chr. fortschreitenden Verwaldung der Gegend widerspiegelt (s. Pirson 2014, 354f). Der Hafen verlandete im 3. und 4. Jh. n. Chr., bis er im 5. Jh. unbenutzbar war und aufgegeben wurde, wobei sich einige der Bürger, anscheinend aus Furcht vor Piraten, weiter landeinwärts beim heutigen Püsküllü Tepeler ansiedelten (dazu ausführlich Seeliger et al. 2013 und zuletzt 2019).
Seit dem 5. Jh. als Bischofssitz belegt als Suffragan von Ephesos (s. dazu Külzer 2016, 61).
Archäolog. Funde lasssen vermuten, dass der Ort vor seiner endgültigen Aufgabe im 6.–7. Jahrhundert n. Chr. noch eine Phase als Gewerbezentrum mit Keramikproduktion und Salzgewinnung durchlaufen hat (s. Pirson 2014, 356).

Archäolog. Funde: Nur wenige archäologische Reste: u. a. Nekropole, Teile der Stadtmauern, wenige Gebäudereste im inneren (dazu Pirson 2014 mit Beschreibung der antiken Stadtstruktur, die untergliedert war in einen nördlichen Teil mit reicheren Funden und einen südlichen, sowie Pirson 2015), vor allem aber drei Hafenanlagen. Seit 2006-2011 wurden Elaia und sein Hafen vom Deutschen Archäologischen Institut erforscht: Zwei Hafenmolen aus frühhellenist. Zeit (dazu Seeliger et al. 2013; Feuser/Pirson/Seeliger 2018; Seeliger et al. 2019 mit Forschungsüberblick S. 228f). 1 km südl. des antiken Hafenbeckens aquatische Mauerstrukturen aus dem 4.-6. Jh. n. Chr., die sehr wahrscheinlich zur Salzgewinnung dienten (dazu Seeliger et al. 2014).
Zur Stadtentwicklung s. auch Feuser/Mania/Pirson 2020.

Inschriften CIG II 3531ff; Fraenkel, Inschriften von Pergamon 1890, Nr. 246ff.

Münzen: Eigene Prägungen von Mitte 5. – 4. Jh. v. Chr. und von Augustus bis zum 3. Jh. n. Chr.: Head-Svoronos HN II, 86ff; Imhoof-Blumer, Kleinasiat. Münzen I,46f; 510; SNG Cop. Aeolis 177ff.

Meilenangabe nach Mirinna: XII (12).





Miller, Itineraria, Sp. 700:
Ela, it. und Helea (Ra), Elea (Gu), Elaea (Scyl, St, Pt, Ml, Pl, Liv), ὁ Ἐλαίας und Ἐλέας (ne); alte Stadt, angeblich von Menestheus gegründet (Münzen mit dessen Kopf und Namen); am Flusse Caïcus, 12 st von seiner Mündung, hieß ehemals Cidaenis (Steph); später mit großem, schönem Hafen, welcher als Hafen von Pergamum galt (St); am Sinus Elaiticus (St) gelegen (j. MB von Sanderli oder Tschanderli); j. im innersten Meerbusen Ruinen (bei Jalva) bei Kilissaköi. Iss: CIL III 7094. 7095. CIG 3533. 3534. Hier a. 1888 1 griechischer Meilenstein von Vespasian gefunden ἀπὸ Εφ πη (88).
Abzweigung über Pergamo nach Prusias einerseits, Cyzico andererseits (Strecke 101).
Dazwischen Grynium; von da 40 st nach Mirinna (Pl).
12, 90 st (St).

Literatur:

Feuser, Stefan/Pirson, Felix/Seeliger, Martin: The Harbour Zones of Elaia – The Maritime city of Pergamon, in: Carnap-Bornheim, Claus v./Daim, Falko/Ettel, Peter/Warnke, Ursula (Hgg.): Harbours as objects of interdisciplinary research - Archaeology + history + geosciences: international conference at the Christian-Albrechts-University in Kiel, 30.09.-3.10.2015, within the framework of the Special Research Programme (DFG-SPP 1630) "Harbours from the Roman Period to the Middle Ages", Mainz 2018, 91-103.

Feuser, Stefan/Mania, Ulrich/Pirson, Felix: Stadtentwicklung und städtische Physiognomie im Kontext von Mikroregion oder Kulturlandschaft? Das Beispiel Elaia, in: Mohr, Eva-Maria/Rheidt, Klaus/Arslan, Nurettin (Hgg.): Urbanism and Architecture in Ancient Aiolis (= Asia Minor Studien 95), Bonn 2020, 203-216.

Fraenkel, Max: Die Inschriften von Pergamon, Berlin 1890, 153ff.
https://archive.org/details/dieinschriftenvo01fruoft/page/152/mode/2up.

Külzer, Andreas: Jenseits von Ephesos: Hafenanlagen an der kleinasiatischen Westküste
in spätantiker und byzantinischer Zeit, in: North meets East 3: aktuelle Foschungen zu antiken Häfen; ein Workshop veranstaltet von Julia Daum und Martina Seifert an der Universität Hamburg vom 15. bis 17. März 2016 (= Gateways 6), Aachen 2016, 49-73.

Bürchner, L..: Elaia 1, RE 5,2 (1905), 2222f.

Miller, Itineraria, Sp. 700.

Pirson, F.: Elaia, der maritime Satellit Pergamons, Istanbuler Mitteilungen 54 (2004), 197–213.

Pirson, F.: Elaia, der (maritime) Satellit Pergamons, Byzas 19 (2014), 339–356.

Pirson, F.: Stadt und Umland von Pergamon, in: Yalçın, Ü./Bienert, H.-D. (Hgg.): Anatolien – Brücke der Kulturen: Aktuelle Forschungen und Perspektiven in den deutsch–türkischen Altertumswissenschaften, Bochum – Bonn 2015, 289–310.

Radt, Wolfgang: Pergamon: Geschichte und Bauten einer antiken Metropole, Darmstadt ³2016.

Rubinstein, Lene: 807. Elaia, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1040f.

Seeliger, Martin et al.: Taken from the sea, reclaimed by the sea: The fate of the closed harbour of Elaia, the maritime satellite city of Pergamum (Turkey), Quaternary International 316 (2013), 73-93.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1040618213001377.

Seeliger, Martin et al.: The Purpose and Age of Underwater Walls in the Bay of Elaia of Western Turkey: A Multidisciplinary Approach, Geoarchaeology: An International Journal 29 (2014), 138–155.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/gea.21471.

Seeliger, Martin et al.: Elaia, Pergamon´s maritime satellite: the rise and fall of an ancient harbour city shaped by shoreline migration, Journal of Quaternary Science 34 (2019), 228–244.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jqs.3091.

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Letzte Bearbeitung:

12.12.2022 16:29


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1324 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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