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Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana - Rom

Tabula Peutingeriana – Einzelanzeige

Toponym TP (aufgelöst):

Sidi

Name (modern):

Selimiye, ehem. Eski Antalya

Bild:
Zum Bildausschnitt auf der gesamten TP
Toponym vorher LXXX     Antiochia pisidia     XVII     Aspendo     
Toponym nachher -     Selinunte     
Alternatives Bild ---
Bild (Barrington)
Großraum:

Asia Minor

Toponym Typus:

Ortsname mit Symbol

Planquadrat:

9B2

Farbe des Toponyms:

schwarz

Vignette Typus :

A Doppelturm

Itinerar (ed. Cuntz):

 

Alternativer Name (Lexika):

Side (DNP)

RE:

Side 3

Barrington Atlas:

Side (65 F4)

TIR / TIB /sonstiges:

Side͞ (TIB 8, 373-394)

Miller:

Sidi

Levi:

Sidi (A,II,2)

Ravennat:

Side (p. 30,13; 90,45)

Ptolemaios (ed. Stückelberger / Grasshoff):

Σίδη* (5,5,2; 8,17,31)

Plinius:

 

Strabo:

 

Datierung des Toponyms auf der TP:

Kaiserzeit (2. Jh.)

Begründung zur Datierung:

Datierung: Vignette verweist wohl entweder auf die erste Blüte von 169 bis Ende des 2. v. Chr. oder auf die zweite ab der Kaiserzeit (2./3. Jh.), die itazistische (?) Namensform vielleicht eher auf eine spätere Zeit, besonders ab Ende 3. Jh., als Side Metropolis wurde und die konkurrierende Stadt Perge ausstach, die auf der TP keine Vignette aufweist.

Kommentar zum Toponym:

Namensform nur hier belegt, verschrieben vielleicht aufgrund itazistischer Aussprache.

Übliche Namensform:
- Σίδη, belegt seit Hekat. BNJ 1 F 262 = Steph. Byz. s. v. Σίδη· πόλις Παμφυλίας, ὡς ῾Εκαταῖος ᾽Ασίαι (Stadt in Asia), z. B. Ps.-Skyl. 101 ἄλλη πόλις Σίδη, Κυμαίων ἀποικία, καὶ λιμήν (Stadt mit Hafen in Pamphylia, Kolonie der Kymäer); Polyb. 5,73,3 οἱ τῆς Πισιδικῆς τὴν ὑπὲρ Σίδης ὀρεινὴν κατοικοῦντες; Strabo 14,4,2 εἶτα Σίδη, Κυμαίων ἄποικος· ἔχει δ´ ἀξιολογώτατον Ἀθηνᾶς ἱερόν. πλησίον δ´ ἐστὶ καὶ ἡ Κιβυρατῶν παραλία τῶν μικρῶν. εἶθ´ ὁ Μέλας ποταμὸς καὶ ὕφορμος; Arr. an. 1,26,4f; Diogenian. paroem. Centuria 3,52 Ὁ ἐν Σίδῃ μοι λιμὴν γέγονεν: ἐπὶ τῶν δεινῶν καὶ ἀνηνύτων λέγεται, ὁμοία τῇ λεγούσῃ· Πλίνθον πλύνεις. διότι ὁ ἐν Σίδῃ λιμὴν καθαιρόμενος ὑπὸ πνευμάτων τε καὶ κυμάτων πάλιν πληροῦται, καὶ ἄλλως ἐνορμισθῆναι χαλεπός (Hafen von Side sprichwörtl. für ein schwieriges Dauerproblem); Ptol. 5,5,2 Σίδη* (zu Pamphylia); 8,17,31; Stadiasmos 814f; Pausan. 8,28,3; Dexippos frg. 23 Ἐπολιόρκουν οἱ Σκύθαι τὴν Σίδην· πόλις δὲ αὕτη τῶν ἐν Λυκίᾳ (über die Belagerung durch die Goten); Sokr. schol. hist. eccl. 7,27,1; Steph. Byz. Σίδη· πόλις Παμφυλίας, ὡς ῾Εκαταῖος ᾽Ασίαι (zu Hekat. s. o.). κέκληται δὲ ἀπὸ Σίδης τῆς θυγατρὸς μὲν Ταύρου, γυναικὸς δὲ Κιμώλου, ἀφ᾽ οὗ ἡ νῆσος (Namensaition von der eponymen Tocher des Taurus, der Frau des Kimolos).
- Side Liv. 35,8,6; 13,5; Mela 1,78f (zu Pamphylia) oppidum Side; Mela 1,80 Lycia … Sidae portu et Tauri promunturio grandem sinum claudit; Plin. nat. 5,96 (unter den oppida Pamphylias); Amm. 14,2,8-11; Rav 2,18 p. 30,13 Cybira – Side - Itenna; 5,8 p. 90,45 Cibira – Side – Enmidion; Avien. perieg. 1011 prope celsam surgit in arcem / Prisca Side: fomes calidis adoletur in aris / Saepe Dionaeae Veneri
- griech. Akk. Siden Iun. Philos. 45 GGM II 522 Pamphylia … duas habet Pergen et Siden splendidas civitates
- verschrieben zu Silde Guido 96 Cibira – Silde – Eurimidon

Weitere Namensform:
- Σώδι Hierokl. synekd. 686,2 (Metropolis von Pamhylia I).

Die Lage mitten am Pamphyl. Golf ist auf der TP hier einmal durch eine Einbuchtung der ansonsten stark stilisiert dargestellten Küstenlinie angedeutet.

Hafenstadt an der Ostküste Pamphylias (Plin. nat. 5,96; Ptol. 5,5,2), das auf der TP nicht vermerkt ist, 10 km westl. der Mündung des Melas (9B2 river, no. 114, rechts von Sidi) heute: Manavgat Çayı) auf einer flachen Halbinsel. Der Flußhafen (Manaua am Melas) und bes. der Seehafen führten im Hell., v. a. aber in der röm. Kaiserzeit zu großer Blüte (u. a. Fährverkehr nach Zypern, Werften); allerdings musste der Hafen ständig von Versandung gereinigt werden und die Einfahrt war sprichwörtlich schwierig (Diogenian. paroem. 3,32; s. TIB 373 mit Lit.).
Schon vorgriech. besiedelt, wie u. a. der Name („Granatapfel“, s. Zgusta 1984, 564f) und die bis in späthell. Zeit hier gesprochene luwische Sprache, das Sidetische bezeugen.
Nach ant. Überlieferung (Ps.-Skyl. 101; Arr. an. 1,26,4; Strabo 14,4,2) Kolonie von Kyme. Mitte des 6. Jh. v. Chr. unter lyd. (Hdt. 1,28), dann persischer Herrschaft bis zur Besetzung durch Alexander d. Gr. 334/3. Nach kurzer Zugehörigkeit zu Antigonos ptolemäisch (301-218), anschließend bis 189 v. Chr. seleukid. (Liv. 35,8,6; 13,5).
Die symmachía mit Rom seit 169 v. Chr. führte zu einer wirtschaftlichen Blüte, die ihrerseits eine gewisse polit. Selbständigkeit begünstigte. Vermutlich datieren die älteren Teile der Stadtmauer in diese Zeit. Ende 2. Jh. - 67 v. Chr. Hafenbenutzung durch Piraten, auch Sklavenumschlagplatz (Strabo 14,3,2). 42 v. Chr. dem galatischen Königreich des Deiotaros zugeschlagen (Cass. Dio 49,32,3; 53,26,3 (s. Martini, DNP mit Lit.). Ab 73/74 n. Chr. Teil der röm. Provinz Lycia (roter Schriftzug in 9B1) und Pamphylia (s. TIB 374) und Flottenstützpunkt gegen die Seeräuber.
In der röm. Kaiserzeit (bes. im 2. und 3. Jh.) erneute Blüte als Handelsstadt (u. a. Sklavenmarkt). Neugestaltung unter Claudius, z. B. monumentale Säulenstraßen. Im Tempelbezirk südl. des Hafens dürften Athena und Apollon als Hauptgottheiten verehrt worden sein. Für das späte 1. Jh. n. Chr. dokumentiert ein Monument für Vespasianus besondere Beziehungen zum flavischen Kaiserhaus. Ab der Mitte des 2. Jh. n. Chr. grundlegende Umgestaltung (wohl der Aquaedukt und der verm. dem Kaiserkult gewidmete reich mit Skulpturen geschmückten Peristylbau mit dem sog. Kaisersaal). Wohl unter den Severen entanden der Tempel des Men (?) und das monumentale Nymphaeum. Zahlreiche Stiftungen von Agonen, Verleihung des Asylrechts an den Athena-Tempel (272/3) und der dritten Neokorie unter Valerianus dokumentieren die Prosperität in dieser Zeit. In dem Ehrentitel Nauarchís, Stadt eines Admirals, spiegelt sich die Bedeutung für Rom in den Perserkriegen als Flottenstützpunkt. Wahrscheinlich als Reaktion gegen die Bedrohung durch die Sāsāniden seit 260 und der Belagerung durch die Goti 269 (Dexippos frg. 23) Erneuerung der Stadtmauern.

Schon ab ca. 140 v. Chr. ist eine jüd. Gemeinde bezeugt (Makkabäer 1,15,15-24). Der erste Bischof ist für das ausgehende 3. Jh. bezeugt. Ab Ende 3. Jh. Metropolis. Konkurrenz zu 9B2 Perge, das im Gegensatz zu Sidi auf der TP keine Vignette hat und bis 537 n. Chr. Side nachgestellt ist (s. TIB 374 mit Belegen und Lit.).
Nach Abwehr isaurischer Überfälle (353-410; Amm. 14,2,8-11) dokumentieren die regen Baumaßnahmen zu E. des 5. Jh. eine neue Blüte die durch persische (611-628), v. a. aber durch arabische (seit 649) Überfälle endete (s. Martini, DNP).

Zur Geschichte s. Mansel, RE und Nollé 1993.

Reiche archäolog. Reste. Zur Grabungskampagne seit 2009 unter der Leitung von Peter Scherrer, Universität Graz s. Soykal Alanyali 2016 (mit Forschungsgeschichte und Bibliographie).

Inschriften: Nollé 1993 (IK 43).

Münzen: Nollé 1990 (Autonome Silbermünzen von Anf. 5. Jh. bis Alexander d. Gr.; während der Kaiserzeit bis 274 n. Chr. große lokale Münzstätte, vgl. TIB 374).

Meilenangabe nach Selinunte: fehlt
Kreuzender Fluss: (river, no. 114) [Fl Melas].




Kommentar (Talbert):
There is no telling whether or not the mapmaker also linked Sidi and Atalia, as would seem likely; see BAtlas 65 E4-F4.
-> Stretch to Selinvnte
River crossing: (river, no. 114)

Miller, Itineraria, Sp. 708:
Sidi, Side (Ra, It Al), Silde (Gu), Σίδη (Hecat, Scyl, Polyb, St, Paus, Pt, Stad, Liv, Ml, Pl), Einwohner Siditae, Σιδῖται (Liv, Arrian), Σώδί (Hl), ὁ Σίδης (ne – metropolis); äolische Kolonie, von Cumae aus gegründet, 50 st westlich vom Fluß Melas, mit einem guten Hafen, der besonders von Seeräubern benützt wurde (St); Hauptsitz des Minervakultes, deren Bildnis mit einem Granatapfel (σίδη) in der Hand die Münzen von Side zeigen, später Hauptstadt von Pamphylia I. (Hl); nach den Münzen wurden dort auch gymnastische Kampfspiele (Olympia) aufgeführt. Die Umgebung brachte gutes Öl hervor, j. Überreste in Eski. Adalia (Hadji Khalfa – ca. 1700? – kannte noch den Namen Side). Abzweigung nach Perge (Strecke 102), ferner nach Antiochia Pisidiae und Yconio (Strecke 106). Ra schiebt ein: Cybira (C. Pamphyliae) oder Cibira (Ra, Gu); j. Ruinen am Meere bei Kara Burun; hier sollte nach St Ptolemaϊs eingeschaltet werden, welches indes vielleicht landeinwärts liegt. […]

Literatur:

Alanyalı, Hüseyin Sabri: Side 2015 Yılı Kazı ve Araştırmaları=Excavations and Research at Side in 2015, Anadolu akdenizi arkeoloji haberleri 14 (2016), 137-147.
Keen, A. G./Fischer-Hansen, T.: 1004. Side, in: Hansen, Mogens Herman/Nielsen, Thomas Heine: An inventory of archaic and classical poleis, Oxford 2004, 1216f.

Kaymak, Gamze: Side P Tapınağı´nda. Yeni Araştırmalar, Yeni Bulgular ve Yeni Yorumlar / New Research, New Finds and New Interpretations at Temple P in Side, Adalya 18 (2015), 203-240.

Lohner-Urban, Ute: The Development and Function of the East Gate in Side, Pamphylia, in: Eisenberg, Michael et al. (Hgg.): The art of siege warfare and military architecture from the classical world to the Middle Ages, Oxford 2021, 91-100.

Mansel, A. M.: Die Ruinen von Side, Berlin 1963.

Mansel, A. M.: Side, RE Suppl. 10 (1965), 879-918.

Mansel, A. M., Side. 1947-1966 Yılları Kazıları ve Araştırmaları Sonuçları, Ankara 1978.

Martini, Wolfram, “Side”, in: Der Neue Pauly, Herausgegeben von: Hubert Cancik,, Helmuth Schneider (Antike), Manfred Landfester (Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte). Consulted online on 28 January 2022
First published online: 2006.

Miller, Itineraria, Sp. 708.

Nollé, J.: Side: Zur Geschichte einer kleinasiatischen Stadt in der römischen Kaiserzeit im Spiegel ihrer Münzen, Antike Welt 21 (1990), 244-265.

Nollé, J.: Side im Altertum, 2 Bd.e (IK 43 und 44), Bonn 1993 und 2001.

Nollé, J.: Side, Türkei: Ein neuentdeckter Kaiserbrief aus Side: Gallienus hilft Side bei einer Getreideknappheit. Die Arbeiten bis 2018, in: e-Forschungsberichte des DAI, Fasc.1 (2018).
https://publications.dainst.org/journals/index.php/efb/article/view/2121.

Soykal Alanyali, Feriştah: Side: Kaybolan Bir Kentin Yeniden Keşfinin Hikâyesi / Side:
The Story of Discovering the Lost City, Mediterranean Journal of Humanities 6,2 (2016) 17-28.
http://proje.akdeniz.edu.tr/mcri/mjh/6-2/MJH-12-2-Feristah_SOYKAL_ALANYALI.pdf.

Ruge, W.: Side 3, RE II 2,2 (1923), 2208f.

Zgusta, Ladislav: Kleinasiatische Ortsnamen, Heidelberg 1984, 564f.

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Letzte Bearbeitung:

18.12.2022 11:14


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https://www1.ku.de/ggf/ag/tabula_peutingeriana/trefferanzeige.php?id=1468 [zuletzt aufgerufen am 25.11.2024]

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